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In seinen Werken überzeichnet Stefan Strumbel Kultur- und Kultgegenstände wie Kuckucksuhren, Ankerkreuze oder Kruzifixe mit Stilelementen der Street Art und der Pop Art und stellt sie in einen neuen, teils provokanten Kontext. Beispielsweise ersetzt er signifikante Elemente der Kuckucksuhr wie Schnitzereien von ursprünglichen Heimatsymbolen durch Motive, die mit Gewalt, Pornografie und Tod assoziiert werden. Die äußere Form der Objekte verrät auf den ersten Blick nichts von den verstörenden Inhalten – immer solide und akribische Holzschnitzereien, die mit der Lackierung in leuchtenden Farben die Anmutung einer oberflächlichen Popkultur tragen.

Das Konstrukt Heimat wird zur Metapher existenzieller Fragen nach der Identität: Wie definiere ich Heimat? Wie ist meine Selbstwahrnehmung? Was reflektiert mich nach außen? Wie und worüber definiere ich mich selbst?

Strumbel initiiert einen Wertewandel, wenn in seiner Transformationskunst traditionelle Wertvorstellungen, ein verklärtes Heimatempfinden und die Wirklichkeit der individuellen Herkunft hinter einer Ästhetik verschwinden, die zum Sinnbild von gesellschaftlichen Statussymbolen wird. Er demaskiert die Mechanismen einer Gesellschaft, die in ihrem Streben nach Status und Konsum allgegenwärtigen Reizen der Medien erliegt. Mit seinen Objekten schafft der Künstler eine Scheinwelt, die der gesellschaftlichen Realität als Spiegel dient. Strumbel gestaltete den Innenraum der 1962 errichteten katholischen Kirche Maria, Hilfe der Christen des Ortes Goldscheuer. Als der Künstler die Ideen zur Neugestaltung entwickelte, stand die Gemeinde nach anfänglicher Skepsis an moderner Kunst in der katholischen Dorfkirche schnell gänzlich hinter ihm. Als ein “Geschenk des Himmels” bezeichnete Pfarrer Thomas Braunstein die Arbeit des Künstlers.

Am 1. Juli 2011 wurde das neu gestaltete Gotteshaus eröffnet und begründete ein beachtliches mediales Echo: Printmedien wie Der Spiegel und FAZ berichteten über die sechs Meter große Madonna in Hanauer Tracht, die mit ihrem Jesuskind auf einer Empore über dem Eingang thront. Die Chorwand präsentiert sich nach der Umgestaltung mit einer vergoldeten Kreuzgruppe, die von rosafarbenen Strahlen und einem hervorgehobenen gotischen Spitzbogen mit LED-Beleuchtung optisch herausgestellt wird. Über den Kerzen der Fürbitte bieten Comic-Sprechblasen Freiraum für die Gebete und Wünsche der Gläubigen. The New York Times kürte den Künstler kürzlich mit der ehrenhaften Aufgabe, ihr Cover künstlerisch zu gestalten.