press release only in german

ERÖFFNUNG 27.11.2009, 19 UHR Begrüssung: Prof. Melanie Trede Einführung: Dr. Martina Köppel-Yang

„Schnell“, „Les ailes de dieu“, „Anything can happen, when an animal is your cameraman“ sind die sehr ungleichen Titel der Werke, die der algerischstämmige Künstler Adel Abdessemed im Studio des Heidelberger Kunstvereins und erstmalig in Deutschland präsentiert. Gemeinsam ist den Titeln, wie auch den von Abdessemed geschaffenen Bildern, die gleichzeitige Andeutung einer Schwelle sowie des Potentials, diese zu u?berschreiten oder sie zumindest wahrzunehmen.

In „Les ailes de dieu“ (2009), einem Set von zwei Videos, sieht man je eine Person – einen Mann ohne Arme, den anderen ohne Beine – an einem Helikopter hängend auf große Holztafeln malen. Die extreme Situation, in die der Künstler beide Männer gebracht hat, lässt nahezu die Einschränkung durch ihr jeweiliges Handicap vergessen. Das Video „Schnell“ (2005) dokumentiert den endlosen Fall einer Videokamera, die der Künstler aus einem Hubschrauber über Berlin abwarf. Die Kamera schlägt niemals auf dem Boden auf; kurz vor dem Aus spult der Ablauf zum Anfang zurück. „Anything can happen, when an animal is your cameraman“ (2008), eine Wandarbeit in gelber Neonschrift, spricht von der Schwelle Mensch/Tier, ein Thema, das Abdessemed in mehreren seiner Fotos aus der Serie „La Rue“ aufgreift. Die leuchtende Neonschrift ist hier vor allem mit dem Begriff des Schmerzes und dem Bewusstsein verbunden, dass die wirklichen Schrecken nicht die sind, die uns die Medien unaufhörlich servieren, sondern der Mensch selbst. Die Schwelle zu einer nicht mediatisierten Wahrnehmung der Realität wird hier ebenso thematisiert wie die zu einem unmittelbaren Zugang zum bewusst handelnden Selbst.

Adel Abdessemed, der 1971 in dem nordalgerischen Constantine geboren wurde, besuchte die Kunstakademie in Algier. 1994, zwei Jahre nach Ausbruch des algerischen Bürgerkriegs, verließ er das Land und zog nach Frankreich. Er hat an zahlreichen Ausstellungen und Biennalen teilgenommen. Seine Arbeit, die Themen wie Sexualität, Politik und Religion verhandelt und so unterschiedliche Medien wie Video, Fotografie, Skulptur und Zeichnung abdeckt, ist nicht selten Auslöser von kontroversen Debatten, die zuletzt in der Turiner Fondazione Sandretto Re Rebaudengo zur Sperrung der Ausstellung führten.

Die von Dr. Martina Köppel-Yang kuratierte Ausstellung findet statt im Rahmen des Projektes Parcours Exhibition in Heidelberg: „Becoming Intense – Becoming Animal – Becoming …“ des Exzellenzclusters „Asien und Europa im globalen Kontext: Wechselnde Asymmetrien in kulturellen Austauschprozessen“ der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, das mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.

KATALOG Anlässlich des Projektes „Becoming Intense – Becoming Animal – Becoming …“ erscheint im Kehrer Verlag eine Publikation mit zahlreichen farbigen Abbildungen. ADEL ABDESSEMED

only in german

Adel Abdessemed
Kurator: Martina Köppel-Yang