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„Tales of Resistance and Change. Artists from Argentina“ wird gemeinsam präsentiert vom Frankfurter Kunstverein und der Botschaft der Republik Argentinien in Deutschland und ist eine Produktion des Organisationsausschusses für die Teilnahme Argentiniens als Ehrengast an der Frankfurter Buchmesse 2010 (COFRA).

Die Ausstellung zeigt Arbeiten von zwölf zeitgenössischen Künstlern und Künstlerkollektiven aus Argentinien, die ihre soziopolitische Umgebung als Terrain der Reflexion und Aktion begreifen und nutzen. Ausgehend von solchen Kontexten, manifestieren die künstlerischen Arbeiten investigative Prozesse, in denen sich Gegenwart, jüngste Vergangenheit und Tradition vereinigen. Die geopolitische Komplexität des Landes durchdringt die Arbeiten. In ihnen spiegeln sich städtische und ländliche Lebensrhythmen, das Erbe der Immigranten und der indigenen Bevölkerung, der soziale Wandel und politische Konflikte wider.

„Nach der Wirtschaftskrise im Jahr 2001“, erklärt der Kurator der Ausstellung Rodrigo Alonso, „widmeten sich viele argentinische Künstler der Hinterfragung ihrer Lebensrealitäten, indem sie beispielsweise kritische Praktiken wiederbelebten, die in der vorangegangenen, neoliberal geprägten Zeit in Vergessenheit geraten waren. Während einige mit politischer Militanz interagierten, näherten sich andere verschiedenen Kommunen an oder initiierten Projekte sozialer Teilhabe mit besonders von der Wirtschaftskrise betroffenen Sektoren der Gesellschaft.“

Zu den an der Ausstellung beteiligten Künstlerkollektiven zählt Eloísa Cartonera, das dafür bekannt ist einen Verlag aufgebaut zu haben, der auf der Wiederverwertung von Karton und speziell auf der kreativen Arbeit der Karton-Recycler (cartoneros) basiert. Die verlegten Bücher beinhalten Texte bekannter Schriftsteller, welche diese als Beitrag zur erfolgreichen Etablierung der Initiative beigesteuert haben. Proyecto Nido besteht aus der Designerin Mariana Cortés und einer Gruppe selbst organisierter Familien. Ziel dieses Kollektivs ist es, Designobjekte mittels der Wiederbelebung einer uralten brasilianischen Technik zu gestalten, die auf dem Verknoten alter Stoffreste beruht.

Der in Argentinien lebende Schweizer Künstler Gian Paolo Minelli gab mehr als zehn Jahre Fotografiekurse in dem Viertel ‚Luis Piedrabuena‘ am Stadtrand von Buenos Aires, während er gleichzeitig ein Register des Ortes anlegte. Kürzlich gründete eine Gruppe seiner Schüler das Kulturzentrum ‚Piedrabuenarte‘ und veränderte damit das Stadtbild. „Tales of Resistance and Change. Artists from Argentina“ zeigt sowohl Bilder von Minelli als auch eine Serie von Selbstportraits der Viertelbewohner.

Ein anderes Beispiel sozialer Teilhabe repräsentiert das Werk von Mónica Millán, die seit 2002 mit einer Gemeinschaft von Webern aus Paraguay zusammenarbeitet. Die gewebten Stoffe sind Inspirationsquelle für die Zeichnungen der Künstlerin, eine von den Arbeitern erzählte Chronik über deren Ideen und Alltagsroutinen. Eine weitere künstlerische Position ist die von Gabriel Baggio. In seinen Performances betont er die Traditionen argentinischer Immigranten durch die Thematisierung multikultureller Aspekte am Beispiel seiner eigenen italienischen und jüdischen Herkunft. Während der Ausstellungseröffnung wird er im Rahmen einer Performance Bezug auf deutsche Traditionen nehmen, indem er sich von einer Frankfurterin beibringen lässt, ein typisch hessisches Essen zu kochen.

Das Projekt „Die Abenteuer von Guille und Belinda und die geheimnisvolle Bedeutung ihrer Träume“ (Las aventuras de Guille y Belinda y el enigmático significado de sus sueños) von Alessandra Sanguinetti rückt den ländlichen Lebensrhythmus in den Fokus der Aufmerksamkeit. Die Künstlerin verfolgt in dieser Fotoserie das Aufwachsen zweier Frauen von der Kindheit bis zur Jugend und zeichnet damit ein typisches Portrait des argentinischen Landlebens. Sebastián Díaz Morales wiederum lenkt den Blick auf Patagonien und auf industrielle Spuren, die beispielsweise die verrottenden Überbleibsel der Ölförderung, die wichtigste Einkommensquelle der Region, hinterlassen. Tomás Saraceno schließlich entwirft Metaphern des Widerstands mittels schwebender sphärischer Strukturen, in und auf denen Pflanzen außerhalb ihres natürlichen Lebensraums wachsen. Sanguinetti, Díaz Morales und Saraceno sind Künstler argentinischer Herkunft, die ins Ausland emigriert sind, um ihre künstlerische Karriere in einem anderen kulturellen Kontext zu entwickeln.

Die Ausstellung vereint mit den gezeigten Projekten eine große Vielfalt kultureller und sozialer Situationen, die oft die Grenzbereiche der Kunst ausloten. Sie gewährt auf diese Weise einen exemplarischen aber konzentrierten Einblick in die noch wenig bekannte argentinische Kunstproduktion.

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Tales of Resistance and Change
Artists from Argentina
Kurator: Rodrigo Alonso

Künstler: Ananke Asseff, Gabriel Baggio, Eloisa Cartonera, Florencia Levy, Sebastian Diaz Morales, Gabriela Golder, Monica Millan, Gian Paolo Minelli, Proyecto Nido , Alessandra Sanguinetti, Tomas Saraceno, Taller Popular de Serigrafia