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Wir freuen uns sehr, Sie am Freitag, den 1. September um 20.00 Uhr zu “Vollmond³, Tina Habers erster Einzelausstellung bei Laura Mars Grp., begrüßen zu dürfen. Tina Habers Malerei führt in eine Art idyllisches Niemandsland, das merkwürdig ort- und zeitlos erscheint. Ihre Gemälde zeigen Park- und Heidelandschaften, Gebirgspanoramen, nächtliche Tropenparadiese, Topfpflanzen und Vasen-Arrangements. Die Vorlagen zu diesen Bildern entstammen Kalendern, populären Bildbänden und Musterbüchern für Fototapeten. Haber fokussiert sich hierbei gerade auf Motive, die in millionenfachen Varianten kopiert und reproduziert wurden - an denen sich die Künstler der Moderne ebenso versucht haben, wie Kunstschüler und Malkurse an Volkshochschulen.

Es ist der Bruch zwischen kollektiven, standardisierten Schönheitsvorstellungen und der grenzenlosen Banalität, die sich in idealisierten Landschaften, Stillleben und Portraits offenbart, die Haber interessiert: “Die starke Verbreitung und permanente Anwesenheit dieser Bilder in privaten und öffentlichen Räumen führt zu einem Abnützungsprozess sowohl auf einer visuellen als auch einer inhaltlichen Ebene. Die Bilder erschöpfen sich an der Oberfläche. Während sie mit einer allseits bekannten Symbolik überfrachtet sind, mangelt es ihnen an wirklicher Substanz. Das führt zu einem Missverhältnis, das geradezu gespenstische Züge annehmen kann. Das ist der Punkt, an dem ich mit meiner Malerei ansetze. Ich suche nach einem noch spürbaren Rohzustand der strapazierten Motive.³

Durch den wiederholten, wässerigen Farbauftrag vergröbern sich die von Haber aufgegriffenen Motive. Auf den spröden Oberflächen der häufig Wand füllenden Gouachen, die sie aus mehreren, beschichteten Hartfaserplatten zusammensetzt, entstehen neue, kontemplative Landschaften. Habers Bilder muten an, als wurden sie durch ein Säurebad gezogen: Grün läuft aus Baumkronen und Rasenflächen, leuchtendes Rot und sattes Gelb aus Blütenfeldern hervor. Während sich die Motive in Farbe, Licht und Schatten zersetzen und sich immer weiter von ihren realen Vorbildern ablösen, scheint es, als würde die Essenz ihrer Entstehung zu Tage treten all die individuellen und kollektiven Erinnerungen und Sehnsüchte, mit denen sie aufgeladen sind, die massenmedialen und kunstgeschichtlichen Transformationen, die sie durchlaufen haben, das populistische Lebensgefühl, das ihre Vereinahmung als Souvenir, Einrichtung und Dekoration kennzeichnet. Vertraut und anonym zugleich, könnten Habers an- und aufgelöste Landschaften sowohl Déjà-vu als auch Jamais-vu -Erlebnisse auslösen, wie sie sich in Momenten größter Erschöpfung einstellen: ein falsches Wiedererkennen oder das Gefühl von Fremdheit in einer vertrauten Umgebung.

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