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„Agoraphobia, die Prolog-Ausstellung zur 13. Istanbul Biennale, findet vom 25. Mai bis zum 27. Juli 2013 bei TANAS in Berlin statt. Mit der Ausstellung soll die Kernfrage des öffentlichen Raums – zentrales Thema der Konzeption der Biennale – offengelegt werden, indem die Politik des Raums im Verhältnis zur Freiheit der Meinungsäußerung befragt wird.

Abhängig vom Kontext bezieht sich der alte griechische Begriff „agora“ entweder auf eine Versammlung von Menschen oder den Ort der Versammlung selbst. [1] Wenn wir den Begriff jedoch als Metapher für den öffentlichen Raum begreifen, beinhaltet er beide Bedeutungen gleichermaßen. Daher meint Versammlung im Zusammenhang der Ausstellung nicht nur irgendeine Versammlung von Menschen in irgendeiner Absicht, sondern ist stattdessen eher verknüpft mit dem Akt des sozialen Engagements und der politischen Debatte über wichtige Themen die Bürger betreffend. Das Konzept des freien Menschen im alten Griechenland artikulierend, beschreibt Hannah Arendt die Beziehung zwischen Freiheit und Raum:

The life of a free man needed the presence of others. Freedom itself needed therefore a place where people could come together—the agora, the market—place, or the polis, the political space proper. [2]

Hierbei bezieht sich Agoraphobie (Angst vor der Menge oder Angst vor offenen Plätzen) sinnbildlich auf die Angst vor der freien Meinungsäußerung und vor kollektiven öffentlichen Aktionen. Die Ausstellung wird daher die Politik des Raums als unvermeidlichen Vektor von Freiheit und urbane öffentliche Plätze als räumliche Komponente des demokratischen Systems untersuchen.

In jüngster Zeit haben sich die wachsende Unzufriedenheit mit bestehenden Regimen und die Frustrationen über ihre Regierungsführung und Ideologien im urbanen öffentlichen Raum manifestiert – auf Straßen, Plätzen und in Parks. Der öffentliche Raum wird zu einer Bühne für den Ausdruck von Konflikt und Unruhe verwandelt und die Rückeroberung von Plätzen und Straßen wiederholt die Forderung nach sozialer sowie räumlich-wirtschaftlicher Gerechtigkeit. Wir können fragen, ob urbane öffentliche Räume den kritischen Massen, die die Debatte und kollektive öffentliche Aktionen anheizen, eher helfen oder diese mäßigen, oder ob sie eine Plattform bieten für die Ausübung der Bürgerrechte. Ist es im derzeitigen Klima möglich, sich sozialen Wandel durch offenen, auf den Straßen ausgedrückten Widerstand vorzustellen?

Mit der Beteiligung von Jimmie Durham, Freee (Dave Beech, Andy Hewitt und Mel Jordan), LaToya Ruby Frazier, Amal Kenawy, Lux Lindner, José Antonio Vega Macotela, Cinthia Marcelle, Şener Özmen, Proyecto Secundario Liliana Maresca (Liliana Maresca Sekundarschul-Projekt), Christoph Schäfer und Mierle Laderman Ukeles, wird Agoraphobia auf die komplexen Ebenen der Konzepte von Freiheit, Zensur/Selbstzensur und Unterdrückung fokussieren, indem verschiedene künstlerische Strategien und Formeln dargestellt werden, die die Vorstellungskraft auf Widerstand und Veränderung lenken.“

Fulya Erdemci, Bige Örer und Kevser Güler

[1] Paul Carter, Repressed Spaces, The Poetics of Agoraphobia, London, Reaktion Books, 2002, S. 16. [2] Hannah Arendt, On Revolution, New York, NY, Penguin Classics, 2006, S. 21. 1963, zuerst erschienen bei Viking Press.

Die Ausstellung eröffnet am Freitag, 24. Mai, 18 bis 21 Uhr, in Anwesenheit von Fulya Erdemci, Kuratorin der Istanbul Biennale 2013, Bige Örer, Direktorin der Istanbul Foundation for Culture and Arts, und einiger beteiligter Künstler.

Die Reihe der DIALOGE jeden Samstagnachmittag, 14 Uhr, wird fortgesetzt. Gäste der Gesprächsführungen sind diesmal Fulya Erdemci und Bige Örer, Christoph Schäfer, Heike Catherina Mertens, Alicja Kwade, Ellen Blumenstein, Friedhelm Hütte, Udo Kittelmann, David Elliott und Joanna Warsza.

Es erscheint ein weiteres Katalogheft der TANAS Publikationsreihe, deutsch/ englisch, mit ca. 80 Seiten, Installationsaufnahmen aller Exponate und einem Text von Fulya Erdemci.

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Agoraphobia

künstler:
Jimmie Durham, LaToya Ruby Frazier, Freee  (Dave Beech, Andy Hewitt, Mel Jordan), Mierle Laderman Ukeles, Lux Lindner, Jose Antonio Vega Macotela, Cinthia Marcelle, Proyecto Secundario Liliana Maresca , Christoph Schäfer.