press release only in german

Auch A K Dolven (* 1953 in Oslo) hinterfragt Sehgewohnheiten. Die Künstlerin, die für ihre Arbeit in den Medien Malerei, Film und Video im Jahr 2000 als erste Frau den Fred-Thieler-Preis für Malerei erhalten hat, macht die Gattungsgrenzen fließen, sie transformiert Gemälde in Film, Video in Malerei, bringt Bilder in Bewegung und Zeit in die Wahrnehmung. Im Dezember 2005 ist A K Dolven vom Schwedischen Königshaus mit der Prinz Eugen Medaille für herausragende künstlerische Leistungen ausgezeichnet worden. In ihrem 2005 begonnenen Zyklus Madonna with Man versetzt Dolven das etablierte kunstgeschichtlich Motiv der ihr Kind haltenden Gottesmutter in die zeitgenössische Geschäftswelt. Auch für die Filme Madonna with Man – Oslo und Madonna with Man – London arbeitet Dolven mit echten Leuten, sie setzt keine Schauspieler ein – die Madonna wird zur/ist Businessfrau, das Kind zum Mann; wie in früheren Arbeiten ist es auch hier die Bedeutung des filmisch-installativen und kontextuellen Rahmens, die dem Gegenstand eine unzeitgemäße Aktualität verleiht. Das für die Renaissance-Malerei genretypische Fenster zur Welt wird zur großen Glasfassade, die die Weite des Horizonts in den Ausstellungsraum hinaus verlängert und so eine Vision von Unendlichkeit erzeugt. Vorüber ziehende Fährboote oder das Spiel des Winds in den Flaggen hinter dem Glas zeigen das Leben draußen, jenseits der Stille des Interieurs.

In Madonna with Man – London wird das Büro-Stillleben durch das surrealistische Element eines Aquariums voller Fische gebrochen. Die Intimität des Innenraums hat der halb öffentlichen Privatheit einer modernen Schaltzentrale der Macht Platz gemacht. Die fixierte Kamera und die stumme Projektion auf einen frei schwebenden großformatigen Schirm in der Mitte von Bogen 52 betonen die Ambiguität solcher Räume noch zusätzlich.

Die kleinformatige 16 mm-Filmprojektion amazon setzt den Innenansichten der Madonnen mit der puren Geschwindigkeit und reinen Bewegung der Schuß werdenden Kriegerin aus der griechischen Mythologie eine andere Vision androgyner Weiblichkeit entgegen. Durch die kurzen Sequenzen und schnellen Kamerawechsel entsteht kurzfristig und wiederholt der Eindruck eines einzigen „shots“, der nicht nur die physische Wahrnehmung des Betrachters entgrenzt, sondern sie psychologisch-affektiv zwingend in Aktion überführt. Mit 150 Schnitten in insgesamt 1,5 Filmminuten nutzt A K Dolven für amazon erstmals in ihren Videoarbeiten genuin filmische Techniken; in der kurzen Pause von 30 Sekunden zwischen zwei Vorführungen können die Zuschauer aufholen und sich mit ihrer Neugier auf das, was in den Bildern zu sehen ist, für die Geschwindigkeit des Schusses wappnen.

Pressetext

only in german

A K Dolven: amazon and madonna