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Thomas Locher, dessen Werk seit den späten 1980er-Jahren als richtungsweisend für die neokonzeptuelle Kunst gilt, untersucht in seinen Arbeiten das Regelwerk von Sprache und die Komplexität ihrer Funktionsweise. Seine Auseinandersetzung mit Zeichen- und Kommunikationssystemen zielt darauf ab, ihre politischen Implikationen und die Auswirkungen auf das Zusammenleben und Handeln der Menschen aufzuzeigen. In Text-Bild-Konstruktionen und installativen Situationen koppelt er Bilder und Sprachfelder, um die in der Sprache eingeschriebenen Strukturen sichtbar zu machen, das Allgemeingültige und Gesetzmäßige zu relativieren und alternative Bedeutungen aufzuzeigen.

Bereits mit seinen frühen abstrakten Zahlenbildern übte Locher Kritik an der vermeintlichen Eindeutigkeit von Bedeutungssystemen, indem er Farbfelder und Ziffern derart kombinierte, dass ein mathematisch-logisches Referenzsystem zwar nahegelegt, aber nicht eingelöst wird. Für Politics of Communication (2000) verknüpfte er auf monochrom lackierten Wandtafeln Fotos von anonymen Büroräumen, genormten Arbeitsplätzen und seriell hergestellten Sitzmöbeln mit Textfeldern, die das Zusammenspiel von Sender, Empfänger, Botschaft, Code und Kontext hinterfragen. Die Zuordnung gestaltet sich als ein vieldeutiges, offenes Wechselspiel, das die Gleichförmigkeit ebenso wie die hierarchischen Strukturen in der Bürokommunikation sichtbar werden lässt.

In neueren Arbeiten thematisiert Locher wiederholt das Verhältnis von Sprache und Ökonomie. Die Text-Bild-Serie GIFT. TO GIVE. GIVING. GIVEN. GIFT, IF THERE IS ANY … (J.D.) (2006) beispielsweise besteht aus allgemein zugänglichen Medienbildern, die vorwiegend das Motiv des Gebens, der Übergabe, Gesten der Handreichung etc. beinhalten. Diesen Bildern stellt Locher handschriftlich bearbeitete Textfragmente gegenüber, die Jacques Derridas Schrift „Donner le temps“ entnommen sind, in der sich Derrida mit der Gabe als widersprüchlichem Phänomen auseinandersetzt.

Eingeladen vom Vorstand der Secession Kuratorin: Annette Südbeck

Thomas Locher, geboren 1956 in Munderkingen (DE), lebt und arbeitet in Berlin.

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THOMAS LOCHER
Homo Oeconomicus

Künstler:
Thomas Locher

Kuratorin:
Annette Südbeck