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Wie kaum ein anderes Medium eignet sich die künstlerische Landschaftsdarstellung dazu, die Rolle des Individuums in der Welt bzw. den Blick des Einzelnen auf seine jeweilige Umwelt zu reflektieren: Landschaftssicht ist immer auch Weltsicht.

In diesem Sinn sind Werke der Landschaftskunst kaum jemals als bloße Abbilder einer tatsächlichen Landschaft zu verstehen. Vielmehr bündeln sich in ihnen kollektive und individuelle Perspektiven und offenbaren sich gesellschaftliche Modellvorstellungen ebenso wie private Wünsche, Ängste und Sehnsüchte. Jeweils aktuelle gesellschafts- und kulturgeschichtliche Entwicklungen werden dabei zuweilen differenziert gespiegelt oder sogar vorweggenommen; in anderen Fällen entstehen träumerische, melancholische oder kritische Gegenbilder zur jeweils erlebten Realität.

Im Laufe der Jahrhunderte vollziehen sich in dieser Sicht auf die Welt Wandlungen, Brüche und oft überraschende Umwälzungen, denen in der Ausstellung ein besonderes Augenmerk gelten soll. Es geht dabei nicht darum, einen (weiteren) Überblick zur Geschichte der Landschaftsmalerei zu bieten und die bekannten Entwicklungslinien noch einmal nachzuzeichnen. Geleitet von der Fragestellung, inwieweit Landschaft sich als Resonanzraum für individuelle Befindlichkeiten und gesellschaftliche Strömungen verstehen lässt, werden neben bekannten und etablierten künstlerischen Positionen vielmehr auch Formulierungen jenseits des gängigen Kanons in den Blick genommen.

Die Ausstellung beginnt mit Werken der holländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts, in der sich ein zunehmendes Bewusstsein für die erlebte und erlebbare Umwelt abzeichnet, und endet in der aktuellen Gegenwart. Nach den Krisen- und Katastrophenerfahrungen des 20. Jahrhunderts und angesichts der nicht mehr zu leugnenden globalen Bedrohung der natürlichen Umwelt scheint vielfach nur noch ein indirekter, gebrochener Blick auf Landschaft möglich und glaubwürdig. Ein solcherart desillusionierter Blick lässt Entwicklungen vergangener Epochen wiederum in neuem, möglicherweise schärferem Licht erscheinen und kann neue Sichtweisen eröffnen.

Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile: 8. Mai – 29. August 2010 (Schwerpunkt Malerei) 4. September – 21. November 2010 (Schwerpunkt Fotografie, Objekt, Video)

Ein umfangreicher Katalog begleitet und dokumentiert die Ausstellungsreihe. Auf 360 Seiten enthält die Publikation ca. 180 Abbildungen sowie Textbeiträge von Karen van den Berg, Silke von Berswordt-Wallrabe, Peter Forster, Richard Hoppe-Sailer, Angeli Janhsen, Tanja Michalsky und Beate Söntgen. Kurztexte zu einzelnen Werken und Künstlerpositionen wurden von Studierenden des Kunstgeschichtlichen Instituts der Ruhr-Universität Bochum, der Zeppelin University Friedrichshafen und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel verfasst.

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Weltsichten. Landschaft in der Kunst seit dem 17. Jahrhundert
Im Rahmen von RUHR 2010 - Kulturhauptstadt Europas

Künstler:
Berenice Abbott, Cuno Amiet, Charles Angrand, Pierre Bonnard, Margaret Bourke-White, Auguste Chabaud, Lovis Corinth, Camille Corot, Gustave Courbet, Aelbert Cuyp, Ger Dekkers, Joos de Momper, Harry Callahan, Stan Douglas, Sven Drühl, Wolfram Ebersbach, Adolf Erbslöh, Walker Evans, Andreas Feininger, Thomas Florschuetz, Francesco Foschi, Florence Henri, Meindert Hobbema, Evelyn Hofer, Karl Hofer, Rudolf Holtappel, Kailiang Yang, Howard Kanovitz, Peter Keetman, André Kertész, Abbas Kiarostami, Marcellvs L., Roy Lichtenstein, Ingeborg Lüscher, Adolf Luther, Ludwig Meidner, Meng Huang, François Morellet, Joan Nelson, William Nichols, Simone Nieweg, Roi George Partridge, Qiu Shihua, Franz Radziwill, Markus Raetz, Arnulf Rainer, Georg Anton Rasmussen, Odilon Redon, Dirk Reinartz, Albert Renger-Patzsch, Ilja Repin, Christian Rohlfs, Jacob van Ruisdael, Boris Savelev, Mario Schifano, Albrecht Schnider, Kurt Schwitters, Max Slevogt, Chaim Soutine, David Teniers, Wolfgang Tillmans, Lesser Ury, Louis Valtat, Willem van Bemmel, Aert van der Neer, Ger van Elk, Jan van Goyen, Jan van Os, Eberhard Viegener, David Vinckboons, Caroline von Grone, Sebastian Vranckx, Jan Wawrzyniak, Adam Willaerts, Philips Wouwerman ...

Kuratoren:
Iris Poßegger

Ort:
Sammlung Situation Kunst (für Max Imdahl)

Stationen:
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, Kunsthalle Kiel, Museum Wiesbaden, Kunstsammlungen Chemnitz, Bonnefantenmuseum Maastricht