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Eröffnung Freitag, 13. März 2009 . 19 Uhr

Der C/O’s e.V. setzt vom 14. März bis zum 2. Juni 2009 die Serie Talents unter dem TitelWiedergängerinnen mit Fotografien von Oskar Schmidt fort. Talents präsentiert angehende Fotografen und Kulturwissenschaftler an der Schwelle zwischen Ausbildung und Beruf. Die Eröffnung findet am Freitag, den 13. März 2009, um 19 Uhr im Postfuhramt an der Oranienburger Straße/Ecke Tucholskystraße.

Kahle, spärlich eingerichtete Räume und in sich gekehrte, kaum anwesende Frauen und Mädchen – die stark reduzierten Fotografien von Oskar Schmidt sind Porträts und Interieurs zugleich. Zwar erscheinen die Personen und Räume bekannt und vertraut, dennoch bleiben sie rätselhaft und unzugänglich. Denn nicht die individuellen Merkmale dieser Orte und Figuren stehen im Fokus der Bilder, sondern viel allgemeiner ihre Formen und Haltungen. Die porträtierten Frauen und Mädchen sind Wiedergängerinnen – ein aus der Kunstgeschichte entlehntes Personal, das in einem anderen Medium, in der Fotografie neu belebt wird. So behandelt die strenge Reduktion der Bildserie das in den Fotografien Sichtbare als eine Sammlung vertrauter Zeichen, die jedoch aus dem Kontext herausgerissen nicht ohne weiteres lesbar sind.

Oskar Schmidt verfolgt in seinen fotografischen Tafelbildern, die mit einer analogen Großformatkamera entstehen, ein malerisches Prinzip und entfaltet hierbei ein raffiniertes Netz von Anspielungen: Zitiert werden unter anderem Figuren von Manet, Seurat und Balthus. Und ganz wie die klassischen Maler bestellt auch Schmidt seine Modelle zu immer neue Sitzungen in sein Atelier, um einen ganz bestimmten Ausdruck perfektionieren zu können. Kein Faltenwurf an einem Kleid, kein Winkel und kein Abstand, mit dem ein Stuhl ins Bild gerückt wird, keine Farbtemperatur und kein Lichteinfall wird hier dem Zufall überlassen. Doch gerade diese intensive Suche nach dem perfekten Ausdruck macht zugleich die Grenzen des Fotografischen sichtbar, denn eine direkte Re-Inszenierung von Gemälden in der Fotografie ist unmöglich. Die Fotografie sieht härter und klarer, in der Malerei lassen sich Ungenauigkeiten leichter vertuschen. Fotografie und Malerei haben ihre jeweils eigenen formalen Gesetzmäßigkeiten. Je näher man dem Gemälde fotografisch kommen will, umso deutlicher wird, dass man sich auf diese Weise ganz sicher von dem Gemälde entfernen wird, ja sogar muss.

Oskar Schmidt, geboren 1977 in Erlabrunn, studierte von 1998 bis 2002 Malerei und Grafik an der Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design in Halle. Das darauf folgende Studium der Fotografie bei Professor Timm Rautert an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig schloss er 2006 mit Diplom ab und war von 2006–2008 Meisterschüler bei Timm Rautert. Seit 2001 hat Schmidt seine Arbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen unter anderem in Leipzig, Berlin, Barcelona, London, München, Hamburg, Peking und Zürich gezeigt. Er wurde 2002 mit dem Kunstförderpreis der Stadtwerke Halle/Leipzig ausgezeichnet. Schmidt lebt und arbeitet in Leipzig.

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Talents 14 . Wiedergängerinnen
Oskar Schmidt