press release only in german

Als konsequente Fortsetzung einer Serie, die sich mit zeitgenössicher Fotografie verschiedener Länder auseinandersetzt, zeigt der Neue Berliner Kunstverein vom 12. Januar bis 24. Februar 2002 die Ausstellung „Zeitgenössische Fotokunst aus der Schweiz“. Sie bietet einen aktuellen Einblick in die Fotokunst unseres Nachbarlandes, die in den vergangenen zehn Jahren auffallend an Vielfalt, Reichtum und Qualität gewonnen hat. Waren die Künstler und Künstlerinnen, die in den 80er Jah-ren mit dem Medium Fotografie wichtige Positionen vertraten, noch an zwei Händen abzuzählen, so ist die Szene in den 90er Jahren fast explodiert, und diese Zeit hat der Fotokunst auch einen unvergleichlichen Boom in den Museen und auf dem Markt gebracht. Die Fotokünstler untersuchten die Welt aus der Sicht eines beobachtenden Forschers (Claudio Moser, Hans Danuser) oder erweiterten die Fotografie in den Raum als Installation (Rémy Markowitsch, Ugo Rondinone). An der Jahrtausendwende zeigt sich die Fotografie als ein noch längst nicht ausgereiztes Medium, dem sich immer mehr Schweizer Künstler widmen und dem sie immer wieder neue Aspekte abzugewinnen vermögen.

Unsere Ausstellung erhebt nicht den Anspruch, mit den hier vertretenen neun Künstlerlnnen alle wichtigen Vertreter der Fotokunst in der Schweiz abzudecken. Einerseits würde das die räumlichen Möglichkeiten der Ausstellung sprengen und andererseits ließen sich spielend viele andere Ausstellungen mit Schweizer Künstlerlnnen zusammenstellen, die sich alleine mit Themen wie Identität oder Körper oder Natur oder Familie oder Kunst und Wissenschaft oder Medienreflexion beschäftigen. Die Positionen, die hier präsentiert werden, sind einerseits mit Bedacht sehr verschieden, andererseits können sie doch unter dem Label "fragile Konstellationen" zusammengefasst werden.

Katrin Freisagers rätselhafte junge Frauen, die quasi schwebend, verloren wirkend sich zu einer Gruppe der Ähnlichen versammeln wirkt da leitmotivisch. Ugo Rondinone und Daniele Buetti beschäftigen sich beide mit medialen Sehnsüchten und mit Melancholie; Rondinone mit Körperbildern von Fetischmodels, die seinem Kopf unterlegt werden; Buetti mit einer installativen Assemblage von bearbeiteten, 'punktierten' Medienporträts. Claudio Mosers Bilder thematisieren prekäre urbanistische Situationen, Annelies Strba 'röntgt' Stadtlandschaften aus der Luft, Hans Danusers "Frozen Embryo Series“ beschäftigen sich mit Grenzbereichen von Wissenschaft und Zivilisation. Cat Tuong Nguyen's Blicke nach draußen thematisieren die mediale Bedingtheit des Sehens. Diesen meist großformatigen Fotografien stehen die kleinformatigen seriellen Arbeiten von Marco Poloni und Peter Tillessen zur Seite. Poloni entwickelt in einer Serie von über fünfzig Bildern die Fluchtwege eines Migranten von Süditalien in die Schweiz, den wir nie sehen, dessen Wege wir aber in filmischer Anlage aus verschiedenen Perspektiven verfolgen. Peter Tillessen schliesslich stellt Kleinserien vor, die sich aufmerksam und ironisch verschiedensten Alltagskonstellationen widmen.

Die Ausstellung, die anschließend auch im Halleschen Kunstverein, Museum Bochum und in der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen gezeig wird, erhielt eine großzügige finanzielle Förderung durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.

Der Katalog, der in Zusammenarbeit mit dem Ernst Wasmuth Verlag erscheint, ist Teil unseres Konzepts, die Fotokunst der Gegenwart mit einer fortgeführten Serie von Publikatonen vorzustellen. Der Textbeitrag stammt von unserem Kurator Urs Stahel, Direktor des Fotomuseums Winterthur.

Pressetext

only in german

Zeitgenössische Fotokunst aus der Schweiz

mit Daniele Buetti, Hans Danuser, Katrin Freisager, Claudio Moser, Cat Tuong Nguyen, Marco Poloni, Ugo Rondinone, Annelies Strba, Peter Tillessen

weitere Stationen:
Hallescher Kunstverein; Museum Bochum; Städtische Galerie Villingen-Schwenningen