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Eröffnung: Freitag, 6. September 2013, 18 - 22 Uhr

Mit der Technik des Fotogramms verbinden Kunsthistoriker und an Fotografie Interessierte so illustre Namen wie László Moholy-Nagy, El Lissitzky und Man Ray, die im Umfeld von russischem Konstruktivismus, Bauhaus und New Bauhaus seit den 1920er Jahren durch Platzierung von Objekten auf lichtempfindlichen Materialien und direkte Belichtung ohne Verwendung einer Kamera Luminografien oder sogenannte Rayogramme herstellten. Thomas Ruff hat nun diese, bereits seit Fox Talbot und Bayard bekannte Technik (photogenic drawings, cyanotypes) weiterentwickelt, indem er sie vom analogen ins digitale Stadium überführte: die Dunkelkammer wird im Computer eingerichtet, nicht reale sondern gerenderte Objekte werden im dreidimensionalen, virtuellen Raum platziert, die Belichtung kann aus verschiedenen Perspektiv-Winkeln erfolgen. Die Wellen-, Kristall-, Spiralen-, Linsen- oder Schablonen-Motive seiner abstrakten Computer-Fotografien erinnern – konzeptuell gesehen – nur noch entfernt an die Klassiker des Fotogramms und stellen so eine wirkliche Neuerfindung innerhalb eines Genres dar, in dem scheinbar schon alles erfunden und gezeigt worden ist.

In seiner bereits 2011 begonnenen Serie ma.r.s. (Mars Reconnaissance Survey – eine seit 2005 laufende NASA-Mission, zu der auch ein High Resolution Imaging Project gehört) manipuliert Thomas Ruff das schwarz-weiße Bildmaterial mittels Zugabe von Farbe und durch eine Veränderung des Blickwinkels in eine Schrägansicht. Da es sich bei den Bilddaten der NASA um Maschinen-Fotografie handelt, können die Aufnahmen der Mars-Oberfläche Copyright-frei aus dem Internet geladen werden. Die faszinierenden Bilder lassen sich teils direkt als stellare Fotografie ansprechen, erscheinen teils aber auch derart abstrakt, dass der Betrachter nicht ohne Hintergrundinformation eine Verbindung zum Bildgegenstand herstellen kann. Betrachtet man dann noch die stereoskopischen 3D-Versionen der ma.r.s.-Bilder durch eine 3D-Brille, ist der Millionen Kilometer entfernte Nachbarplanet geradezu in Griffweite gerückt.