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Der Abriss des Palasts der Republik ist wohl gesichert, aber die Zukunft des Schlossplatzes ist offen,denn für einen Neubau des Schlosses fehlt einfach das Geld. Eine mit Grasen und Moosen schamhaftbedeckte gähnende Leere droht einstweilen die gedankliche Leere der Beteiligten zu symbolisieren.

Wir wollen uns damit nicht abfinden. Es ist endlich an der Zeit, den Glaubenskrieg im Geiste des KaltenKrieges - Schloss-Befürworter gegen Palast-Erhalter - hinter sich zu lassen und sich interessanterenFragen zuzuwenden: dem Dilemma der Finanzierung eines großen öffentlichen und zeitgenössischen Gebäudes, einem innovativen Nutzungskonzept, und der Rolle des Ortes für den öffentlichen Raum derStadt. Mit der Präsentation eines Pools an Ideen und öffentlichen Gesprächen wird die Debatte neueröffnet.

Im Frühjahr 2005 lud Urban Catalyst 19 Autorengruppen zumeist jüngerer Architekten, Künstlern undUrbanisten aus Deutschland, England, Niederlande, Österreich, Portugal, Russland, Slowenien undSpanien ein, um von den spezifischen Bedingungen und Problemen der heutigen Situation ausgehend Ideen für den längerfristigen Umgang mit dem Ort zu entwickeln. Die Teilnehmer im Einzelnen sindAbalos & Herreros/ Madrid, An Architektur/ Berlin, ANC Arquitectos mit Christian Gänshirt/ Porto - Berlin,Bureau Alexander Brodsky/ Moskau, Eduard Bru arquitectes/ Barcelona, Edler - Hackenbroich, Hirschmüller - Schindele / Berlin, Jens Fischer/ Leipzig, Grüntuch - Ernst Architekten/ Berlin, bernd kniessarchitekten/ Köln, Kühn Malvezzi/ Berlin, Joost Meuwissen/ Amsterdam, Daniel Milohnic - Lex Rijkers/Frankfurt Main, muf architecture art/ London, Marjetica Potrcˇ mit nova stran/ Ljubljana, Raumlabor/ Berlin, Fred Rubin/ Berlin, Superflex/ Kopenhagen, Eric Tschaikner/ Linz, Michael Zinganel/Wien mit MichaelHieslmair und Hans H. Albers/ Graz, Mit diesen Arbeiten wird ein brainstorming fortgesetzt, dass mit derKonferenz Funpalace Berlin 200X im Oktober 2004 begonnen wurde.

Die Projekte Eine Gruppe von Projekten geht der Frage nach, wie die Schlossrekonstruktion zu einer interessantenIdee entwickelt werden kann: So schlägt der niederländische Architekt Joost Meuwissen vor, das gesamte Schloss einschließlich Schlossapotheke und Schinkels Lustgartenentwurf in einem zweihundertjährigenProzess zu rekonstruieren, während eine andere Arbeit ein Asyl für die Vielzahl leerstehender SchlösserOstdeutschlands auf dem Schlossplatz vorsieht.

Eine zweite Gruppe von Arbeiten befragt, wie mittels einer Transformation der Gebäuderuine desPalastes der Republik eine Neugestaltung initiiert werden kann: Einerseits etwa durch Entkernung undAushöhlung (Alexander Brodsky, Moskau) oder die Entfernung der Fassade (Beigel/ Christou, London). Oder andererseits umgekehrt durch Erweiterungskonzepte wie durch die spanischen Architekten Abalos/Herreos, die den Palast sowohl horizontal wie vertikal um ein Veilfaches erweitern. Der österreichische Architekt Eric Tschaikner schlägt hingegen vor, einen fünfjährigen Abrissprozess als öffentlichenkollektives Ereignis zu gestalten, während der Künstler Fred Rubin schon damit begonnen hat, mit Bauteilen des Palastes in Südfrankreich ein neuen Pavillon quasi als Miniaturpalast zu errichten.

Eine dritte Gruppe versucht, den Widerspruch von Palast und Schloss aufzuheben, wie zum Beispiel der spanische Architekt Eduard Bru, der mittels eines Morphings Palast und Schloss zu einen neuen Körperverschmelzt. Die dänische Künstlergruppe Superflex vorschlägt hingegen vor, in ein einem wiederkehrenden Prozess alle 30 Jahre Schloss oder Palast abwechseln zu bauen und wiederabzureißen und somit die eigentliche Qualität des Ortes – das Dilemma- konsequent fortzuschreiben.

