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Für die Ausstellung im Künstlerhaus Bremen hat Tim Etchells vier neue, z.T. sprachbasierte Werke entwickelt. Sie widmen sich dem Thema Zukunft und jedes der ausgestellten Werke spiegelt das menschliche Verlangen wider, das Kommende zu kennen und sich auf das, was es bringt, vorzubereiten. Die Wandarbeit aus Neonbuchstaben Will Be konfrontiert den Betrachter zunächst mit einem Schriftbild aus rätselhaft angeordneten Buchstaben. Wendet er sich aber um, kann er den Zusammenhang und Inhalt des Werkes erschließen. Der Schriftzug the future will be confusing wird getreu seiner Aussage auf einer Wand zerlegt und in ein Chaos überführt und gegenüber sinnstiftend zusammengeführt. Tim Etchells erschafft auf diese Weise zwei völlig unterschiedliche Versionen des gleichen Textes und der Realität, ein Vorher und ein Nachher, die miteinander korrespondieren. Der Blick in die Zukunft beschäftigt den Künstler kontinuierlich. Indem er strukturelle Ordnungen dekonstruiert und in Chaos überführt, streift er weit verbreitete Zukunftsängste der heutigen Gesellschaft. Dennoch schwingt ein Hauch von Leichtigkeit mit, wenn der Künstler z.B. in Red Sky At Night Buchstaben, die das Wort „HOPE“ ergeben, an mit Helium gefüllten Ballons durch die Galerie schweben lässt. In schicksalhafter Ironie kann die Hoffnung jedoch weder die Grenzen des Ausstellungsraumes überwinden, noch sich dauerhaft in der Luft halten und sinkt langsam ab. Einen weiteren Fokus in seinem künstlerischen Schaffen legt Etchells auf alltägliche Ereignisse. Während eines Aufenthaltes in Phnom Penh (Kambodscha) dokumentierte er an verschiedenen Orten zurückgelassene und von ihm gefundene Spielkarten fotografisch. Jede Karte weist individuelle Spuren auf und trägt so Zeichen ihrer eigenen, verborgenen Geschichte an sich. Auch hier schwingen Bezüge zum Zukünftigen mit, indem er an Redewendungen wie „it’s in the cards“ oder „playing with your own future“ anknüpft. Die enge Verbindung zwischen nahenden Ereignissen und Spielkarten, die Versuche das Kommende mit Hilfe geheimnisträchtiger Medien vorher zu sagen sowie die Sicht auf das Leben als eine Art Glücksspiel, offenbaren sich in den Redensarten und der Fotoarbeit Discarded. Der Ausstellungstitel ist von der gleichnamigen Videoarbeit Fog Game übernommen. Der Blick wird auf eine ruhige, neblige Szenerie geführt, in der Menschen Baseball spielen. Mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegen sie sich durch die Nebelschwaden und jagen einem unsichtbaren Ball hinterher. Einmal mehr drückt sich die Faszination des Künstlers an unklaren Situationen und an dem Schicksal der Menschen im Trüben fischen zu müssen aus.

Tim Etchells (*1962, lebt in Sheffield) arbeitet als bildender Künstler, Performer, Schriftsteller und Theaterregisseur. Er hatte Einzelausstellungen bei Gasworks und Butcher’s und zeigte seine Arbeiten u.a. bei der Art Sheffield, der Manifesta 7 sowie im September mit Vlatka Horvat bei der Aichi Triennale 2010. Fog Game ist Tim Etchells erste Einzelausstellung im deutschsprachigen Raum.

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Tim Etchells
Fog Game
Kurator: Stefanie Böttcher