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Am Wochenende des 25. und 26. Augusts findet unweit des Grenzwachturms im Schlesischen Busch, Berlin-Kreuzberg, das öffentliche Performance-Festival "Abwehr" statt. Neun internationale Künstlerinnen und Künstler präsentieren an zwei Nachmittagen von 14 bis 19 Uhr im öffentlichen Raum ihre Performances. Die Veranstaltung ist kostenlos und endet am Sonntag, 26. August, um 19 Uhr mit einer Diskussionsveranstaltung in Anwesenheit der beteiligten Künstlerinnen und Künstler (in der Halle der Kunstfabrik am Flutgraben).

Abwehr organisiert sich auf allen Ebenen, von biologischen, psychologischen, sozialen bis zu politischen und gesellschaftsübergreifenden Prozessen. Auf der biologischen Ebene spielt Abwehr genauso eine Rolle (Immunsystem) wie auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene (Militär, Ausgrenzung und Marginalisierung, Gesetze, Grenzen). Abwehr reagiert auf Bedrohung, auf reale und vermeintliche. In seiner Vielschichtigkeit strukturiert der Begriff Abwehr ex- und implizit eine Vielzahl aktueller gesellschaftlicher Diskurse – unabhängig davon, ob es um die Grenzen Europas, um Hacker und „Raubkopierer”, um „islamistischen Terror” oder um die Vogelgrippe geht. Abwehr bezeichnet die konkrete körperliche Geste einer Einzelperson wie auch die „abstrakte” Maßnahme, die ein Gesetz festlegt. In der gesellschaftlichen Dimension betreffen Formen der Abwehr in besonderer Weise Migranten – als Angst vor dem Fremden, als soziale und politische Ausgrenzung, als Kriminalisierung.

Als Geste oder Handlung, die an Raum und Zeit gebunden ist, ist die Form der Performance in besonderer Weise geeignet, sich mit Strategien der Abwehr auseinanderzusetzen, sie abzubilden, nachzuahmen, zu persiflieren oder zu verdichten. Die unmittelbare Wirkung in der direkten Konfrontation mit dem Publikum gestattet nicht nur die Re-Inszenierung eines Konflikts, sondern öffnet gleichzeitig den Blick auf alternative Handlungsspielräume.

Durch die Situierung im ehemaligen Grenzstreifen Schlesischer Busch kommt, in Form des konkreten Bezugs auf die Berliner Mauer, Geschichte ins Spiel. 17 Jahre nach ihrem Fall gilt die Berliner Mauer weltweit als das Symbol steingewordener Abwehr, als gebautes Bollwerk gegen den „imperialistischen Westen“, als äußerste Station einer Reihe von Abwehrmaßnahmen, die sich in erster Linie gegen die eigenen Bürger richteten. Als symbolische Großplastik bildet der Wachturm den räumlichen Bezugspunkt, den Dreh- und Angelpunkt für die Performances.

Ein Projekt von Shahram Entekhabi und Svenja Moor in Kooperation mit der Kunstfabrik am Flutgraben e.V. und mit freundlicher Unterstützung des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten.

P R O G R A M M

NAZAR Nezaket Ekici Samstag, 14 Uhr; zwischen Wrangelstraße und Schlesischer Busch

CELLULAR DEFENSE Anny und Sibel Öztürk Samstag, 14:30 und 17 Uhr sowie Sonntag, 17 Uhr; Puschkinallee

DES-INFEKTION Duo Stoll & Wachall Samstag und Sonntag, ca. 14 – 19 Uhr; im Park Schlesischer Busch

DER KÖRPER ALS QUELLE Ona Tav Samstag und Sonntag, ca. 14 bis 18 Uhr; im Park Schlesischer Busch

RAISE THE ROOF Nevin Aladag Samstag, 16 und 18 Uhr; auf dem Dach der Kunstfabrik am Flutgraben

BOXING BOX Shahram Entekhabi mit Becky Ofek Samstag, 18:30 Uhr und Sonntag, 18 Uhr; auf dem Dach des Wachturmes

ABSCHLUSSDISKUSSION in Anwesenheit der beteiligten Künstler-/innen am Sonntag, 19 Uhr in der Kunstfabrik am Flutgraben, Am Flutgraben 3, 12435 Berlin

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Abwehr-Performance-Festival
Sechs Performances von neun internationalen Künstlerinnen und Künstlern als
Intervention im öffentlichen Raum. Poetisch, polemisch, politisch,
provokant.
Ein Projekt von Shahram Entekhabi und Svenja Moor in Kooperation mit der Kunstfabrik am Flutgraben

mit Nevin Aladag, Nezaket Ekici, Shahram Entekhabi / Becky Ofek, Anny & Sibel Öztürk, Klaudia Stoll & Jacqueline Wachall, Ona Tav