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FILME, PREMIEREN UND GÄSTEDESFESTIVALS

291 Filme aus 48 Ländern werden in den zwölf Festivaltagen der VIENNALE, die dieses Jahr zum 43. Mal stattfindet, zu sehen sein. Das Hauptprogrammumfasst rund 100 abendfüllende Filme, knapp die Hälfte davon sind Dokumentarfilme – mittlerweile ein traditioneller Schwerpunkt der VIENNALE. Das Hauptprogramm wird von einer Auswahl an aktuellen Kurzfilmen vervollständigt.

Im Programm der diesjährigen VIENNALEfindet sich eine große Anzahl an Erstlingsfilmen junger, unbekannter Regisseur/innen aus aller Welt ebenso wie die Wiederaufführung vergessener und unterdrückter Werke der Kinogeschichte wie die beiden amerikanischen Schlüsselfilme der 60er Jahre Coming Apart (1969) von Milton Moses Ginsberg und Captain Milkshake(1970) von Richard Crawford. Namen von eigenwilligen Debütanten wie Brilliante Mendoza, Denis Côté, Yang Jin und Iguchi Naomi stehen neben großen Vertretern des Gegenwartskinos wie Takeshi Kitano, Gus van Sant, Philippe Garrel, Lars van Trier und den Brüdern Dardenne. Als wunderbare und überraschende Kinomomente der aktuellen Filmproduktion seien Filme so unterschiedlich wie El cielo gira,Between the Devil and the Wide Blue Sea, Following Sean, Me and You and Everyone We Know, Eli, Eli lema sabachthaniund Forty Shades of Blue erwähnt. Die Kinodimension der VIENNALE2005 reicht vom einminütigen Festivaltrailer, für den in diesem Jahr Ken Jacobs verantwortlich zeichnet, bis zum 643 Minuten langen philippinischen Familienepos Ebolusyon ng Isang Pamilyang Pilipino (Evolution of a Filipino Family) von Lav Diaz.

Der von Jahr zu Jahr kontinuierlich steigende internationale Stellenwert der VIENNALEzeigt sich an der großen Zahl von Weltpremieren undinternationalen Erstaufführungen, die das Festival in seinem Programm hat - in diesem Jahr sind es 15 Filme. Zu den Welturaufführungen zählen die neuen Arbeiten von William E. Jones, Yervant Gianikian/Angela Ricci Lucchi und Les LeVeque sowie Filme von Martina Kudlácˇek, Kristina Konrad und Gerard Malanga, außerdem die Besonderheit eines Musikvideos von Pedro Costa mit der Schauspielerin und Sängerin Jeanne Balibar. Ebenso erstmals international zu sehen sind der ungewöhnliche chinesische Spielfilm Alian von Wei Xueqi und die beeindruckende Western-Paraphrase Black Dragon Canyonvon Jay Keitel. Zu den internationalen Premieren zählen dieses Jahr Face Addictvon Edo Bertoglio, die Vietnam-Dokumentation Sir! No Sir! von David Zeiger, neue Filme von Jean-Claude Rousseau sowie die Europapremiere der großen Bob Dylan Dokumentation von Martin Scorsese No Direction Home: Bob Dylan, die als einmaliges Special Screening im Rahmen der VIENNALEgezeigt wird.

Wie schon im letzten Jahr zieht sich durch die Auswahl an neuen Spiel- und Dokumentarfilmen die Programmschiene Propositions,die zwölf ausgewählte Filme umfasst. Es sind Filme, die auf Grund ihrer ungewöhnlichen ästhetischen Strategien und politischen Haltungen einen zweiten Blick und zusätzliche Aufmerksamkeit in der Fülle des Programms verdienen. Zu jenen besonderen Vorschlägen zählen in diesem Jahr etwaEine andere Welt (Lieder der Erde, Teil 2, Klaus Wyborny), Les États nordiques(Denis Côté), Frammenti elettrici N. 4–5. Asia–Africa (Yervant Gianikian und Angela Ricci Lucchi), Masahista(Brilliante Mendoza), Moartea Domnului Lazarescu(Cristi Puiu), undWho is Bozo Texino?(Bill Daniel).

Auch an der Liste der Filmgästedes diesjährigen Festivals zeigt sich die internationale Wertschätzung, die der VIENNALEentgegengebracht wird. Neben Schauspielern wie Danny Glover und Jane Birkin werden eine Reihe bedeutender Regisseure beim Festival zu Gast sein, darunter Stanley Kwan, Naomi Kawase, Suwa Nobuhiro und der große portugiesische Altmeister Manuel de Oliveira.