Die vierte und letzte Gruppe will von all diesen historischen Bezügen nichts wissen und schlägt eine neueSetzung vor: Die Gruppe Anarchitektur will gar nichts gestalten und repräsentieren, sondern in einempragmatischen Verfahren den Ort parzellieren und unterschiedlichen Nutzern zur Verfügung stellen. Der chinesische Architekt Quingyun Ma will zur Steigerung der Urbanität die Berliner mit einer chinesischenEnklave als dem Anderen und Fremden Konfrontieren, während die Gruppe Raumlabor eine Bergkonzipiert, den sie sogleich im Rahmen von Volkspalast-Der Berg an Ort und Stelle im Augsut 2005 skizzenhaft realisiert.

Die Ergebnisse des Ideenaufrufs werden mit einem Symposion, einer Ausstellung, einem Buch und einerInternetpräsentation vorgestellt und diskutiert:

BUCH Zur Ausstellung erscheint ein Buch im Martin-Schmitz-Verlag: Funpalace 200X. Der Berliner Schlossplatz.Abriss, Neubau oder grüne Wiese? Hg. von Philipp Misselwitz, Hans-Ulrich Obrist und Philipp Oswalt,Berlin 2005, 216 Seiten, ca 70 Abbildungen s/w, ISBN 3-927795-35-6. Mit Entwürfen des Ideenaufrufs, Texte von Dirk Baecker, Wolfgang Kaschuba, Rem Koolhaas, QingyunMa, Cedric Price, Werner Sewing, Jean-Philippe Vassal, Mark Wigley und anderen. Das Buchdokumentiert zugleich die Ergebnisse der Konferenz Fun Palace Berlin 200X vom Oktober 2004.

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ABRISS UND DANN?
X Ideen für den Berliner Schlossplatz
Ausstellung und Symposium über neue Ideen für das Berliner Schlossareal
Kuratoren: Philipp Misselwitz / Philipp Oswalt (Urban Catalyst)
Organisation: Melanie Klofat (E-Heerdt, Büro für elementare Zusammenhänge)
Kooperationspartner: Volkspalast - Der Berg
Ort: Palast der Republik, Berlin

AUSSTELLUNG
16. Juli - 26. August 2005, Palast der Republik
Ein Projekt von Urban Catalyst im Rahmen von Volkspalast - Der Berg

SYMPOSIUM
16. Juli 2005, 12.30, Palast der Republik
u.a. mit Arnold Bartetzky, Regina Bittner, Wilhelm von Boddien, Friedrich Dieckmann, Karl Ganser, Nikolaus Hirsch, Wolfgang Kaschuba, Wolfgang Kil, Bernd Kniess, Jürgen Mayer H., Joost Meuwissen, Bojana Pejic, Goerd Peschken, Michael Rutschky
Kuratoren: Philipp Misselwitz / Philipp Oswalt
Organisation: Melanie Klofat

VORANKÜNDIGUNG: VOLKSPALAST – DER BERG
Vom 4. bis zum 26. August wird der Palast der Republik wieder als Volkspalast geöffnet sein.Doch diesmal als paradoxe Intervention: Ein Berg steht im Palast. Ein Berg, der sich vom GroßenVeranstaltungssaal über das Foyer durch den Palast zieht. Frei zur Besichtigung, zur Erklimmung, zur Überwindung. Eine begehbare und erlebbare und bespielte Rauminstallation, mit Performances, Ausstellungen und Führungen durch die Berglandschaft Palast.Keine Debatten, keine Fassadengestaltungsprojektionssehnsüchte, keine Alternativen mehr. Vor dem wahrscheinlich nun doch irgendwann einmal bevorstehenden Abriss bauen wir einen sinnlichen Komplex.Der Berg wird zum Zentrum städtischer Pilgerfahrt, die Besucher können bei ihrer Bergbesteigung endlichauch selbst an einer neuen Symbolkraft des Ortes mitarbeiten. Denn Gipfelperspektiven weiten den Blick.

Das Projekt VOLKSPALAST - Der Berg wird veranstaltet von Sophiensaele, Berlin und Hebbel am Ufer, Berlin in Kooperation mit raumlabor berlin und club real.

mit An Architektur , Abalos / Herreros, ANC Arquitectos, Christian Gänshirt, Bureau Alexander Brodsk, Eduard Bru arquitectes, Edler / Hackenbroich, Hirschmüller / Schindele, Jens Fischer, Grüntuch Ernst Architekten, bernd kniessarchitekten, Kühn Malvezzi, Joost Meuwissen, Daniel Milohnic / Lex Rijkers, muf architecture art, Marjetica Potrc, raumlabor berlin, Fred Rubin, Superflex, Eric Tschaikner, Michael Zinganel / Michael Hieslmair / Hans H. Albers, Beigel / Christou, Quingyun Ma