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Der Kunstverein Hildesheim wird 30 Jahre alt und begeht das Jubiläum mit der Ausstellung 20+10 bis 2008 Re:präsentation. Die Ausstellung vermittelt anhand einer konzentrierten Auswahl an künstlerischen Positionen der letzten Jahre einen Einblick in das programmatische Profil des Kunstvereins und seiner KünstlerInnenförderung . So waren Stefan Mauck, Özlem Sulak und Anja Teske bereits zu einem frühen Zeitpunkt ihrer künstlerischen Laufbahn im Kunstverein ausgestellt. Ulf Neuman ist als „neuer“ Künstler dabei, um bei allem Rückbezug auch eine Blick nach vorne zu werfen. 20+10 bis 2008 Re:präsentation wird von einer weiteren inhaltliche Idee getragen. Gemeinsames Überthema aller Arbeiten bildet die Auseinandersetzung mit speziellen Orten und Räumen - wie zum Beispiel dem Deutschen Auswanderer Haus, einem ehemaligen Kurhotel oder schlichten Zweckbauten, wie Einfamilienhäusern. Ausgehend davon entwickeln sich aus den Arbeiten unterschiedliche thematische Stränge und Geschichten So zeigt Anja Teske die Fotoinstallation „Hotel Unverzagt“. Die Arbeit besteht aus 50 gerahmte Fotos mit Interieuransichten eines verlassenen Kurhotels in Bad Ems, das sich 150 Jahre im Besitz der Familie Unverzagt befand. Der letzte Unverzagt lebte die letzten 12 Jahre seines Lebens ganz allein in dem Hotel. Er richtete dabei die Zimmer so her, als könnten jederzeit Gäste eintreffen, die allerdings schon lange nicht mehr kamen. Hotel Unverzagt ist somit Psychogramm und Spiegelbild wirtschaftlichen Strukturwandels gleichermaßen. Stefan Mauck interessiert sich für die Schnittstelle der privaten Sphäre und dem öffentlichen Raum. Er kontrastiert in „looking for the beach under the pavement“ Zitate von Architekturtheoretikern der Moderne, die er in Fotomontagen auf Hauswänden angebracht hat, mit schlichten Zweckbauten und Einfamilienhäusern, die die bundesrepublikanische Wirklichkeit hervorgebracht hat. Durch diesen Eingriff destabilisiert er die Selbstverständlichkeit und Normalität dieser Orte. Für die Hildesheimer Ausstellung hat Özlem Sulak die neue Videoarbeit „Deutsches Auswandererhaus“ gemacht. Schauplatz ihrer Arbeit ist das Deutschen Auswanderer Haus in Bremerhaven, das die Emigration von über sieben Millionen Deutschen zwischen 1880 und 1950 in die Neue Welt dokumentiert. Gemeinsam mit vier in Deutschland lebenden türkischen Frauen der ersten und zweiten Generation besucht sie das Museum und kehrt das Verhältnis von Ein- und Auswanderung um. Ulf Neumann entwickelt raumbezogene Arbeiten aus Beton, Pappe oder Sperrholz. Für die Hildesheimer Ausstellung hat er eine neue Arbeit angefertigt die zwischen minimalistischen Formalismus und der Form konkreter Gegenständen oszilliert, woraus sich ein Spannungsverhältnis von Bedeutungsentzug und Bedeutungszuweisung entwickelt. Dieses Spiel setzt sich auch in der Videoarbeit „5 min.“ fort, die in Zusammenarbeit mit Philip Schulze entstanden ist. Den Filmen von David Lynch atmosphärisch nicht unähnlich, verbinden sich durch den Takt eines Metronoms labyrinthisch verbundene Außenräume im Strahl einer Taschenlampe zu einer verstörenden Innenwelt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Die Ausstellung wird gefördert aus Mitteln des Landes Niedersachsen, der Stadt Hildesheim, der Friedrich Weinhagen Stiftung und der Sparkasse Hildesheim.

Die Arbeit „Deutsches Auswandererhaus“ von Özlem Sulak wurde produziert in Kooperation mit dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.