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100 JAHRE SPÄTER
Danach. Davor.
01.09.2018 - 28.10.2018

Künstler:
Linda Maria Schwarz, Jürgen Schiefer, Irmfried Windbichler

Kuratorin: Irmi Horn

Die Ausstellung ist wie die anderen des Jahres dem Erinnerungsjahr 2018 gewidmet. Ein massives Gedenkjahr beschäftigt heuer Europa und alle, die in den 1. Weltkrieg und seine Folgen miteingebunden waren.
100 Jahre Republik hinterlassen auch in der Kunst ihre Zeichen.
Dieser lange Weg, den sich die Moderne erkämpfen musste, bis heute zeitgenössische Kunst als Wertanlage gekauft wird, sollte ein Nachdenken hervorrufen: Was bedeutet uns Kunst in unserer Zeit? Welche Art von Kultur ist uns eingeschrieben, wie nehmen unsere Mitmenschen Kunst war?
Da sich jede Gesellschaft für eine bestimmte Form von Kultur und einen Teil davon – Kunst – ausspricht, ist die Entwicklung der letzten 100 Jahre schon etwas sehr Wesentliches. Zu Beginn des 20. Jhdts war vieles nicht in Ansätzen vorstellbar, was heute über die sozio-politische Entwicklung als völlig normal gewertet wird.
Die Bewusstmachung an Menschheits-Zustände 100 Jahre vor 2018 und eine Andeutung von möglicher Entwicklung danach ist ein Aspekt dieser Ausstellung. Ein Weg, um Lust auf Geschichtsbewusstsein mittels zeitgenössischer Kunst zu entfachen, eine Entdeckungsreise in Verborgenes, Verschleiertes, Verschwiegenes, Unterdrücktes …, ein Aufspüren von Macht und Fähigkeit, eine Spurensuche: Demokratie und deren Missbrauch. Freiheit der Kunst. Leben mit Freude an Kreativem, Innovativem ...

Manchen KünstlerInnen gelang es seinerzeit und gelingt es auch heute, über ihr Werk, den persönlichen Erlebnisraum des Denkens und Fühlens zu erweitern, Aspekte der Vielfalt und Wunderbares aus der Natur zu vermitteln, aber auch gesellschaftspolitische Verhältnisse vor Augen zu führen, die für die Entwicklung einer Gesellschaft, also der Menschheit verantwortlich sind und damit stellen sie auch jeden Betrachtenden, Erlebenden vor die Alternative: Will ich wissen und neugierig sein, oder genügt mir, was ich bis jetzt weiß.
Sei es eine Empfindung über eine ästhetische Form, sei es über ein Gefühl der Vertrautheit, sei es ein Aufgerütteltsein über etwas Verstörendes – alle diese Wahrnehmungen können zu einem empathischen Weltverständnis führen, das unser aller Leben und Überleben zumindest anstrebt.

Die KünstlerInnen können auf eine kontinuierliche Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland verweisen.

Linda Maria Schwarz, 1958 in Arnfels/Steiermark geboren, erwarb ihr Diplom für Bildhauerei an der Meisterschule für Kunst und Gestaltung, Ortweinschule/Graz.

Sie lebt und arbeitet in der Steiermark.
Zwischen einfachen geradlinigen Formen wie beim Memorial concentration camp Peggau/A oder Star of David/Synagoge Graz eingesetzt, greift sie auf die Formbarkeit von Metall zurück und schafft damit phantastische Objekte aus Bronze, die einerseits Verweise auf die Ewigkeit sind, andererseits durch ihre weichen Formen des ehemals Verflüssigten an das Veränderte und Vergängliche hinweisen. Eingefangene Momente von Realität, Gesten, Bewegungen, Landschaften der Natur, Landschaften des Körpers, eines Gesichts sowohl in ihren Plastiken als auch in ihrer Malerei leiten die Betrachtenden auf einen visuellen Diskurs von Erinnerungs- oder Traumzuständen der menschlichen Existenz. Kunst im öffentlichen Raum/Art in public space
2015 – Permanent sculpture star of David, Synagogue Graz

