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Sa. 27. Mai 06, 19.30 Uhr Vortragsabend von Olivier Foulon und Peter Jap Lim

Sa. 24. Juni 06, ab 19 Uhr Eröffnung von Alex Müller und Till Gerhard/Tilman Knop (bis 5.7.)

Sa. 08. Juli 06, ab 19 Uhr Eröffnung von Hermine Anthoine und Sebastian Zarius (bis 22.7.)

Sa. 29. Juli 06, ab 19 Uhr Eröffnung von Stef Burghard und Alexander Lieck (bis 12.8.)

Mit der Veranstaltungs- und Ausstellungsreihe 4 x 2 verabschiedet sich das Künstlerstipendium Just Düsseldorf e.V. nach dreijährigem Bestehen. Aus diesem Grund zeigen abschließend noch einmal alle Stipendiaten von Mai bis August 2006 neue Arbeiten im Dialog.

Im Mai 2003 gründete die Düsseldorfer Kunstsammlerin Julia Stoschek das Künstlerstipendium Just, um junge KünstlerInnen in ihrer Produktion zu begleiten und zu fördern und darüber hinaus den Austausch zwischen den temporär ansässigen Residenzstipendiaten und dem lokalen Kunstkontext zu ermöglichen. Die Arbeiten der Just-Stipendiaten zeichnen sich sowohl durch ihren Beitrag zur Vertiefung des künstlerischen Diskurses aus, wie sie auch eine Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen erkennen lassen. Für die Auswahl der StipendiatInnen wurde eine Jury etabliert, zuletzt bestehend aus Dr. Gregor Jansen, Direktor des ZKM - Museum für neue Kunst, Karlsruhe, Rita Kersting, Leiterin des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf bis 2006, Susanne Titz, Direktorin des Museum Abteiberg Mönchengladbach, Rita McBride, Künstlerin und Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf sowie Julia Stoschek. Die Förderung beinhaltete jeweils ein viermonatiges Wohn- und Atelierstipendium, eine daran anschließende Einzelausstellung im Projekt Just und die Produktion eines monographischen Katalogs. Den Abschluss des Künstlerstipendium Just bedeutet allerdings nicht die Aufgabe der Förderung von künstlerischen Projekten. Denn es ist weiterhin ein wichtiges Anliegen von Julia Stoschek, diesen Ansatz vor allem im Rahmen ihrer Sammlung fortzuführen. Zum Abschied des Künstlerstipendium Just sind alle bisher produzierten Kataloge im Schuber als limitierte Edition erhältlich.

Informationen zu den teilnehmenden Künstlern und Ausstellungen im Projekt Just

SEBASTIAN ZARIUS Nach der Eröffnungsausstellung Kleiner Atlas im Mai 2003 und der Ausstellung Panorama (in den angemieteten Räumen an der Graf-Adolf-Straße) 2004-05, zeigt der Hamburger Künstler Sebastian Zarius (*1968) nun zum dritten Mal seine Arbeiten im Projekt Just. Künstlerisches Ausgangsmaterial sind häufig bedruckte Folien oder Plastiktüten, die im Alltag als Behälter für Konsumprodukte funktionieren. Sie werden von Zarius mit einem Diarahmen so lange abgesucht, bis ein Detailmotiv gefunden ist, dass von ihm zu einem eigenständigen Bild etabliert wird. Die entstandenen neuen Bilder sind häufig auf minimalistische, geometrische Formen reduziert und ermöglichen kaum die Rekonstruktion des ursprünglichen Motivs der Alltags- und Warenwelt. Mit der Abstraktion, Umwandlung oder Vergrößerung von Logos entstehen für den Betrachter unbekannte Icons und Embleme, die auf eine neue interpretatorische Besetzung warten.

