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Erstmals in Deutschland präsentiert die kestnergesellschaft The Procession, eine Raum füllende, begehbare Skulptur des Schweizer Künstlers Thomas Hirschhorn (*1957 in Bern, lebt seit 1984 in Paris).

Die Werke des seit Mitte der 1990er Jahre international Aufsehen erregenden Künstlers bestehen stets aus einfachen, alltäglichen Materialien wie Klebebändern, Plastikfolien oder Pappkartons. Im Vordergrund steht eine inhaltliche Begegnung ohne den Betrachter durch formale Perfektion einzuschüchtern. Der Griff zu "armen" Werkstoffen ist bei Hirschhorn Teil derselben Strategie wie das Transferieren bestimmter Werke in den öffentlichen Raum. So konstruierte Hirschhorn in der Vergangenheit vorwiegend an kunstfremden "Un-Orten" wie Unterführungen oder tristen Vororten "Altäre" oder "Monumente", die er Schriftstellern oder Philosophen wie Spinoza (Amsterdam, 1999), Deleuze (Avignon, 2000) oder Bataille (Documenta11, 2002) widmete.

"Kunst besitzt die Kraft, die Bedingungen zu einer Konfrontation oder zu einem Dialog zu schaffen", sagt Thomas Hirschhorn und spricht von The Procession – auch in Anlehnung an Skulpturen, die bei Protestmärschen oder Demonstrationen mitgeführt werden – als einem "dreidimensionalen Manifest". Die begehbare Skulptur The Procession (2005) besteht aus einem mit handgeschriebenen Inschriften versehenem Linoleum-Bodenbelag, rot gefärbtem Polyurethan-Schaum, aus dem sich Hände empor strecken, vier Särgen sowie Text- und Bildcollagen, die um die Themenfelder Gewalt, Krieg und Terrorismus kreisen. Inspiriert ist The Procession dabei von dem sich auf der ganzen Welt gleichenden kollektiven Ritual des Sargtragens: ein Manifest der Trauer, ganz gleich, ob es sich um den Sarg einen verstorbenen Staatsmannes, eines Revolutionärs, eines Märtyrers oder um einen leeren Sarg handelt, der bei einer Demonstration gegen die Schließung eines Industriewerkes getragen wird: Traurigkeit kennt keine Hierarchie.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Zeitungsformat mit farbigen Abbildungen und Textbeiträgen von Thomas Hirschhorn, Marcus Steinweg, Sebastian Egenhofer und Hilke Wagner.

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