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Eröffnung: 8. August 2008 um 19.00 Uhr

Die Hamburger Sammlung Bunte widmet sich einer der interessantesten Phasen der modernen Kunst, dem Umbruch von der Formreduktion zur Formauflösung. Der langjährige Dozent an der Stuttgarter Akademie, Adolf Hölzel (1853-1934), bildete mit seinen Schülern einen von der Geschichtsschreibung lange Zeit unterschätzten Kreis, der eigene Wege zur Abstraktion ging. Hölzel hatte nach Studien in Wien und München als impressionistischer Maler die “Neu-Dachauer-Schule” mitbegründet. Nach 1900 entwickelte er erste Farbtheorien, die ihn sich später auch malerisch mit der Möglichkeit der ungegenständlichen Darstellung beschäftigen ließen. Mit seiner Berufung nach Stuttgart 1905 verwirklichte er darüber hinaus seine Ideen zum Werkstattgedanken, indem er seine zahlreichen Schüler an öffentlichen Aufträgen für Wandmalereien und Glasfenster beteiligte. Die Ausstellung stellt neben Werken Hölzels Arbeiten seiner Schüler vornehmlich aus der Zeit von 1910 bis 1920 vor. Zu ihnen gehörten später so bekannte und für die Entwicklung der Kunst innovative Maler, wie Willi Baumeister (1889-1855), Johannes Itten (1888-1967), Ida Kerkovius (1881-1970) und Oskar Schlemmer (1888-1943). Mit Werken von Ludwig Dill (1848-1940) und Arthur Langhammer (1854-1901) wird einleitend die Dachauer Zeit Hölzels vorgestellt. Der Ort bildete auch den Ausgangspunkt für das Studium eines der begabtesten Hölzel-Schüler, dem in der Ausstellung ein besonderer Schwerpunkt gewidmet ist: Hermann Stenner (1891-1914). Der bereits 1914 im Ersten Weltkrieg an der Ostfront gefallene Stenner stammte aus Bielefeld und hatte zunächst in München und Dachau studiert. 1910 wechselte er nach Stuttgart, wo ihn erst Christian Landenberger unterrichtete, ehe er 1911 in die Komponierklasse von Hölzel wechselte. Schon früh war Stenner auf Ausstellungen in Berlin, Stuttgart und Wien vertreten. Sein Lehrer beteiligte ihn als jüngsten seiner Studenten an der umfangreichen Ausgestaltung der Halle für die Werkbundausstellung in Köln 1914, die wegen ihrer expressiven Darstellung heftige Kritiken der Zeitgenossen auf sich gezogen hatte. Im Rahmen der über 100 Gemälde, Zeichnungen und Graphiken umfassenden Ausstellung wird Hermann Stenner mit ca. 25 Werken als “Frühvollendeter” in seiner erstaunlichen Entwicklung erstmals angemessen vorgestellt. Die Sammlung Bunte wird kontinuierlich erweitert und ihre Neuerwerbungen werden stetig in die Ausstellung integriert. In Passau kann daher erstmals neben einer Auswahl von etwa 20 soeben von Prof. Hermann-Josef Bunte erworbenen Arbeiten Hölzels, ein kürzlich erworbenes, seltenes Werk von Willi Baumeister präsentiert werden: „Seilspringende“ aus der Zeit nach 1940. Das auf einen Entwurf von 1927 zurückgehende, in Stuckmarmor gearbeitete Reliefbild fertigte Baumeister während seiner Tätigkeit in der Lackfabrik Herberts in Wuppertal an, wo der als “entartet” stigmatisierte Künstler zusammen mit seinem Freund Oskar Schlemmer dank der mäzenatischen Einstellung des Fabrikbesitzers die NS-Zeit überstehen konnte.

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Adolf Hölzel und sein Kreis
Positionen der Klassischen Moderne aus der Sammlung Bunte