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Die Ausstellungen Victor Mans stellen oft präzise aufeinander und auf den Ort ihrer Präsentation zugeschnittene Ensembles dar, die aus Gemälden, mehrteiligen, lakonisch arrangierten Objektinstallationen und weiteren, den Raum bestimmenden Elementen bestehen. Dabei entstehen dunkle, von Melancholie geprägte Atmosphären, in die sich unterschwellig Fragen nach der persönlichen und nationalen Identität mit Fragen nach dem Heiligen ebenso wie mit Aspekten von Gewalt und Erotik mischen.

Aus Victor Mans Einzelwerken oder den miteinander kombinierten Arbeiten entwickeln sich undeutliche Ansätze von Erzählungen, die unfertig bleiben, Assoziationen auslösen und Unbehagen erzeugen. Victor Man selbst sagt: „Ich vermeide es, einen definitiven Zustand zu erzeugen, ich mag die Idee, die Dinge langsam zu durchdringen und Abstand zu bewahren. Wenn die Dinge zu deutlich werden, füge ich ein weiteres Element hinzu, durch das die Klarheit getrübt wird.”

Diese Mehrdeutigkeit ergibt sich in erster Linie aus der Beziehung, die Victor Man zu den Bildern unterhält, die seinen Arbeiten zugrunde liegen. Diese werden, losgelöst aus ihrem Kontext, inhaltlich „geleert”, um neue, unterschwellige Bedeutungsebenen zu erreichen. Victor Man: „Ich nutze häufig Bilder, die in den Medien eine sehr genaue Bedeutung haben. Sie inhaltlich zu leeren heißt, sie nicht wegen ihres Wertes zu verwenden, sondern wegen ihres bildnerischen Potentials, um mit ihnen einen neuen Inhalt zu schaffen.” So beschreibt der Künstler seine Ausstellungen als „Turbulenz-Zonen”, in denen sich jedes Werk von den es umgebenden in Frage gestellt sieht. In den Arbeiten Victor Mans durchkreuzen sich so autobiografische Elemente mit Zitaten aus den unterschiedlichsten Quellen. Der Künstler nimmt ebenso Anleihen an der Kunstgeschichte, vom mittelalterlichen Künstler Sassetta bis hin zum Werk des französischen Fotografen Pierre Molinier (Shaman, 2008), wie er auch Motive aus Literatur und Film verwendet, von W. B. Yeats (Wandering Aengus, 2008), Robert Creeley (Untitled (If Mind Were All There Was), 2009), Samuel Becket (Untitled (Memorable Equinox), 2009), ebenso wie von einem Film des amerikanischen Underground-Cineasten Kenneth Anger (Rabbit’s Moon (after K.A.), 2009) oder einer als Karpathenrobinsonade bezeichneten Erzählung von Leopold von Sacher-Masoch (Basil Hymen). Die den Raum erhellende Neonarbeit Untitled (2012) ist ein persönliches Zitat aus einem Comicbuch, das der Künstler als 10-jähriger über den Rumänischen Nationalhelden Michael der Tapfere (1558-1601) gezeichnet hatte und das in seinem Werk seither immer aufs Neue auftaucht.

Victor Mans malerische Vorliebe für farblich stark abgedunkelte, sich dem Schwarz nähernde Darstellungen, die er, wie die Landschaftsmaler des späten 18. Jahrhunderts, unter Zuhilfenahme eines schwarzen Spiegels realisiert, unterstreicht nicht nur die in seinem Werk vorherrschende Stimmung, sie führt auch zu einer Distanznahme, zu einer Vergrößerung des Abstands zum Betrachter, der über vieles im Unklaren gelassen wird. Victor Mans Zitate und Allusionen setzen Stimmungen, sie legen Fährten, die auch im Nirgendwo enden können. Sie spielen mit dem Gedächtnis und den zeitlichen Tiefenschichten der Bilder und Objekte und oszillieren so zwischen Verschwinden und Erinnerung. Seine sehr persönliche Poetik und sein mitunter hermetisch anmutender enigmatischer Bilderschatz bilden ein künstlerisches Universum, in dem sich Erfahrungen und Empfindungen aus unterschiedlichen Welten und Epochen sedimentiert haben.