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Der Terminus „Abstraktion“ (lat. abstrahere = abziehen, trennen) zählt zu den wohl umstrittensten Begriffen in der Bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts - sowohl seine Definition als auch seine Legitimation gaben immer wieder Anlass zu heftiger Diskussion. Grundsätzlich stellt jedes Abbild der Natur eine Abstraktion dar, insofern der Künstler bestimmte Details hervorhebt, andere vernachlässigt oder nicht berücksichtigt.

Abstraktion bedeutet in einem allgemeinen Sinn, das sich im jeweiligen Kunstwerk keinerlei Anhaltspunkte der gegenständlichen Welt finden lassen. Oder anders formuliert: ein Abbildcharakter liegt nicht vor. Doch bei genauer Betrachtung muss eine wichtige Differenzierung vorgenommen werden, denn im engeren Sinn bedeuten abstrakte Arbeiten, dass ihre formale Bildgestaltung auf einem Prozess beruht, d.h. die einzelnen Bildelemente lassen sich auf gegenständliche Motive zurückführen.

In einem Ensemble von Vertretern der Abstrakten Malerei bis zu ihrem Ursprung geht die Ausstellung dem „Unbekannten“ dieser Stilrichtung auf den Grund. Am Beispiel der Werke von Adolf Hölzel, Willi Baumeister, Adolf Fleischmann und Georg-Karl Pfahler umreißt die Schau mit musealem Charakter die Entwicklung der Abstrakten Kunst vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit.

Adolf Hölzels Weg in der Malerei führte ihn bereits 1914, fern von der mystisch-neuplatonischen Weltschau zur Loslösung vom Gegenstand, hin zur analytisch-harmonischen Durchdringung der Komposition zum ungegenständlichen Kunstwerk. Sein Schüler Willi Baumeister setzt dieser abstrakten Bildaussage zu Beginn der 1950er Jahre eine neue kosmische Ordnungsvorstellung hinzu, die sich mittels Bildzeichen äußert, die dem Unterbewusstsein entnommen sind und keine konkrete feste Form anstreben. Adolf Fleischmann, ebenso Hölzel Schüler, verschrieb sich im Gegensatz dazu einer ganz geometrisierenden Gestaltungsweise in der Abstraktion. Auf der Suche nach dem Gesetz ging er auf das Elementarste, auf die reine Fläche zurück, woraus sich für ihn zwangsläufig die Ausschaltung jedes Gegenständlichen ergab. Bei Georg-Karl Pfahler vereinfachen sich die Formen noch stärker, um ausschließlich zu Vehikeln der Farbe und ihrer Bezüge untereinander zu werden. Die Farbe erhält damit die Möglichkeit über das Bildformat hinaus zu wirken, fast wie in das Bild hineingesprengt zu sein. Der Betrachter selbst muss seine eigene Betrachtungsweise ergründen, sie wird ihm nicht vorgegeben, sondern er muss selbst mit eigener richtiger Sehweise die Farbflächen erkennen und vertreten.

Christin Müller-Wenzel

Pressetext

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Abstrakte Kunst - Eine Weltsprache
Malerei
Ein Projekt gemeinsam mit der Galerie Schlichtenmaier, Stuttgart

Werke von Willi Baumeister, Adolf Fleischmann, Adolf Hölzel, Georg Karl Pfahler