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Die abstrakten Skulpturen des amerikanischen Künstlers Vincent Fecteau widersetzen sich einer einfachen Beschreibung. Aus alltäglichen Materialien wie Papiermaché, Karton, Magazinbildern und Farbe schafft er komplexe Objekte, in denen Räume zusammen- und zugleich auseinanderfallen.

Fecteaus Art und Weise, skulpturalen Raum zu artikulieren, ist vom Potenzial multipler Ansichten geprägt, die unmöglich in einem Blick zu erfassen sind, sondern die BetrachterInnen immer wieder überraschen. Seine Skulpturen entstehen aus zahlreichen Schichten in einem langwierigen, aber spielerischen Prozess des wechselhaften Zufügens und Entfernens einzelner Elemente. Häufig akkumulieren sie sich zu ineinander verschlungenen Volumen, wobei die ineinander übergehenden konkaven und konvexen Flächen von einer Form in die andere kippen. Die Oberflächen sind zum Teil farbenfroh, zum Teil in dezent zurückhaltenden Farbschattierungen bemalt und weisen in ihrer Textur sichtbare Spuren der Bearbeitung auf.

Obwohl diese Arbeiten vielfach an die elementare Formensprache des beginnenden 20. Jahrhunderts erinnern und so unterschiedliche Assoziationen wie utopische Architektur, avantgardistische Bühnenbilder, Masken oder auch industrielle Fertigungsteile auslösen, bieten sie keine spezifischen Referenzen an. Auch sind sie trotz ihrer überschaubaren Größe nicht als architektonische Modelle konzipiert; stattdessen bleibt ihre Rätselhaftigkeit bestehen. Hinter diesem gezielten und konsequenten Entzug erkennbarer Bedeutung steht der Verweis des Künstlers auf die Skulptur als Skulptur und ihre Wirkkraft als reales Ding in der Welt.

In seiner jüngsten Werkgruppe, 2014–15 in der Kunsthalle Basel gezeigt, knüpfte Fecteau hingegen an seine frühen Collagen an und schuf eine Serie von dreidimensionalen Wandkästen, die seine Faszination für Architektur, Inneneinrichtung und Dekoration widerspiegeln. Bunte Anzeigen aus amerikanischen Wohnmagazinen der 1990er-Jahre werden mit anderen vorgefertigten Elementen wie Schatullen, Körben, Korken und Schnüren, alle schwarz bemalt, kombiniert. Als ein wiederkehrendes Motiv setzt Fecteau dabei Abbildungen drapierter Kissen ein, mit denen er sowohl räumliche Tiefe untersucht, als auch das scheinbar Beiläufige zum theatralischen Hauptdarsteller erklärt.

In seiner ersten Einzelausstellung in Österreich zeigt Vincent Fecteau eine neue Werkserie aus zehn bemalten Skulpturen. Ihre relativ große, rechteckige Form erinnert nur noch vage an die als Ausgangsmaterial verwendeten Schachteln für Blumengebinde. Die taktile Materialität und die monochrom strukturierten Oberflächen der Objekte verleihen diesen eine seltsame und körperliche Präsenz. In ihrer eigenständigen Ästhetik wirken sie ebenso barock-ornamental wie futuristisch-erotisch – konstant wird eine formale Logik in eine andere überführt. Gezielt lotet Fecteau so das Potenzial der Ambivalenz aus, um nach Widerständigkeiten gegenüber der Behauptung des Normalen zu suchen.