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Tina Schulz, die Preisträgerin des Projektstipendiums der GfZK und der Sachsen LB des Jahres 2004, zeigt die Rauminstallation „Notizen aus dem OBS-Raum“, die innerhalb des letzten Jahres entstanden ist. Ein OBS-Raum ist ein Observierungsraum. Tina Schulz benutzt diesen Raum in Form einer Abbildung des OBS-Raumes in Santiago de Chile. Es handelt sich um ein kybernetisches Experiment aus dem Jahre 1973 und wurde unter Salvador Allende mit Hilfe des Managementkybernetikers Stafford Beer als Schaltzentrale errichtet, von der aus die junge Volksrepublik Chile regiert werden sollte.

Schulz verbindet in ihrer Arbeit Materialien und Objekte verschiedener Herkunft zu einer Collage im Raum, die um die Frage nach der Produktion von Sinn und Bedeutung innerhalb der Kunst kreist. Wahrgenommen als offenes System mit sich stets verschiebenden Grenzen, ist Kunst für Schulz ein Spielfeld, in dem Zeichen und Bilder aus allen Bereichen auftauchen können: Durch die Übernahme in das Kunstfeld wird jedoch ihr Sinngehalt verändert. Schulz bedient sich einer Strategie der Aneignung, wobei sie die behandelten Referenzen jedoch nie ungeschoren davonkommen lässt: Objekte und Bilder werden aus ihrem Kontext herausgelöst und verändert, um in neue Zusammenhänge gebracht zu werden, die einzig der Sinnproduktion innerhalb der Arbeit von Schulz verpflichtet sind. In der Arbeit „Notizen aus dem OBS-Raum“ tauchen so Bezüge zur Kybernetik ebenso wie zu den Arbeiten von Marcel Broodthaers und Bruce Nauman auf. Ausschlaggebend für die Wahl dieser Referenzen ist zum einen der kontextkritische Umgang mit Sprache bei Broodthaers und zum anderen der Einsatz des eigenen Körpers und seiner Wahrnehmung als künstlerisches Material bei Nauman. Der Sprache kommt bei Schulz eine herausragende Rolle als Shifter zwischen sinnlicher Wahrnehmung und an/erkannter Bedeutung zu: In ihren Textbildern wird der Betrachter mit tagebuchähnlichen Aufzeichnungen eines Ichs konfrontiert, welche die Veränderungen und Schwankungen innerhalb eines nicht näher definierten Systems zum Gegenstand haben. Zwischen nüchterner Analyse und traumartigen Abschweifungen oszillierend bietet sich jedoch keine endgültige Deutungsebene: Das Ich des fragmentarischen Textes bleibt ebenso offen wie sein Ort oder seine Tätigkeit; allein die Sprache evoziert und erhält eine mögliche Szenerie. In Kombination mit der Inszenierung der Ausstellungsräume sowie den ausgestellten Objekten und Bildern verschiebt sich der Inhalt der Texte jedoch und gerät zu einer Reflexion über Kunst, ihre Wahrnehmung und die Positionen der in oder mit ihr Handelnden.

Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung der Sachsen LB. Die Sachsen LB fördert ausgewählte Vorhaben in den Bereichen Kunst, Kultur, Wissenschaft und Umwelt. Seit ihrer Gründung 1992 engagiert sich die Sachsen LB im Umfeld zeitgenössischer Kunst. Der Förderschwerpunkt entspricht dabei dem eigenen Selbstverständnis. Insbesondere junge, innovative, kreative und außergewöhnliche Ideen, die auch den Unternehmensslogan "Sächsisch als Erfolgsprinzip" aufgreifen, werden unterstützt. Nicht an etablierte, sondern an förderungswürdige Künstler richtet sich das Engagement. Die langjährige Kooperation mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst ist hierfür beispielhaft.

Pressetext

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Tina Schulz
Sachsen LB Stipendium 2004/2005
kuratiert von Julia Schäfer