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Seit weltweit oft unvorhergesehen und mit unerschöpflichen Energien neue Protestbewegungen entstehen, stellt sich für diejenigen, die sich auf dem künstlerisch-kulturellen Feld mit diesen solidarisieren möchten, eine Reihe brisanter Fragen: Kann die aktuelle Kunst den Widerstand gegen falsche ökonomische Strukturen befördern, an denen sie entschiedenermaßen selbst teilhat? Oder hat sich hinter den Fassaden ihrer als frei gedachten Räume nicht längst die Liquidierung ihrer eigentlichen Potenziale ereignet: des Schwierigen und Nonkonformen? Muss das Projekt einer politischen Ästhetik jenseits eines medial verwertbaren Aktivismus nicht als abgebrochen und verdrängt gelten? Uns scheint, dass die historische Aporie für heute scharf gemacht werden muss für künstlerische Imaginationen eines politischen Subjekts in neuen Formen und Formaten.

Diesen neuen Formen und Formaten widmen sich „unruhe der form“. Im Projekt werden sich alle Räume der Secession und benachbarte Ausstellungsflächen in der Akademie der bildenden Künste und im MuseumsQuartier in einen Parcours verwandeln, der zwischen bildender und darstellender Kunst die Agora der Zukunft untersucht. Während des gesamten Ausstellungsverlaufs wird sich dieser Parcours temporär beleben mit künstlerischen Interventionen, Lectures, Konzerten und Performances sowie mit zehn politischen Reden von österreichischen Autoren, die sich mit einer fiktiven Identität – einem Sprachexperiment – zur politischen Lageage der Gegenwart oder der Zukunft verhalten, das ansprechen, was im öffentlichen Diskurs fehlt oder stört, und versuchsweise auf den blinden Fleck der Politik schauen. Die circa 15-minütigen Reden werden an verschiedenen Orten der Ausstellung von den Autoren und/oder Performern gehalten und an bestimmten Tagen wiederholt.