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Wolfgang Plögers Œuvre ist thematisch und medial weit gefächert. So gibt es zwei Werk-komplexe, die einerseits sehr eigenständig sind, sich andererseits immer wieder überlappen. Eine Reihe politisch-gesellschaftskritischer Arbeiten steht den stark formalistischen Werken gegenüber. Technisch nutzt er neben der Zeichnung und der Plastik vorrangig den 16-mm- und Super8-Film. Letzterem Medium kommt in der Ausstellung to the point im Künstlerhaus Bremen eine zentrale Bedeutung zu. Für seine Animationsfilme fertigt Wolfgang Plöger zunächst Zeichnungen, die sowohl realistisch-narrative als auch formal reduzierte, zeichenhaft lineare Äußerungen sein können. Aufgrund der anschließenden filmischen Transformation geraten die Motive in Bewegung, sie beginnen inner-halb der Projektionsfläche zu springen, ohne den rohen Charme der erkennbaren Handzeichnung zu verbergen. Doch die Werke verharren nicht in der Zweidimensionalität, sondern durch das Spannen der Filmstreifen auf dem Boden oder zwischen Boden und Decke breiten sie sich in die Dreidimensionalität aus. Neben den rasant wechselnden Bildfolgen und dem Rattern der Projektoren, durchschneiden lange Filmschleifen den Raum. So wird das Zelluloid selbst in sei-ner Materialität und mitsamt den Projektoren zum wesentlichen Teil der Ausstellung. The space between us (2006) zeigt zwei zeichnerisch animierte Lichtkegel, die von sich in einem Winkel von etwa 90° Grad gegenüberstehenden Projektoren in eine Ecke des Raumes projiziert werden. Beide befinden sich im Zustand ständiger Bewegung: sie drehen sich leicht, verjüngen oder vergrößern sich und wandern auf- und abwärts. Zwischen ihnen spannt sich ein illusorischer Raum auf, der in Korrespondenz zur Bewegung der Lichtkegel ebenfalls fortwährend neu modelliert wird. Dieser Arbeit wird mit Untitled (2009) die Projektion einer gezeichneten Linie auf ein an der Decke befestigtes Seil, das von ihr beständig weich umspielt wird, zur Seite gestellt. to the point schließlich ist einer jener Filme, der die beiden vorherrschenden Werkstränge miteinander verbindet. Basierend auf einer Sammlung der letzten Aussprüche von Todeszellenkandidaten, sammelte Wolfgang Plöger die Satzschlusszeichen, zumeist den Punkt, fotokopierte diese und schnitt sie anschließend zu einem Film zusammen. Das Ergebnis sind eine Fülle von Kopien mit Zeichen, Buchstabenfragmenten etc. und ein Film über ein schwarzes Quadrat, das sich tanzend auf der Projektionsfläche hin und her bewegt. Wolfgang Plögers Ausstellung to the point vereint vier neu entstandene Arbeiten, die Punkt und Linie als originäre künstlerische Äußerung aufgreifen und in der Weiterführung ihre Komplexität vermitteln, indem Erzählung und geometrische Form ineinander münden.

Wolfgang Plöger (*1971) lebt in Berlin und studierte Freie Kunst an der Muthesius Kunsthoch-schule in Kiel. Er hatte Einzel- und Gruppenausstellungen bei westlondonprojects, Artis den Bosch, KW, den Galerien Stella Lohaus, Georg Kargl und Konrad Fischer. to the point im Künstlerhaus Bremen ist seine erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland. Die Ausstellung to the point wird gefördert von Stiftung Kunstfonds.

Einladung zum Pressegespräch Freitag, 27. November 09 um 11.00 Uhr

Wolfgang Plöger to the point 28. November 09 – 7. Februar 2010 Eröffnung: Freitag, 27. November um 19:30 Uhr