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Thomas Ruff zeigte ab dem 5. September 2009 in der Galerie Rüdiger Schöttle neueste Arbeiten aus seinen Serien „Cassini“ und „Zycles“.

Der 1958 in Zell am Harmersbach im Schwarzwald geborene Künstler, ein Schüler von Bernd und Hilla Becher, zählt zu den bedeutendsten Fotokünstlern der Gegenwart.

In seinem umfang- und abwechslungsreichen Oeuvre widmet er sich ganz unterschiedlichen Themengruppen. Ausgehend von eher objektiv-neutralen fotografischen Bildserien wie den Portraits, den Interieurs, den Häusern oder den Sternen setzt er sich seit den späten 1990er Jahren verstärkt mit den neuen Möglichkeiten der digitalen Fotografie und der technischen Manipulierbarkeit der vor allem über das Massenmedium Internet verbreiteten Bildern auseinander. In seinem Werk befasst er sich, motiviert von einer frühen Faszination für Astronomie, immer wieder mit dem Universum. In den frühen 1990er Jahren entsteht seine Serie „Sterne“. Thomas Ruff griff hier auf Archivmaterial des European Southern Observatory zurück. Die stark vergrößerten Vorlagen führen dem Betrachter eine scheinbar fest konstituierte Realität des Universums vor, das sich in Wahrheit in ständiger Bewegung und im Wandel befindet. Auch bei seiner neueren Serie „Cassini“ selektiert Thomas Ruff Bildmaterial aus einem astronomischen Archiv, diesmal das der NASA. Der Titel verweist auf Giovanni Domenico Cassini, der als erster Astronom im 17. Jahrhundert die rund 60 Monde des Planeten Saturn beobachtet hat. Zugleich war er Namenspatron für die Raumsonde, welche 1997 die Thomas Ruff’s Arbeiten zugrunde liegenden Aufnahmen vom Saturn und seiner Monde lieferte. Die daraus entstandenen Werke der „Cassini“-Serie sind geprägt von klaren, kräftigen Farben und geometrischen Formen, die in Anbetracht des komplexen technologischen Hintergrundes einen wohltuend einfachen und ästhetischen Schein von Ruhe und Klarheit vermitteln.

Thomas Ruff’s jüngste Werkgruppe trägt den Titel „Zycles“. Diese Arbeiten stellen einen weiteren Schritt zur Auflösung der fototechnischen Produktions- und Reproduktionstechnik dar und haben wie die „Cassini“-Bilder einen wissenschaftlichen Hintergrund: die auf den großen Formaten zirkulierenden farbigen Linien basieren auf mathematischen Berechnungen. Als Inspirationsquelle dienten Kupferstichtafeln aus dem 19. Jahrhundert, welche elektromagnetische Felder darstellen. Die Linien überträgt der Künstler mithilfe mathematischer Formeln wie den Zykloiden und einer 3D-Computersoftware in dreidimensionale Kurvenverläufe, die er abstrahierend ineinander verdreht und schließlich durch das Print-Verfahren auf die Zweidimensionalität reduziert. Die farbigen, dynamisch geschwungenen Linien breiten sich über die gesamte Bildfläche aus und formen einen unendlichen virtuellen Raum, dessen Ergründung durch das Fehlen jeglicher Referenzpunkte zu einer spielerischen und die Sinne reizenden Erfahrung wird.

Neben den weißgrundigen „Zycles“, die in der Technik Pigmentdruck auf Leinwand einen beinahe zeichnerischen Charakter haben, zeigt Thomas Ruff in der Galerie Rüdiger Schöttle erstmals auch „Dark Zycles“, deren Linienspiel auf schwarzem Grund wiederum Assoziationen mit dem Weltraum erwecken.

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Thomas Ruff
„Cassini“ und „Zycles“