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Wie machen Tiere Geschichte?

Die Ausstellung kreist um Themen nonverbaler Kommunikation, Co-­Autorenschaften – tierlicher Biografien.

Die künstlerischen Werke legen (auto)biographische Fährten und folgen individuellen Fähigkeiten von wilden, domestizierten, liminalen Tieren.

Der Audioguide Retrozoology von Uli Westphal gibt einen retrospektiven Blick darauf, wie Menschen Tiere über die letzten 2.350 Jahre hinweg wahrgenommen und beschrieben haben. Die Zitate sind gekennzeichnet von seltsamen und intensiven Sinneseindrücken der Autoren, ausgelöst durch die primäre Begegnung mit einem unbekannten Geschöpf. Seit geraumer Zeit sammelt die Künstlerin Lucy Powell die ausgefallenen Schnurrhaare ihres Katers und hält diese Zeitspanne in den Objektarbeiten Linimal Animal fest. Zu einem Ornament auf schwarzem Samt gelegt sind sie an einem ovalen Rahmen ausgerichtet und verweisen auf ihre überlebenswichtige Funktion für das Tier: mit ihnen nehmen Säugetiere minimale taktile Reize für die Orientierung im Raum wahr.

Die Soundinstallation Contact Call von Hörner|Antlfinger entstand in Zusammmenarbeit mit zwei Graupapageien, die sprachbegabte Spezies weist ein verblüffendes Geschick in der Aufzeichnung von Lautfolgen ihres sozialen Umfeldes auf. Sie sind außerdem Co-Urheber einer täglichen Skizze in Form von bearbeiteten Magazinen und Zeitungsseiten, eine Fotoserie wird in der Ausstellung erstmalig gezeigt. In ihrem Videofilm Two Homes thematisieren Hörner|Antlfinger konkrete menschliche Übergriffe auf tierliche Biografien, Found Footage Filme eines Haus-Vogels werden dem Bild einer Geflügelmastanlage gegenüber gestellt.

Während der Ausstellung wird das Offene Archiv Kluger Hans zugänglich sein. Zusammen mit dem Kulturwissenschaftler Stephan Zandt (HU Berlin) konzipiert wird es fortlaufend ergänzt. Der Kluge Hans lebte ca. 1895-1916 im Prenzlauer Berg und wurde als Pferd, „ das rechnen konnte“ weltweit bekannt. Das offene Archiv sammelt Hinweise auf die individuelle Geschichte des Klugen Hans' und seine besondere Fähigkeit - dem Muskellesen.

Die Ausstellung ist Teil der Projektreihe we , animals – künstlerische Positionen zur aktuellen Debatte um Mensch-Tier-Verhältnisse.

Gefördert durch das Kulturamt Pankow zu Berlin und die Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst Bonn.