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"7 Ways to Overcome the Closed Circuit" präsentiert Strategien zeitgenössischer Künstler, natürliche oder künstliche Einengungen zu durchbrechen bzw. aufzulösen. Die Form des geschlossenen Kreises steht dabei symbolisch für die umgebende Hülle, die zwangsläufig ein Innen und Außen vorgibt, etwas aus- oder einschließt. Das Reiben an der Barriere wird hier aber nicht als Hindernis, sondern vielmehr als künstlerische Antriebsquelle aufgefasst. So gibt "7 Ways to Overcome the Closed Circuit" Einblicke in das Ringen mit alltäglichen Banden. Auszubrechen, Bekanntes zu verlassen bedeutet umzudenken, sich neu zu orientieren und Altes aufzugeben. Zwei Fotografien der österreichischen Künstlerin Marlene Haring belegen die aufreibende Tätigkeit, der sie nachgeht. In ihrer Performance "Lickingglass (Geschlecktes Glas)", die sie 2010 in einer Wiener Galerie durchführte, verkehrte sie das Innen und Außen wie auch die Funktion des Ausstellungsraumes. Befindet sich die Kunst doch zumeist im Inneren des Raumes, wird hier die Außenfläche des Galeriefensters zum Objekt der künstlerischen Performance. Das Fenster, welches Marlene Haring mit ihrer Zunge abschleckte, wird zum Monitor für die Besucher im Galerieraum. Beharrlich widmet sich die Künstlerin der trennenden Zwischenwand, säubert und liebkost sie ebenso, wie sie dem fröhlichen Ausstellungsbesucher ihre Grimasse offenbart. Die Thematik und Wahl der Motive der ausgestellten Arbeiten resultiert zum Teil aus der jeweiligen Biografie der Künstler. So bezieht sich der in Belgrad lebende Saša Tkačenko in "Perfect ride" (2012) ganz konkret auf die Situation des dortigen Museums für Gegenwartskunst, welches seit sechs Jahren aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen ist. In seinem Video bewegt sich ein junger Skater durch die großen, einsamen Hallen des Gebäudes auf der Suche nach dem perfekten Lauf. Er macht sich das Museum zur eigenen Bühne und belebt es für einen kurzen Moment. Mit seiner Dynamik durchbricht er die originäre Funktion des Hauses und erobert es einen Atemzug lang. Eine ganz andere Herangehensweise verfolgt die tschechische Künstlerin Eva Koťátková mit ihrer Arbeit "Theatre of Speaking Objects" (2012), die sich mit Kommunikation bzw. Fehlkommunikation und mit sozialen Ausschlussmechanismen beschäftigt. Ihre Installation besteht aus einer Gruppe von sechs modifizierten Alltagsobjekten. In verschiedenen Sprachen erzählt jedes Stück seine persönliche Geschichte, spricht über die Schwierigkeiten innerhalb gesellschaftlicher und sozialer Strukturen, von Menschen, die an der Interaktion mit Anderen scheitern. So entstehen komplexe Psychogramme, die nicht nur Einblick in gesichtslose Individuen geben, sondern die Grenzen der Kommunikation in ihr selbst finden. Die Beziehung zu ihrem Heimatland Serbien beschäftigt Ivana Smiljanić in ihrer Wandarbeit "Doubt/Determination" (2008). Sie füllt den offiziellen Länderumriss der Republik Serbien mit gestempelten Worten: den Kosovo mit „determination“, den verbleibenden Raum mit „doubt“. So thematisiert sie das Verhältnis der Bevölkerung und des Individuums zum staatlichen Herrschaftsgefüge und das Verschwinden des Einzelnen in diesem riesigen System. In Auflehnung gegen die Haltung, dass territoriale Erwägungen vor den Bewohnern der Gegend stehen, nimmt sie ihre eigene Kartierung vor und prangert diesen Habitus an. Das Überwinden von Staatsgrenzen, aber auch die Infragestellung nationaler Zugehörigkeiten und Grenzziehungen sind die Themen des Künstlerduos Libia Castro & Ólafur Ólafsson. 2003 begannen sie die Kampagne "Your Country Doesn´t Exist", die mittlerweile aus vielen Teilen besteht und mit verschiedenen Sprachen operiert. Bei "Your Country Doesn´t Exist – The German Postage Stamp" (2013) handelt es sich um eine Briefmarke, die weltweit in Umlauf gebracht werden soll und so die Idee des reisenden Postwertzeichens als Träger einer landestypischen Botschaft nutzt und gleichzeitig persifliert.

Die Ausstellung wird gefördert von Karin und Uwe Hollweg-Stiftung, Waldemar Koch Stiftung und Sparkasse Bremen.

Eine Ausstellungskooperation zwischen dem Museum of Contemporary Art Belgrade und dem Künstlerhaus Bremen