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Tobias Hild „Ich schaffe es einfach nicht, Dir zu schreiben“ Tobias Hild (1975), Leipzig Malerei, Zeichnung

Nach einem Studium der Illustration an der Universität Duisburg-Essen wechselte Tobias Hild 2005 an die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Von 2007 bis 2010 folgte ein Meisterschülerstudium bei Frau Professorin Annette Schröter. Die sich daraus entwickelnde Malerei wirkte lange Zeit unmittelbar und spontan. Breite Pinselstriche und klobige Gestalten besetzen die Flächen. Wie in den Kinderzeichnungen werden die Perspektiven und Proportionen missachtet. Was wichtig ist, erhält eine Bedeutungsperspektive. Einige Bildpartien werden aberwitzig ausformuliert oder grobschlächtig überzeichnet, andere wiederum verschwinden im gestischen Farbnebel oder in seltsam ornamentalen Gebilden. Farbschlieren ergeben einen eigenen Klang, der sich in dilettantisch gesetzten Bäumen, Bergen oder „Wer weiß was das ist!“ entfalten kann. Das Kolorit ist düster grummelnd und trägt zugleich einen schönen Wohllaut in sich. Ein märchenhafter Grusel breitet sich aus.

Weder aggressiv noch besonders bedeutungsschwanger agierend, lässt uns der Maler an sagen- und rätselhaften Erfahrungen im Reich der Einhörner, Ritter, Burgen, Maschinen und dunklen Wäldern teilhaben. Man denkt an Trickfilme und an außer Kontrolle geratene Comicfiguren. Sie verließen ihren Ort, geistern hilflos und verloren umher – oder ein Farbschwall spie sie aus und sie strandeten. Sie ertragen den Ausdruck des Banalen und verharren in einem Zwischenraum verquerer Storys. Vielleicht haben sie den Grund ihres Daseins und ihre Daseinspflicht vergessen?

Der Maler begibt sich in das Reich des Berichtens und des Fiktiven, ohne darin zu versinken. Seine still stehenden Ereignisse wirken weder verbindlich noch unverbindlich. Sie sind einfach da. Sie behaupten sich aufgrund ihres lakonisch-sinnlichen Vortrags. Der wiederum führt zu einer ausgewogenen Komposition, die nicht sofort zu erkennen ist. Des Künstlers Entscheidung für ein „Zuviel oder etwas Weniger an malerischem Aufwand“ ergibt stellenweise Übermalungen, die wiederum kleine Farbreliefs ausbilden.

In letzter Zeit beruhigte sich das Bildgeschehen und eine überschaubare Ordnung kam hinzu. Seine liebenswerte Postromantik ist vorerst in ein ruhigeres Fahrwasser geraten. Der Farbstrom hat sich entspannt. Bildzeichen werden eindeutiger und unaufgeregt gesetzt. Das Bildgefüge tendiert zur Fläche, auf der Lineares, Malerisches und Zeichenhaftes stehen. Waren zuvor eine Bewegung angesagt, die Andeutung einer Moritat oder unerhörte Begebenheiten, ist es nun still geworden. Das Bild spricht jetzt eher über das „Was“ und nicht über das „Wie“ des malerischen Ereignisses.

Kurator: Armin Hauer