Geboren am 12.07.1966 in Graz, schloss Jürgen Schiefer 1985 die HTL für Graphikdesign (Ortwein-Schule) ab. Von 1986 bis 1989 folgte ein Studium u.a. bei Richard Frankenberger und Gerhard Lojen an der Meisterschule für Malerei in Graz. Erste Ausstellungen (Künstlerhaus Graz, haus der Architektur Riga), künstlerische Messegestaltungen (etwa für Grundig), Portraitmaler und Arbeiten als Restaurator mit Schwerpunkt auf gotische Fresken u.a. in der Friedrichskapelle im Grazer Dom. Gründung der "Galerie zu Unterst".
Zwischen 1991 und 1995 studierte Schiefer auf Empfehlung Max Weilers an der Akademie der bildenden Künste Wien u.a. bei Friedensreich Hundertwasser, Edelbert Köb, und Herwig Zens.
Zwischen 1995 und 1998 widmet Schiefer ­ inzwischen Gymnasiallehrer sich intensiv Material-experimenten und theoretischen Studien. Bei zahlreichen Auslandsaufenthalte vertiefte er sein Wissen und Können und entwickelte seinen eigen Stil. Nicht die Wirklichkeit wird zugunsten der Freiheit des künstlerischen Mediums aufgelöst, wie bei Kandinsky oder Mondrian, sondern die abstrakte Kunst per se ist Ausgangssituation. Aus der autonomen malerischen oder zeichnerischen Artikulation erschafft der Künstler eine neue, emotional geprägte Bildwelt.
2016 setzt sich Schiefer mit Texten jüdischer Migrantinnen auseinander. Aus 2 Texten von Rose Ausländer und Mascha Kaléko schreibt und schneidet und kratzt er in Gipskartontafeln die buchstaben reduziert sie zu archaischen formen bis hin zur auslöschung der sinnhaftigkeit und lesbarkeit: „MEIN SCHLÜSSEL HAT DAS HAUS VERLOREN“. Kleine Arbeiten auf A4 Schreibpapier zeigen tagebuchartig mentale Zustände auf, die infolge einer Hetzkampagne wegen schwuler sexueller Orientierung in einem Menschen zu Tage treten: „SERIE EXIL2018 WIEN5“.

Der Architekt Irmfried Winbichler hat an der technischen Universität Graz sein Diplom erworben, in den Bureaus von TEAM A und Eilfried Huth mitgearbeiitet, bis er 1982 selbständig wurde. Er unterrichtete an verschiedenen Universitäten in Europa, Amerika und Japan und stellt seit 1975 aus.
Seine Arbeiten nehmen auf die Veränderlichkeit Bezug, in positivem, wie in negativem Sinn. Wenn er straßenseitig mit seinen farbigen Tüchern den Zaun als Kunstzaun, als Galerie für Passantinnen deklariert, bezieht er Stellung zum Kunstverständnis unserer Zeit. Kunst und Kultur als wesentlichen Bestandteil des menschlichen Wesens trägt er vom Inneren einer Galerie in den Public Space: Hier im 5. Grazer Bezirk. Er folgt damit der Initiative von kunstGarten, die schon die Payer-Weyprecht-Inseln als Ausstellungsflächen für aktuelle Kunst seit 2006 eingeführt hat.Den Impetus Kunst als integrativen Bestandteil in einem gesellschaftlichen Aufriss wahrzunehmen, fällt in verschiedenen Bezirken von Städten schwer. Das Tragische ist, dass die Politik leider nicht bemerkt, wie durch halbherzige „Volksbeglückung“ - es wird angeboten, was gefällt - Österreich sich bald nicht mehr als eine Kulturnation bezeichnen kann.
Von der Architektur her kommen seine gerahmten Leinwand-Bilder, landschaftliche Szenen, die in den Raum greifen, der Verspieltheit seiner fröhlichen Zaunbilder entweichen und den Abdruck der menschlichen Existenz verdeutlichen.