SPECIAL PROGRAMS

WHY WARHOL MATTERS – DIE WORKING CLASS DER VIENNALE 2005 Eine Veranstaltungsserie zur Retrospektive «Andy Warhol Filmmaker» Die im letzten Jahr begonnene Reihe Working Class mit ausgewählten Filmlectures zum Programm des Festivals findet 2005 eine besondere Fortsetzung. Nach den Lectures mit Jean-Pierre Gorin ist die Working Class heuer anlässlich der gemeinsam mit dem Österreichischen Filmmuseum realisierten Retrospektive Andy Warhol und seinem filmischen Werk gewidmet. Unter dem Titel Why Warhol Matterspräsentiert die VIENNALEeine fünfteilige Serie von Lectures, Gesprächen und Interventionen, die sich auf unterschiedliche Weise mit Warhols Filmarbeit und seiner künstlerischer Arbeit insgesamt befassen. Teilnehmer an diesem Projekt sind einerseits Filmgäste des diesjährigen Festivals, die im Rahmen der VIENNALE eigene neue Arbeiten präsentieren, wie etwa die Filmemacher William E. Jones, Romuald Karmakar, Heinz Emigholz und Milton Moses Ginsberg sowie der Mitarbeiter und Darsteller in Warhols Filmen Gerard Malanga und eigens für die Working Class geladene Persönlichkeiten wie Thom Andersen, Klaus Theweleit und Rainald Goetz. Why Warhol Mattersist der Versuch einer freien, assoziativen Annäherung an Person und Werk einer der einflussreichsten, widersprüchlichsten und geheimnisvollsten Figuren in der Geschichte der modernen Kunst.

VIENNALE FOTOAUSSTELLUNG Gerard Malanga in Retrospect Die diesjährige VIENNALEwidmet dem amerikanischen Künstler, Autor, Fotograf und Schauspieler Gerard Malanga erstmals in Österreich eine umfassende Hommage. Neben zwei abendfüllenden Programmen mit ausgewählten Filmen wird Gerard Malanga ein Poetry Reading halten sowie in öffentlichen Gesprächen über seine Zusammenarbeit mit Andy Warhol referieren. Als besonderer Teil dieses Gesamtprogramms findet eine Ausstellung fotografischer Arbeiten von Gerard Malanga statt. Dieses fotografische Werk umfasst die Produktion der Factory-Jahre mit Andy Warhol, eine Serie von Porträts bekannter Freunde und Zeitgenossen von Malanga sowie ausgewählte Beispiele seiner Fotoarbeiten der letzten 20 Jahre. Mit Gerard Malanga würdigt die VIENNALEerstmals in Österreich einen den, wie Jonas Mekas sagte, «wichtigsten, originärsten und bis heute nicht gebührend anerkannten Künstler seiner Generation». Gerard Malanga wird in Wien zu Gast sein.

VIDEO-INSTALLATION PEDRO COSTA Minino macho, minino fêmea Ausstellung und Videoinstallation in Zusammenarbeit mit Charim Galerie Der portugiesische Filmemacher Pedro Costa gilt als einer der radikalsten und eigenwilligsten Autorenfilmer der Gegenwart. Im Rahmen der diesjährigen VIENNALE wird sein filmisches Werk vollständig präsentiert, erweitert um die im Jahre 2003 entstandene Video-Installation «Minino macho, minino fêmea». Diese Installation besteht aus einer Doppelprojektion von Bildmaterial aus Costas Film No quarto da Vanda und vermittelt eine Sicht, die zwischen Außenaufnahmen und Innenräumen aus dem Stadtviertel Fontainhas in Lissabon wechselt und das tägliche Dasein der Zuwanderer aus den ehemaligen Kolonien auf ruhige, eindeutige Weise dokumentiert und bildhaft verdichtet.