HERMINE ANTHOINE Hermine Anthoine (*1973) ist die erste Residenzstipendiatin des Projekt Just. In ihrer Arbeit ist das Prinzip der Transformation vorherrschend, wobei die in Köln und Paris lebende Künstlerin Naturalien wie beispielsweise Stroh in Bronze- oder Keramikskulpturen überführt. Anthoine, die von 1993-96 in Strasbourg an der Ecole des arts decoratifs und danach an der Ecole nationale supérieure des beaux-arts de Paris (bei Guiseppe Penone) studierte, verweist mit ihrer häufig symbolischen Aufwertungsarbeit „armer“ Materialien auf die Grundsätze von Arte Povera. Gleichzeitig stellt sie auf fantasie- und humorvolle Weise gewohnte Gewichtungen wie schwer und leicht, arm und kostbar auf den Kopf. So kommentierte sie ihre aufwendigen Herstellungsprozesse und die Ausstellung 2003 im Projekt Just daher mit einem Augenzwinkern als: Hermine Anthoine sucht die Nadel im Heuhaufen.

STEF BURGHARD In der Ausstellung props verwandelte Stef Burghard (* 1971) den Ausstellungsraum Just in einen hermetischen White Cube, versteckte das Büro und versperrte Aus- und Einblicke aus dem Raum auf die Straße oder in den Garten. Der Raum wurde auf seinen Nullpunkt gebracht und zum Laufsteg für den die Ausstellung durchschreitenden Besucher. Burghards Arbeit konzentriert sich auf Fragen des Layouts im zwei- wie dreidimensionalen Sinne. Er abstrahiert Bild-Text Relationen in Zeitschriften, stellt das Verhältnis von funktionalem Sockel und autonomen Kunstwerk in Frage und baut Lager für Kunstobjekte wie kulissenartige Präsentationsräume, die noch zu füllen sind - oder aber vielleicht gerade eine nicht zu füllende Leere veranschaulichen. Der in Berlin lebende Künstler studierte bis 2003 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und an der Akademie der Künste Wien.

TILL GERHARD und TILMAN KNOP Der in Hamburg lebende Maler Till Gerhard ( 1971) war der dritte Stipendiat des Künstlerstipendium Just. Seine Bilder erzählen von traumatischen Erinnerungen, gruppendynamischen Aggressionen, gespenstischen Szenen, die den Betrachter jedoch auf Grund der farbigen Fröhlichkeit erst auf den zweiten Blick extrem verstören. Zunächst an gemeinschaftliche Feiern oder Tänze erinnernd, kippt beispielsweise ein Bild wie „Das Wir Gefühl“ (2004) beim Anblick der verlängten Schatten der Personen ins Mysteriöse und Unheimliche. Gerne deutet der Künstler auf Motive und Verstrickungen der Pop- und Musikkultur der 60er und 70er Jahre – so war der Titel seiner Ausstellung im Projekt Just „Helter Skelter Shelter“ Zitat und Umdeutung zugleich. Helter Skelter wörtlich übersetzt Freizeit- und Vergnüngspark, konnotiert direkt den halluzinogenen und für die Heavy Metal-Musik einflussreichen Song der Beatles, der mit der apokalyptischen Umdeutung Charles Mansons noch Eingang in die Kriminalgeschichte erfuhr. Vor dieser Fülle von historischen Überlagerungen stemmt Gerhard kurzzeitig ein harmonisches Kontra – Shelter wie Schutzhütte – entgegen, das in seinen Bildern nie von langer Dauer bleibt. Till Gerhard hat für das Abschlussprojekt 4 x 2 seinen befreundeten Hamburger Künstler Tilman Knop (1965) für eine gemeinschaftliche Arbeit eingeladen.

ALEXANDER LIECK Der Berliner Künstler Alexander Lieck (*1967) unternimmt in seinen Leinwänden, Fotografien und Skulpturen mediale Gratwanderungen. „Noch“ hieß seine Ausstellung im Projekt Just 2004-2005, mit der er präzise den unentschiedenen, ambiguren Zustand seiner Arbeiten beschrieb. Seine abstrakten, zumeist auf geometrische Grundformen reduzierten Bilder repräsentieren nichts und pflegen bewusst einen unfertigen Zustand, eine emotionale Kühle und Flächigkeit, die Bezüge zur Geschichte der malerischen Avantgarde nach 1945 offen legt. Beispielsweise in den roten und blauen geometrisch zersprengten Cut Outs, den Titelbildern der Ausstellung, denkt man vor allem an Frank Stellas „Shaped Canvasses“, die in ihrer Zersplitterung dann jedoch nicht so sehr feststehende Aussage sind, sondern bewusst ruinös daherkommen. Durch den Bezug auf brisante Tagesaktualitäten, persönliche Erinnerungen und Bildkommentare in den Titeln verlieren die Bilder ihren vermeintlich autonomen Status.

