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In der IBB-Videolounge werden über den Zeitraum eines Jahres 12 Künstler präsentiert, die in den letzten Jahren durch ihren innovativen Umgang mit den Medien Film und Video aufgefallen sind. Dabei stehen dokumentarische Herangehensweisen neben Strategien, die das Medium reflektieren und hinterfragen. Aber auch bildästhetische Experimente sind bestimmend für die Werke der eingeladenen Künstler.

So legen manche von ihnen einen Schwerpunkt auf die Kameraführung und die Interaktion der Schauspieler, um die Ästhetik des Films aus den Entstehungsprozessen heraus zu entwickeln. Andere hingegen setzen auf die atmosphärische Wirkung des bewegten Bildes, die sie durch Soundeffekte und Erzählstrukturen verstärken – oder karikieren eben jene Effekte, mit denen das heutige Fernsehen um die Aufmerksamkeit des Zuschauers wirbt. Bezeichnend ist auch die Radikalität, mit der der ästhetische Wandel des technischen Bildes fortschreitet: Nicht nur mit figurativ- abstrakt anmutenden Bildstrukturen hält eine neue Ästhetik in der zeitgenössischen Videokunst Einzug; auch die zeitliche Verlangsamung beeinflusst die Wahrnehmungsgewohnheiten des Betrachters.

In dem neuen Programmformat soll die Vielfalt des Mediums dargestellt werden. Ausgewählt sind deshalb sowohl junge Talente, die im Berliner Kunstbetrieb bislang kaum gezeigt wurden, als auch etablierte Vertreter der zeitgenössischen Videokunst, die frühe und aktuelle Arbeiten vorstellen werden. Im monatlichen Wechsel wird jeweils ein Programm aus verschiedenen Werken eines jeden Künstlers zusammengestellt.

Marcellvs L.: 9.9.2011 - 3.10.2011

Videorhizom

Seit 2002 arbeitet Marcellvs (*1980 in Belo Horizonte/Brasilien) an dem so genannten VideoRhizom – einer Serie von bisher 28 kurzen Videoarbeiten, die weder chronologisch aufeinander aufbauen noch inhaltlich zusammenhängen. Allein der Entstehungsprozess aller Arbeiten ist jeweils derselbe: Die Kamera ist auf einem Stativ montiert und filmt das Geschehen vor der Linse je nach Entfernung des Subjekts mal klar erkennbar, mal stark abstrahiert und verschwommen. Dabei bleiben die Parameter einer jeden Einzelarbeit immer gleich, gehen doch alle gefilmten Situationen aus Alltagsbeobachtungen hervor, auf die der Künstler spontan stößt – mit der Folge, dass für keine der Arbeiten ein Drehbuch, „richtige“ Schauspieler oder eine erzählte Handlung vorliegen. Gerade von dieser Spannung und Ambivalenz zwischen zufälligen und streng kontrollierten Entscheidungen aber leben die Arbeiten; und gerade das strenge Prinzip der Produktionsbedingungen stellt ein wesentliches Ordnungskriterium dar, das alle Werke miteinander verbindet.

Frédéric Moser und Philippe Schwinger: 05.10. - 31.10.2011

Acting Facts, 2003 Revival Paradise, 2005 France, détours, Episode 1, devoir et déroute, 2009-2010

Frédéric Moser (1966) und Philippe Schwinger (1961) wurden in St. Imier / Schweiz geboren. Sie begannen ihre künstlerische Zusammenarbeit 1988 mit der Leitung des unabhängigen Theaters „l’atelier ici et maintenant“ in Lausanne. Ab 1993 studierten sie an der Ecole Supérieure d’Art Visuel, wo sie die Klasse von Silvie und Chérif Defraouiat besuchten. Schon im Jahr ihres Abschlusses 1998 und ein weiteres Mal im Jahr 2000 wurden sie mit dem Swiss Art Award ausgezeichnet. 2001 folgte ein Atelierstipendium in Schloss Solitude, Stuttgart, und 2003 eine Künstlerresidency im Center for Contemporary Art Ujazdowski in Warschau. 2004 repräsentierten sie die Schweiz auf der São Paulo Biennale. Sie leben und arbeiten seit 2002 in Berlin. Frédéric Moser und Philippe Schwinger sind bekannt für Filmarbeiten, die wie Theaterstücke aufgebaut und in Installationen eingebunden sind. Für die Videolounge der Berlinischen Galerie haben sie nun Arbeiten ausgewählt, die sich auf das Genre des Dokumentarfilms und des erzählten Films berufen.

Sven Johne: 02.11. – 28.11.2011

Elmenhorst, 2006 Wissower Klinken, 2007 Tears of the Eyewitness, 2009

Sven Johne (*1976) studierte deutsche Sprache und Literatur, Journalismus und Onomastik an der Universität Leipzig. Im Anschluss begann er 1998 ein Folgestudium der Fotografie an der Hochschule für Bildende Künste in Leipzig, wo er ab 2006 die Meisterklasse bei Professor Timm Rautert besuchte. Während seines Studiums erhielt er bereits zahlreiche Stipendien und Preise, z.B. ein Stipendium der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung für zeitgenössische deutsche Fotografie oder Arbeitsstipendien der Stiftung Kunstfonds und des Freistaats Sachsen. Seit 2007 ist Sven Johne in zahlreichen nationalen und internationalen Einzel- sowie Gruppenausstellungen vertreten. Er lebt und arbeitet in Berlin. In der Berlinischen Galerie wird Sven Johne seine bisherigen Videoarbeiten präsentieren. Seine neueste filmische Arbeit, die derzeit noch produziert wird, ist zeitgleich bei der Galerie Klemm’s zu sehen.

Christian Jankowski: 30.11.2011-02.01.2012

Kunstmarkt TV, 2008 Strip the Auctioneer, 2009 Above all I’m an art lover, 2009

Christian Jankowski (*1968) ist einer der erfolgreichsten deutschen Künstler der Gegenwart. Er studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und hatte seinen internationalen Durchbruch 1999, als er an der von Harald Szeemann kuratierten 48. Biennale in Venedig teilnahm. Christan Jankowskis Werke sind in zahlreichen Museenund Privatsammlungen vertreten, die Liste seiner Ausstellungsbeteiligungen ist schier endlos. Er hat zahlreiche Stipendien und Preise erhalten, darunter im letzten Jahr das renommierte Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo. Er lebt in Berlin und New York.

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12×12
Die IBB-Videolounge

09.09.2011 - 03.10.2011 Marcellvs L.
05.10.2011 - 31.10.2011 Frederic Moser / Philippe Schwinger
02.11.2011 - 28.11.2011 Sven Johne
30.11.2011 - 02.01.2012 Christian Jankowski