BUENOS AIRES DREAMS ITSELF Hinter dem geheimnisvollen Titel Buenos Aires Dreams Itself verbirgt sich ein Filmprogramm von ganz und gar ungewöhnlicher Art. Dieses Tribute des Festivals gilt der legendären Stadt Buenos Aires, wobei jedoch die Stadt nicht einer herkömmlichen filmischen Bestandsaufnahme unterzogen wird, nicht einer mehr oder weniger realistischen Beschreibung und Recherche üblicher Stadtportraits. Vielmehr gilt das Interesse und die Leidenschaft dieser kleinen Schau einem anderen Buenos Aires, dem Phantom einer Stadt, ihren Schatten und Erfindungen, ihren Mythen und Projektionen, den geheimnisvollen Spuren und Nachbildern einer geträumten und phantasierten Welt. Kuratiert von dem bekannten argentinischen Kritiker und Autor Quintín (Eduardo Antín) versammelt diese Filmschau labyrinthische Perspektiven und überraschende Ansichten einer Stadt, die es so nicht gibt und die doch im Reich der reinen Kinematografie existiert. Eine versunkene Stadt, im amerikanischen Studio erfunden, in die Zukunft projiziert, in der Nacht verschwunden, von Außerirdischen besetzt und mit offenen Augen geträumt. Amerikanische Projektionen von Charles Vidors Gilda (1946) zu Robert Duvalls Assassination Tango (2002), argentinische Parabeln und Vexierspiele von Adolfo Aristarain, Hugo Santiago oder Rafael Filippelli bis zu den Tagträumen und Albträumen einer unmöglichen Stadt in Wong Kar-waisHappy Together oder Martin Donovans Apartment Zero. Buenos Aires Dreams Itselfentwirft einen kinematografischen Stadtplan der reinen Phantasie, eine Topografie des Transitorischen, die private und gesellschaftliche Utopie einer Stadt, die es nicht gibt und die sich selbst träumt. Als Film Noir, als Science Fiction, als Horrorfilm oder als politische Parabel. Buenos Aires gehört niemandem. Assassination Tango, 2002

PROLETARISCHES KINO IN ÖSTERREICH Eine Projektvorstellung des Filmarchiv Austria Seit den frühen 20er Jahren diskutiert vor allem die österreichische Sozialdemokratie mehrere Strategien, wie die Film- und Kinopolitik voranzutreiben, wie der Film in den Dienst der Arbeiterbewegung zu stellen sei. Grundsätzlich ergeben die Diskussionsprozesse zwei Stoßrichtungen: Zum einen den Kampf gegen den reaktionären, kriegshetzerischen «Kitschfilm» zum anderen will man mit der Entwicklung einer autonomen Filmproduktion dem bürgerlichen Film eine eigene Macht gegenüberstellen. Dem proletarischen Film sind zwei Aufgaben zugedacht: die Aufklärung der Arbeiterklasse und deren politische Selbstdarstellung. Zur VIENNALE2005 stellt das Filmarchiv Austria das Forschungsprojekt «Proletarisches Kino in Österreich» (Leitung: Christian Dewald, Projektende: 2007) erstmals vor. In zwei Programmen werden Eigenproduktionen der österreichischen Arbeiterbewegung bis 1934 gezeigt. Diese beiden Programme stehen für den ersten von zwei großen Abschnitten des Forschungsprojektes, das unter dem Arbeitstitel «Arbeiterfilm. Erste Republik» vom Filmarchiv Austria in Kooperation mit dem WIFAR – Wiener Filmarchiv der Arbeiterbewegung durchgeführt wird. Zwei weitere Programme wurden von Brigitte Mayr und Michael Omasta kuratiert und umfassen Filme, die für den Filmkritiker Fritz Rosenfeld eine wesentliche Bedeutung hatten. Sie illustrieren jenen Abschnitt des Projektes, der unter dem Arbeitstitel «Fritz Rosenfeld. Filmkritiker» von Mayr und Omasta im Rahmen von SYNEMA – Gesellschaft für Film & Medien in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria erarbeitet wird.

Pressetext

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VIENNALE 2005

Filme von Fatih Akin, Zuzana Brejcha, Abigail Child, Pedro Costa, Josef Dabernig, Jacques Doillon, Heinz Emigholz, Milton Moses Ginsberg, Jean-Luc Godard, Romuald Karmakar, Elia Kazan, Les LeVeque, Gerard Malanga, Masahiro Kobayashi, Jonas Mekas, Rithy Panh, Vanessa Renwick, Jacques Rivette, Gerard Malanga, Vanessa Renwick, Ruan Lingyu, Angelika Schuster & Tristan Sindelgruber, Herbert Schwarze, Martin Scorsese, Bertrand Tavernier, Lars von Trier, Peter Tscherkassky, Duncan Tucker, Agnes Varda, Charles Vidor, Andy Warhol, Klaus Wyborny, Ho Yuhang, Yan Yu, Li Yifan ...

Wiener Filmpreis
Preisträger: Angelika Schuster & Tristan Sindelgruber