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Am 10. Juli 2008 eröffnen die Staatlichen Museen zu Berlin im Beisein von Kulturstaatsminister Bernd Neumann die Sammlung Scharf-Gerstenberg. Erster Publikumstag ist der 11. Juli 2008.

Unter dem Titel "Surreale Welten" werden mehr als 250 hochkarätige Werke der Surrealisten und ihrer Vorläufer gezeigt. Das Spektrum der Künstler reicht von Piranesi und Goya über Klinger und Redon bis zu Dalí, Magritte, Max Ernst und Dubuffet. Mit der Eröffnung der Sammlung Scharf-Gerstenberg gegenüber dem Museum Berggruen entsteht in Charlottenburg durch die Kooperation der Nationalgalerie mit privaten Sammlern ein Museumsquartier der Klassischen Moderne.

Die Sammlung Die Sammlung Scharf-Gerstenberg besitzt ein klares inhaltliches Profil und zeichnet mit über 250 Gemälden, Skulpturen und Arbeiten auf Papier die Geschichte der phantastischen Kunst nach. Im Zentrum der Kollektion steht der Surrealismus, eine Bewegung zur Erneuerung der Kunst, deren Grundsätze 1924 in Paris durch André Breton in einem Manifest verkündet wurden. Fast alle Mitglieder der Surrealistengruppe sind mit ausgewählten Arbeiten in der Sammlung vertreten. Größere Werkgruppen gibt es insbesondere von René Magritte, Max Ernst und Hans Bellmer, jedoch auch von Wols und Paul Klee. Die zentralen Bildstrategien des Surrealismus wie beispielsweise Kombinatorik, Metamorphose und reiner psychischer Automatismus werden durch zahlreiche meisterhafte Beispiele vor Augen geführt. Der Surrealismus steht in einer bedeutenden Traditionslinie der abendländischen Kunst. Zu den frühesten Werken der Sammlung zählen Piranesis Darstellungen phantastischer Kerkerarchitekturen sowie die albtraumhaften Spukgestalten in Goyas Radierungen. Der französische Symbolismus des späten 19. Jahrhunderts ist mit Bildern von Odilon Redon oder Gustave Moreau ebenso vertreten wie sein deutsches Pendant in Gestalt graphischer Zyklen Max Klingers. Erweitert wird das Spektrum der gezeigten Kunst durch ein Filmprogramm, das klassische surrealistische Filme von Luis Buñuel und Salvador Dalí ebenso umfasst wie Filme zeitgenössischer Künstler, die auf den Surrealismus Bezug nehmen oder dessen formale Mittel verwenden.

Geschichte der Sammlung Die Sammlung Scharf-Gerstenberg zeigt den Bestand der "Stiftung Sammlung Dieter Scharf zur Erinnerung an Otto Gerstenberg". Den Ausgangspunkt bildet die um 1910 entstandene Sammlung Otto Gerstenbergs (1848-1935). Dieser hatte in Berlin eine der größten und wichtigsten Gemälde- und Graphiksammlungen seiner Zeit zusammengetragen, deren Spektrum von den alten Meistern bis zum Impressionismus reichte. Die Sammelleidenschaft Otto Gerstenbergs wurde von seinen Enkeln Walter Scharf (1923-1996) und Dieter Scharf (1926-2001) weitergeführt. In der Sammlung Dieter Scharf entstammen allerdings nur die phantastischen und surrealen Werke von Goya und Meryon der alten Sammlung Gerstenberg. Zielstrebig und konsequent baute Dieter Scharf hierauf eine herausragende Sammlung surrealistischer Kunst auf, die er kurz vor seinem Tode in eine Stiftung umwandelte, deren Besitz dauerhaft in Berlin gezeigt werden sollte. Bereits im Jahr 2000 war die Sammlung unter dem Titel "Surreale Welten" mit großem Erfolg in der Neuen Nationalgalerie präsentiert worden. Mit einem zunächst auf zehn Jahre befristeten Dauerleihvertrag konnte sie nun für die Staatlichen Museen zu Berlin gewonnen werden. Die thematisch angelegte Sammlung bildet eine ideale Ergänzung zu "Picasso und seine Zeit" im gegenüberliegenden Museum Berggruen, so dass der Museumsstandort Charlottenburg ein weiteres Glanzlicht erhält und zu einem Zentrum der Klassischen Moderne wird.

