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Am Freitag, den 14. September 2012 eröffnet die Galerie Thomas Schulte die Ausstellung "SECRET LANGUAGE THE CODE BREAKERS" des britischen Konzeptkünstlers Stephen Willats mit Arbeiten aus den 1980er Jahren. Zur Vernissage von 19 bis 21 Uhr ist der Künstler anwesend.

Seit den 1960er Jahren gilt Stephen Willats als einer der wichtigsten Protagonisten der internationalen Konzeptkunst in England. In das Zentrum seiner Arbeit stellt der Künstler seit jeher die Untersuchung urbaner Realitäten anhand von Kommunikationsprozessen, Netzwerkbildung und sich selbst organisierenden Strukturen. In Form von Schaubildern, Fotocollagen, Diagrammen, computergesteuerten Kommunikationsgeräten und Animationen veranschaulicht Willats die verschiedenen Systeme sozialer Interaktion. Dabei untersucht er sowohl das Verhältnis von Menschen untereinander, sei es im privaten oder im beruflichen Umfeld, als auch deren Verhältnis zu den sie umgebenden Zeichensystemen, die alltäglich in Form von architektonischen Strukturen, Objekten, Materialien und Geräuschen auf uns einwirken. Der Künstler stellt die Frage nach den persönlichen Werten des Einzelnen innerhalb der Gesellschaft und wie dieser seinen persönlichen Lebensraum empfindet, ihn definiert und für sich gestaltet.

Als einer der Ersten begann Willats bereits Mitte der 1960er Jahre mit interaktiven Methoden und unter Einbeziehung von Personengruppen zu arbeiten, die sich außerhalb des Kunst-systems befanden. Dabei interessierten ihn vor allem die Möglichkeiten eines selbstbestimmten Handelns innerhalb einer von Normierungszwängen geprägten Gesellschaft und die Ausprägung des von ihm formulierten Konzepts eines "Gegenbewusstseins" (counter-consciousness). Seine Arbeiten der frühen 1980er Jahre rückten daher zunächst die damalige Londoner Clubszene als eine sich selbst organisierende Gegenkultur in den Mittelpunkt. Mitte der 1980er Jahre verlor diese Szene, laut Willats "zur "kommerziellen Parodie ihrer selbst" mutiert, jedoch ihre ursprüngliche Kraft und er sah ein "neues Zeitalter der Supernormalität" anbrechen.

Die zweite Hälfte der 1980er Jahre nimmt daher im Werk Stephen Willats’ eine wichtige Scharnierfunktion ein und ist darum Gegenstand der Ausstellung. Astrid Wege schreibt in ihrem Essay "Botschaften aus dem Zentrum", das für den ausstellungsbegleitenden Katalog entstand: "Statt auf die Londoner Subkulturen in ihrer expliziten, teils aggressiven Abgrenzung zur dominanten Kultur zu fokussieren und damit beim Betrachter eingefahrene Vorstellungen von Normalität herauszufordern, wendet sich Willats nun verstärkt determi-nistischen Umgebungen als Inbegriff einer solchen Normalität und Normierung zu." Neben modernistischen Wohnblöcken galt seine Aufmerksamkeit dabei auch korporativen Strukturen und dem Arbeitsplatz. So nehmen seine "Desk Transformations" (1986/87) vor allem jene Elemente in den Blick, die innerhalb der deterministischen Umgebung des Schreibtischs Zeichen für ein "Gegenbewusstsein" sind.

Da diese künstlerischen Neuerungen in Willats’ Recherchen der späten 1980er Jahre in Deutschland ihren Anfang genommen haben und die Arbeiten erstmals in Köln, Regensburg und Stuttgart ausgestellt wurden, kommt der Ausstellung in der Galerie Thomas Schulte ein besonderer Stellenwert zu. Nachdem sie in den letzten 30 Jahren verschiedene Ausstellungsstationen im Ausland durchlaufen haben, kehren Willats’ Arbeiten nun nach Deutschland zurück.