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Die Kunsthalle Düsseldorf widmet dem Werk der chinesischen Künstlerin Yin Xiuzhen (*1963 in Peking, lebt und arbeitet dort), die als eine der wichtigsten Künstlerinnen Chinas gilt, in Zusammenarbeit mit dem Groninger Museum die erste große Einzelausstellung in Europa.

In ihren skulpturalen Werken und Rauminstallationen, die sie aus alltäglichen Fundstücken wie alten Kleidern, Schuhen oder Möbelstücken zusammensetzt, beschäftigt sich Yin mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen, die häufig mit persönlichen Erinnerungen der Künstlerin einhergehen. Die Architektur und Infrastruktur Pekings beispielsweise, die einem ständigen Wandel unterliegen und damit ihre Funktion als Erinnerungsträger immer mehr verlieren, werden in Yins Werken ebenso aufgegriffen wie die allgemeingültige Frage nach individuellen Lebensbedingungen des Menschen in einer globalisierten Welt – unabhängig von einem spezifischen Kulturkreis. Damit wird der Betrachter stets zu einem zentralen Teil der Installationen, indem er nicht nur mit persönlichen Erinnerungen der Künstlerin konfrontiert wird, sondern mit Erinnerungslandschaften, die zwischen Lokalem und Globalem angesiedelt sind.

Gewöhnliche Gebrauchsgüter wie abgetragene Kleidungsstücke oder ausgedientes Mobiliar tauchen dabei in einem neuen Kontext auf, indem Yin sie zu einem ungewöhnlichen Ensemble miteinander verbindet und arrangiert. Das künstlerische Spiel mit der alltäglichen Formsprache und Materialität der Dinge – neben Textilien tauchen häufig auch Holz, Zement und Schiefer auf –, führt schließlich dazu, dass sich die Geschichten und Bilder aus dem jeweils eigenen Erinnerungsfundus des einzelnen Betrachters mit Bildern mischen, die bereits dem kulturellen Gedächtnis angehören. So wird das Publikum eingeladen, sich an den von ihr gestalteten Orten an eigene Geschichten zu erinnern und sich gleichzeitig auf die Spurensuche unbekannter Ereignisse zu begeben. Die spezifische Arbeitsweise Yins, die aus Fragmenten des Alltags und individuellen Erinnerungsstücken in häufig raumgreifenden Installationen neue Sinnzusammenhänge schafft, lässt sich somit auch als Metapher für das Gesamtwerk der Künstlerin verstehen: Ihre Arbeiten sind gebaut, genäht, zusammengesetzt aus Objekten, die jeweils eine eigene Vorgeschichte besitzen, aber in der künstlerischen Zusammenstellung eine neue Geschichte erzählen. Dabei werden zum einen ihre persönlichen Erfahrungen in einer globalisierten Welt thematisiert, zum anderen rücken weitergehende Fragestellungen zur Konstruktion von Geschichte und Erinnerung allgemein sowie zum individuellen Leben und zur Zivilisation an sich in den Fokus.

Häufig spiegeln ihre Arbeiten die Realität bestimmter Orte. In eigens für die Kunsthalle entstandenen Arbeiten verwendet Yin beispielsweise Altkleider von Düsseldorfer Bürgern, die sie miteinander zu bunten Skulpturen vernäht und damit einen Dialog zwischen Peking und Düsseldorf voraussetzt. Trotz der sehr poetischen Formensprache lassen sich die Arbeiten auch als kritischer Kommentar lesen, der die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und der Welt in den Blick nimmt und nicht zuletzt auch auf nach Asien ausgelagerte Produktionsstätten und damit verbundene Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie verweist.

Yin Xiuzhen hatte bereits viel beachtete Auftritte auf der Biennale Venedig 2007 und im Projektraum des Museum of Modern Art New York 2010.

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Yin Xiuzhen
Kooperation: Groninger Museum