press release only in german

Am 7. September eröffnet die Galerie Max Hetzler ihre neuen Galerieräume in der Goethestraße 2/3 in Berlin-Charlottenburg mit einer Gruppenausstellung, in der Bilder, Collagen und Skulpturen von Albert Oehlen, Markus Oehlen, Joyce Pensato, Matthias Schaufler, John Sparagana und Rebecca Warren gezeigt werden. Gleichzeitig werden neue Werke von Albert Oehlen in den neuen Räumen in der Bleibtreustraße 45 in Berlin-Charlottenburg gezeigt.

Neben einer nichtakademischen Haltung verbindet die sechs in der Gruppenausstellung vereinten Künstler vor allem ein expressiver Gestus. Die Bildwerke bewegen sich zwischen Abstraktion und Figuration, kombinieren verschiedene Kunstgattungen und hinterfragen unseren konventionellen Realitätsbegriff.

Mit zwei Bildern aus der Serie Interieurs übersetzt Albert Oehlen das Spiel zwischen figürlicher Darstellung und Abstraktion in eine neue Ebene. Die großformatigen Leinwände werden mit Reklamefragmenten gestaltet, wobei die marktschreierischen, mit aufdringlichen Farbkontrasten arbeitenden Werbeanzeigen jene expressive, laute und ansprechende Rolle übernehmen, die in Oehlens älteren Werken der Malerei vorbehalten blieb. Der Titel Interieurs erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Durch den Kontrast von dicht und bunt gedruckten Preisanzeigen und monochromen Flächen oder nahsichtigen Oberflächenstrukturen verbinden sich die gewählten Ausschnitte zu einem illusionären, räumlichen Gefüge. In Kombination mit ausgeschnittenen Silhouetten von Figuren oder Mobiliar wird so an Interieurdarstellungen erinnert.

Auch den monumentalen, organisch geschwungenen Skulpturen von Markus Oehlen ist mit ihrer ornamental verschnürten Außenhaut ein expressiver Gestus und ein gattungssprengender Anspruch zu eigen. Während Farbigkeit, Raster und Linienführung den Bogen zu den Gemälden des Künstlers spannen, wird durch den Einsatz technischer, funktionaler Geräte wie Lautsprecher und Radios auch Klang mit einbezogen.

In den Arbeiten der amerikanischen Künstlerin Joyce Pensato werden die Ikonen des amerikanischen Trickfilms mit dem wilden Gestus des Abstrakten Expressionismus einer fast brutalen Auflösung unterworfen. In bedrohlichem Close-up und meist großem Format werden die Figuren und Köpfe verzerrt, verfremdet oder zu einer neuen Gestalt verschmolzen, wobei der monumentale, expressive und doch streng gesteuerte Farbauftrag durch die Konzentration auf das Gegensatzpaar Schwarz-Weiß eine graphische Note erhält.

Die Grenzen des Mediums Malerei untersucht auch der in Berlin lebende Künstler Matthias Schaufler. In dessen zunächst rein abstrakt wirkenden, aus kleinteiligen Farbelementen wie Tupfen, Sprenkeln und kurzen Strichen in unterschiedlicher Dichte zusammengesetzten Gemälden schwingen figurative Erscheinungen mit, die allerdings durch Auskratzungen und Überlagerungen immer im Ungefähren, Unfassbaren bleiben.

Die Collagen des aus den USA stammenden Künstlers John Sparagana basieren auf Printmedien. Vervielfältigt und nach einem identischen Rastersystem zerschnittene Abzüge ein und derselben Druckseite einer Zeitschrift oder eines Magazins bilden die materielle Grundlage der Bilder. Durch Farbabrieb hat der Künstler bei manchen Seiten bereits die sonst unsichtbare Textur des Papiers freigelegt. Rasterstruktur, Bildmotiv und Bildträger, gewöhnlich in den Magazinen als Einheit wahrgenommen, werden somit auf verschiedenen Ebenen zersetzt, als separate Elemente vorgetragen und schließlich wieder zusammengefügt. Das dabei entstehende Bild stellt eine diffusere aber auch allgemeingültigere Fassung des Originals dar, die durch Übermalung mit ikonischen Grundmotiven formalistischer Malerei einer zusätzlichen Abstraktion unterworfen ist.

Schließlich bewegen sich auch die Skulpturen der britischen Künstlerin Rebecca Warren zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Eine rohe, expressive Formensprache verbindet sich hier mit dem wohlkalkulierten Rückgriff auf bedeutende Bildhauer der Kunstgeschichte von Rodin über Giacometti bis de Kooning und bezieht in der Anordnung der Figuren den umgebenden Raum und das Verhältnis der Skulpturen zueinander immer mit ein. Die bemalten Bronzeskulpturen erhalten ihre Weiblichkeit bei zerbrechlich schmaler Silhouette durch fast aggressiv hervorbrechende Geschlechtsmerkmale. Dabei steht die raue Oberflächengestaltung in irritierendem Kontrast zu den zarten oder zumindest freundlichen Farbtönen, mit denen die Skulpturen bemalt sind.

Die beiden neuen Standorte in Charlottenburg bieten den Künstlern für ihre Ausstellungen unterschiedliche Kontexte: Bei den Räumen in der Bleibtreustraße 45 handelt es sich um eine typische Charlottenburger Wohnung in einem Wilhelminischen Gebäude. Anlässlich einer Einzelausstellung Glenn Browns wurde sie 2011 bereits als Galerie Max Hetzler Temporary bekannt. Bei der Goethestraße 2/3 handelt es sich um ein ehemaliges Post- und Telegraphengebäude, das zwischen 1881 und 1902 von dem Architekten Wilhelm Tuckermann gebaut wurde. Beide Galerien sind fußläufig voneinander entfernt.

only in german

Albert Oehlen, Markus Oehlen, Joyce Pensato, Matthias Schaufler, John Sparagana, Rebecca Warren

Ort:
Max Hetzler, Goethestraße 2/3, Berlin