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The Pharaoh Is Coming ist der Titel der 6. Einzelausstellung in der Galerie Gebr. Lehmann von Tatjana Doll. Ab 1. Mai 2015 zeigt Tatjana Doll eine Auswahl von Malereien in den Berliner Räumen, denen nun, laut ihrer Aussage „Bling Bling Goldketten der Hip-Hopper umhängen.“

Dolls Malereien sind Widerstreit von Exzess und Einfachheit. In diesem Dualismus ist die Realität multidimensional – sie besteht aus unterschiedlichen Realisierungsvarianten von Dingen, die in ihrem Wesen unverändert bleiben.

Doll benutzt kollektive Symbole sowie bekannte kunsthistorische Sujets in ihren Bildern, sie stiehlt sie der Geschichte, um sie wieder zu erleben. Die Oberflächen von Dolls Malereien sind von hinunterlaufender Lackfarbe durchbrochen, so dass das Motiv als reine Spiegelung oder Information des Außen belassen werden kann. Sie ist eine hinzugefügte Dimension und kollidiert, so Doll, mit Terminator, in dessen I‘ll be back (Ich komme wieder)-Konzeption der Prozess des zurückgekehrten Motivs sein eigenes Counterfeit bleibt. Tatjana Doll spricht hier vom Schock des Realen.

Nicht zufällig ist das Gemälde Glutamate ein Geschmack verstärkendes Mittel. Die dicke, pastos aufgetragene Lackfarbe offenbart die rauschgiftige Wirkung des Malmaterials. Darin kann man das pure Sich-Selbst-Sein des Bildes beobachten. Alles, was wir anschauen, ist die Farbe in ihrer Übersättigung, die ein visuelles Begehren nach dem Bild erweckt.

DUMMY_Borderline (Darth Vader) zeigt eine sehr geschwärzte Malerei, auf der, an Notbeleuchtung erinnernd, ein dunkles Rot, Schwarz und ein klarer heller Kreis angestrahlt sind. Sein scharfer Umriss markiert die Grenze, darin bewegen sich Partikel von links und rechts, von oben und unten. Das darauf gesetzte schwarze Hakenkreuz mit den sich durchziehenden Lacknasen und Ausuferungen der Grenzlinien hat Tatjana Doll nachträglich mit weißen Linien retuschiert. Die Figur Darth Vaders dient in der Psychologie zur Beschreibung des Borderline-Syndroms – der Unfähigkeit des Menschen, eine stabile Position in seiner Selbstidentität, Gemütszuständen und Beziehungen zu anderen zu beziehen.

Magnetic Pimp Force Field basiert auf dem 1948 datierten Pastell von Willem de Kooning Pink Lady. Tatjana Doll überträgt die Frauenfigur in ein anderes malerisches Setting. Sehr zart wandern Linien im Umriss der Figur auf dem Bild in Dunkelheit, und so sehr eine Stelle fixiert wird, so sehr verliert sich der Überblick zur gesamten Figur oder Situation im Bild.

Akku Akku (Amalgam) spricht die Dimensionen der Macht an. Etwas übergroß Kopfähnliches ist in amalgamierter Farbe erstarrt und blickt von oben nach unten. Die Künstlerin bemächtigt sich der abbildenden Darstellung einer Moai-Statue der Osterinsel. Vermutlich Teile des Zeremoniengeländes, verkörpern die Moai-Figuren das Unerschlossene, Unbekannte. Wir begegnen den massiven, jahrtausendealten Relikten mit Erstarrung von unserer Unwissenheit und Faszination für ihr Geheimnis.