PETER JAP LIM Die Ausstellung Gehen üben des sechsten Stipendiaten Peter Jap Lim (* 1969) begrüßte den Besucher mit einem gezeichneten Pfeil „Werdende Kunst 14-18 Uhr“. Darin deutete Jap Lim bereits seine prozessuale Auffassung von Kunst an, wie sie sich auch im „Museum für Werdende Kunst“ (www.dasmwk.net) artikulierte. Dieses Projekt hatte Jap Lim 1998 initiiert, um Aspekte der Dauer und Massivität von Ausstellungsformen in temporären Veranstaltungen zu diskutieren. Gleichzeitig ist der Pfeil aber auch die ironische Frage an den Ort: Besteht die Kunst hier nur während der Öffnungszeiten oder auch darüber hinaus? Jap Lims Wandzeichnungen im Projektraum Just führten diesen Ansatz weiter: subversive Kommentare wie ab heute wird die übersinnliche geistige Welt nicht mehr provoziert, auf eine gemalte Schultafel und in feinsäuberlicher Schülerschrift aufgetragen, stellten ihre plakative Überzeugungskraft gleich wieder in Frage. In seinem Video „Gehen üben“ richtete der Künstler seine Aufmerksamkeit auf eine spielerische Umdeutung alltäglicher Codes und Handlungen und schaffte hierbei ein neues Bewusstsein für häufig unbewusst vollzogene Tätigkeiten.

ALEX MÜLLER In Alex Müllers (*1971) Arbeiten tauchen immer wieder befreundete Figuren auf, fiktive und reale Personen und solche, die sie aus der Distanz verehrt. In ihrer Ausstellung im Projekt Just widmete die Künstlerin beispielsweise dem bereits verstorbenen Düsseldorfer Künstler Michael Buthe einen Raum ihrer Ausstellung. In Erinnerung ist sicherlich auch die Arbeit Alles zum Rhein geblieben, eine Hommage an den gegenüberliegenden Fluss, für die sie die beiden Fenster des Ausstellungsraums mit unzähligen Erbsen füllte. Wie ein rotes Band zieht sich der Einsatz von Erbsen durch ihre Arbeit, für Alex Müller Symbol der fortwährenden Tätigkeit und Veränderlichkeit und ist auch Ausgangspunkt für die Außeninstallation, die Alex Müller für das Abschiedsprojekt plant. In einer Installation aus Blumenvasen - mit je einem Werktitel aus ihrem künstlerischen Oeuvre beschriftet - sind Erbsensamen eingepflanzt. Sowie die Pflanze wächst, verändert sich auch die künstlerische Arbeit. Die Berliner Künstlerin wurde im April 2006 mit dem Bonner Peter-Mertes-Stipendium ausgezeichnet.

OLIVIER FOULON Noch bis zum 26.5. ist Olivier Foulons Ausstellung „redites et ratures“ im Projekt Just zu sehen, in deren Zentrum eine Diainstallation steht. Darin werden zwei Bilderserien gezeigt - einerseits berühmte Künstler während ihrer Arbeit im Atelier und andererseits historische, aber häufig unbekannte Aufnahmen von Ausstellungsansichten, die dem Betrachter die unterschiedliche Wirkung vom Kunstwerk im jeweiligen Kontext vor Augen führen. Für den 27.5. plant Foulon einen Diavortrag mit dem Titel „Behind the green curtain“ (in englischer Sprache), in dem seine Bild-Recherchen zur Ausstellung als Bühne und zum Künstler im Vorder- oder Hintergrund von ihm auch verbalisiert werden. Der belgische Künstler wurde 2005 durch das Palais des Beaux-Arts in Brüssel mit dem renommierten „Prix de la jeune peinture belge” ausgezeichnet und erhielt im gleichen Jahr als letzter Stipendiat das Residenzstipendium Just in Düsseldorf.

Pressetext

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4 x 2 – Abschiedsprojekt des Künstlerstipendium Just

mit Olivier Foulon, Peter Jap Lim, Alex Müller, Till Gerhard / Tilman Knop, Hermine Anthoine, Sebastian Zarius, Stef Burghard (BURGHARD ), Alexander Lieck