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Ugo Dossi, der international renommierte Künstler und Teilnehmer der Documenta 6 und 8, hat für das Mezzanin des von Daniel Libeskind entworfenen Felix-Nussbaum-Hauses verschiedene raumbezogene Installationen entwickelt. „Der Chor der Träumenden“, „Eternal recurrance“ („Danse Macabre“), „Automatische Zeichnungen“ und die Installation „Relative Freiheit“ sind vom 25. Oktober bis 13. Januar in dem Osnabrücker Museum zu sehen. Für die Präsentation hat der Künstler den Titel „Anfang“ gewählt.

Ugo Dossi ist ein Grenzgänger zwischen Kunst und Psychologie, der die innere, unbewusste Bilderwelt der Betrachter aktivieren will. Seine mit Videoprojektionen und Geräuschen arbeitenden Rauminstallationen lassen den Betrachter in eine Traumwelt eintauchen, in der er auf eine Entdeckungsreise durch das Unterbewusste gehen kann. Einen „Künstlerforscher“ hat ihn der zweimalige Documenta-Leiter Prof. Manfred Schneckenburger genannt.

Kennzeichnend für seine Arbeiten ist die Interaktion mit dem Unbewussten, dem nicht bewusst Wahrgenommenen und den sich daraus ergebenden Spielmöglichkeiten. Das Thema des Subliminalen, des unterhalb des Bewusstseins Angesiedelten, interpretiert und arrangiert er auf unterschiedliche Weise. Aus diesem Zusammenwirken entstehen immer wieder Bildmetaphern des Grenzenlosen, die das Denken zur Wahrnehmung des Unendlichen führen. Ugo Dossis künstlerisches Hauptanliegen liegt im Schaffen innerer Bilder, ausgelöst durch äußere Resonanzsituationen.

Die Videoarbeit „Eternal recurrance“ („Danse Macabre“) ist für diesen Ansatz ein besonders eindrucksvolles Beispiel. Sie ist die erste Arbeit, die ausschließlich auf subliminalen Bildmitteln und Sound-Elementen basiert. Dossi bezeichnet sie als „immaterielle Arbeit“. Der Betrachter begibt sich auf eine immer schneller werdende, schließlich Schwindel erregende Raumfahrt durch ein Sternenmeer unterschiedlicher Vorstellungswelten, die persönliche und kollektive Erinnerungsbilder durch kaum greifbare Einblendungen hervorruft. Basis des akustischen Teils ist eine Komposition aus archetypischen Geräuschen, Wind, Wasser, Herztönen und Atemgeräuschen, die am Computer zu einem subliminalen Klanggefüge verfremdet und mit einer suggestiven Melodik durchwoben werden.

Die Werkgruppe „Chor der Träumenden“ – träumende Gesichter, die aus wenigen Strichen bestehen – ist eine andere Form der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Übertragung von Seelenzuständen. Das menschliche Antlitz als Spiegel der Seele überträgt die enthaltenen Emotionen auf den Betrachter.

Die „Automatischen Zeichnungen“ entstehen aus psychischen Automatismen. Durch sie wird die Welt der Zeichen und Bilder sichtbar, die aus dem Unbewussten auftauchen. Sie stellen die logische Weiterführung des surrealistischen Experiments der „écriture automatique“. Dossi hypnotisiert Versuchspersonen und legt ihre Hand auf ein Zeichengerät, den von ihm entwickelten Sensographen. Sie werden angeregt, innere Wahrnehmungen wie beispielsweise Emotionen, Schmerz oder auch Wünsche automatisch aufzuzeichnen.

„Relative Freiheit“ ist eine Installation aus fünf Bronzebumerangs in verschiedenen Flugphasen – eine Metapher für Fliegen und Wiederkehr. Eingravierte menschliche Figuren befinden sich kurzzeitig in relativer Freiheit, wenn sie sich für einen kurzen Moment der Erdanziehung zu entziehen scheinen.

Die Auseinandersetzung mit den Räumlichkeiten des Felix-Nussbaum-Hauses bedeutete auch für den Künstler einen Neuanfang. Er hat die dekonstruktivistischen Elemente der Architektur Daniel Libeskinds in sein Konzept einbezogen, indem er sie als Ready-made betrachtet. Auf diese Weise ist eine singuläre Präsentation entstanden, die jede Wand als eigenes Bild begreift. Auch wenn sein Hauptaugenmerk auf dem Raum liegt, der im Menschen verborgen ist, hat er dieses Mal auch ganz bewusst den umgebenden Raum mit einbezogen. Der Katalog dokumentiert diese Situation vollständig.

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Ugo Dossi
„Anfang“
Ausstellung mit Installationen von Ugo Dossi im Felix-Nussbaum-Haus