Museumsensemble Charlottenburg - die Architektur Ihren Standort hat die Sammlung Scharf-Gerstenberg in einem in den 1850er Jahren von dem Architekten Friedrich August Stüler errichteten Gebäudeensemble gegenüber dem Schloss Charlottenburg. Die historischen Bauteile, der sogenannte östliche Stülerbau, der angegliederte Marstall und die Remise, wurden ursprünglich für die Pferde, Kutschen und die Leibgarde König Wilhelms IV. geplant. Zwischen 1967 und 2005 wurden sie durch das Ägyptische Museum genutzt und um den in den 1980er Jahren entstandenen Sahure-Saal erweitert. Nach dem Auszug des Ägyptischen Museums und dessen Rückkehr auf die Museumsinsel Berlin, wird dieses Gebäudeensemble durch das Architekturbüro Sunder-Plassmann für die Präsentation von Kunst der Klassischen Moderne umgebaut. Das entstehende Museum wird durch ein neues, lichtdurchflutetes Foyer auf dem Marstall-Hof erschlossen - eine Blickachsen-Verbindung zu den Museumsbauten auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird dadurch architektonisch erlebbar. Auf diese Weise bilden das Museum Berggruen, die Sammlung Scharf-Gerstenberg und das Heimatmuseum Charlottenburg, die Abguss-Sammlung Antiker Plastik und die Naturwissenschaftlichen Sammlungen Berlin sowie das Bröhan-Museum ein neues städtebauliches Ensemble von kultureller Strahlkraft.

Das zukünftige Ausstellungskonzept Zur Eröffnung des neuen Hauses im Juli 2008 wird die gesamte Sammlung "Surreale Welten" gezeigt werden. Die Besucher werden die Sammlung Scharf-Gerstenberg durch den neuen Eingang in der Fuge zwischen den beiden historischen Bauteilen betreten. Im Sahure-Saal ist durchgehend ein sich wiederholendes Filmprogramm vorgesehen. Klassiker des surrealistischen Kinos wie "Der andalusische Hund" von Luis Buñuel und Salvador Dalí werden im Wechsel gezeigt werden mit ausgewählten Filmen zeitgenössischer Künstler. Bis zur Vollendung des Pergamonmuseums auf der Museumsinsel Berlin werden das Kalabscha-Tor und die Säulen des antiken Sahure-Tempels an ihren bisherigen Plätzen im östlichen Stülerbau verbleiben. Das Tempeltor von Kalabscha empfängt die Besucher unmittelbar am Durchgang zum Marstall. Deutsche Archäologen retteten 1963 den nubischen Tempel von Kalabscha vor den Fluten des Assuan-Stausees. Acht Jahre später erhielt Deutschland das monumentale Tor als Dankesgeschenk aus Ägypten. Die aus der Zeit um 20 v. Chr. stammenden Sandsteinblöcke des Tores waren als wiederverwendetes Baumaterial im Fundament des Tempels gefunden worden. In Berlin wurde das Tor in seiner ursprünglichen Gestalt wieder aufgebaut. Mit seiner Monumentalität bildet es einen Rahmen für den langen Marstallgang der Sammlung Scharf-Gerstenberg. Eine ähnlich bewegte Geschichte haben die Architekturteile des Sahure-Tempels. Bereits zwischen 1902 und 1908 fanden in Abusir Ausgrabungen mit deutscher Beteiligung statt. Die Pyramide des Königs Sahure, um 2400 v. Chr., war stark zerstört, die Tempelanlage allerdings noch gut erhalten. Als die Funde zwischen Ägypten und Deutschland aufgeteilt wurden, kam ein Großteil der Tempelsäulen und -architrave nach Berlin. Seit den 1980er Jahren haben sie ihren Platz im dafür konzipierten Sahure-Saal. In Kombination mit den Kunstobjekten aus der Sammlung Scharf-Gerstenberg werden die ägyptischen Architekturexponate selbst zu surrealen Elementen.

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Eröffnung Sammlung Scharf-Gerstenberg
"Surreale Welten"

Werke von Giovanni Battista Piranesi, Francisco de Goya, Odilon Redon, Salvador Dalí, René Magritte, Max Ernst, Jean Dubuffet ...