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Der hochgotische Festsaal inspiriert stets die eingeladenen Künstler zu ganz spezifischen Konzeptionen. Zuvor gibt es vage Vorstellungen wie es sein könnte, schließlich geht es an den Aufbau der Ausstellung. Vor Ort entwickelt sich dann eine überraschende Konkretheit des Werkes, sie nimmt Sporadisches und Kalkuliertes auf: der Geist des Ortes nistet sich in die Struktur des Werkes ein.

Beide Konzeptkünstler suchen und finden seit Jahren diesen Kurzschluss zwischen dem Lokalen und ihrem ganzheitlichen Arbeiten. Das bringt sie ab und an zu gemeinsamen Projekten zusammen, doch schließlich verfolgt jeder seinen Weg. „Während Geitel in großen Zeichnungszyklen der Ausdrucksmöglichkeit einfacher Linienkonstellationen nachgeht, sich mit immer wieder neu definierten Rahmenbe-dingungen für seine zeichnerische Arbeit einen Weg durch die Überfülle an Formen bahnt, konzentriert sich Geyersbach im Wesentlichen auf Sprache – und zeichnet mit Wortlinien ebenfalls. Dabei entstehen Textgeflechte als Bodeninstallationen oder Sprachbilder auf Fensterscheiben, die ihre Umgebung in ein neues Licht setzen." (Matthias Geitel) Manchmal führt sie das zum medialen Crossover oder zu Minimierung des technischen Aufwandes um verortete Sinnstiftung zu erlangen. Sie stellen sich den gesellschaftlichen krassen Verwerfungen ebenso wie den subtilen kommunikativen Sprachattacken seitens der Medienmächte. Doch auch die wortwörtliche Spurensuche in den Artefakten des Alltäglichen, in den Fetzen des Erinnerns und des Verbalisierens zieht ihr Interesse an. Nicht selten sind ihre Wort-Bild-Zeichen kommunikative Trophäen (trotz der Unterschiede) aus dem Flimmern und Rauschen unserer Informationsgesellschaft. Es kann auf Grund dieses konzeptionellen Arbeitsansatzes zu einem lebens-langen Projekt, zu einem „Work in progress" kommen. Ihre Formulierungen finden Niederschlag in Fotostrecken, in den traditionellen Zeichentechniken, als persönliche Handschrift, in den aktuellsten Drucktechniken oder als computergestützte Bilder. Zudem arbeitet Michael Geyersbach an Hörspielen und spielt CDs ein. Bei beiden können Projektgruppen und Werkblöcke eine Phase vorläufig abschließen, um sich sogleich auf einem anderen Gleis zu bewegen. Thematische und formale Überschneidungen, Verwerfungen sowie Überlappungen sind nicht auszuschlie-ßen, sondern oftmals beabsichtigt. Gerade sie bleiben als roter Faden im aktuellen Projekt sichtbar. Dokumenta-tionsmappen, Kataloge, Texte lassen die entschwundenen Kunstwerke im virtuellen Diskurs eines imaginären, kollektiven Gedächtnisses weiterleben.

Matthias Geitel ist den Besuchern des Museums kein Unbekannter, vor zwölf Jahren stellte er sich in der Ausstel-lungsreihe „Junge Künstler aus den Neuen Bundesländern" vor. Das medial vielschichtige Schaffen von Michael Geyersbach ist zum ersten Mal in Frankfurt (Oder) zu sehen. „Für den gotischen Festsaal der Rathaushalle entwickeln beide Künstler ein Raumkonzept, das diese unterschiedlichen Arbeitsweisen spiegelt und darüber hinaus eine Brücke spannt zwischen den Medien, Zeichnung und Text." (Matthias Geitel).

Kurator / Text: Armin Hauer

Pressetext

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Matthias Geitel / Michael Geyersbach
STRATEGIE UND LAPSUS
Installation
Kurator: Armin Hauer
Ort: Rathaushalle Festsaal