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Spielen mit geladenem Gewehr Spielen mit geladenem Gewehr gibt einen Einblick in die sehr lebhafte zeitgenössische Kunstszene Pakistans, die bisher nur wenig außerhalb ihres Landes wahrgenommen worden ist. Die Ausstellung stellt 11 Künstlerinnen und Künstler einer jungen Generation vor, die nach dem Ende der Militärdiktatur unter Zia-ul-Haq 1988 studiert hat. Ihre Kommentare zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen spiegeln die gegenwärtige Situation eines Landes wider, das von einer innen- wie außenpolitischen Instabilität geprägt ist, greifen aber auch Themen auf, die über die nationalen Grenzen hinaus Bedeutung haben.

In ihren Arbeiten, so die Kuratorin der Ausstellung Atteqa Ali, selbst pakistanischer Herkunft, dokumentieren die Künstler die gegensätzliche Natur des Lebens im zeitgenössischen Pakistan: die elegante und kostbare Technik der Miniaturmalerei wird ebenso in die Arbeiten aufgenommen wie die Bilder, Materialien und die Sprache der lokalen Massenkultur. Insbesondere die Miniaturmalerei erweist sich in Erweiterung ihres Formenrepertoires als vielseitiges Medium, den gegenwärtigen Zustand der pakistanischen Gesellschaft zu befragen und politische Anliegen zu formulieren. Spielerisch werden die Möglichkeiten dieses traditionellen Mediums genutzt und mit neuen Inhalten verbunden. Die anmutige Schönheit der Malerei und eine verschlüsselte Sprache offenbaren dem Betrachter oftmals erst auf dem zweiten Blick die dargestellten Schrecken und die sich darin formulierenden Ängste. Der Gegensatz zwischen Schönheit und Lebensfreude einerseits und Angst und Bedrohung andererseits, der in vielen der ausgestellten Arbeiten zum Ausdruck kommt, verweist auf die Komplexität des Lebens in Pakistan, dessen Staatsgründung vor mehr als 50 Jahren zwar die ersehnte Unabhängigkeit von Großbritannien, aber auch gewalttätige Auseinandersetzungen mit Indien brachte. Die Folgen sind heute noch im andauernden Kaschmir-Konflikt und der nuklearen Aufrüstung Pakistans und Indiens präsent.

Alle Künstlerinnen und Künstler in Spielen mit geladenem Gewehr setzen ihre Arbeiten in einem politischen Sinne ein, wenn auch in sehr unterschiedlichen Nuancen. Gewalt gegen Frauen, Fundamentalismus und politische Korruption sind dabei ebenso Thema der Auseinandersetzung wie politische Spannungen mit den Nachbarländern Indien und Afghanistan, die Bedrohung durch die Atombombe und die Möglichkeiten eines nuklearen Krieges oder die westliche Invasion in Afghanistan und im Irak.

Insgesamt gesehen vermitteln die Arbeiten dieser Ausstellung eine Kritik an Pakistans Politik und Gesellschaft, doch die bestechende Schönheit einiger Arbeiten, der spielerische Umgang mit den Mitteln oder ein ironischer Blick auf die Dinge schildern auch die Vielschichtigkeit des Lebens im heutigen Pakistan.

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Adaptationen Die Ausstellung Adaptationen des kanadischen Kurators Craig Buckley untersucht die komplexen, manchmal gegensätzlichen Beziehungen zwischen Infrastrukturen bereits existierender sozialer Systeme und neuen Formen der Unabhängigkeit. Die Arbeiten richten ihre Aufmerksamkeit auf Prozesse, die weder in den traditionellen Bereich der Stadtplanung hineinpassen noch das Ideal architektonischer Utopien suchen.

So befragt zum Beispiel das Projekt The Wild City: Genetics of Uncontrolled Urban Processes der STEALTH Group das rasante, unregulierte und illegale Wachsen der Stadt, das in Belgrad der ökonomischen und politischen Krise des Landes in den 90er Jahren folgte. In der Presse als wild, chaotisch und zerstörerisch beschrieben, entwickelte STEALTH Group ein visuelles und verbales Vokabular für Gesetzmäßigkeiten und Schemata, die Prozessen wie Schwarzmarkt und improvisierten Transportsystemen zugrunde liegen. Die Reibung zwischen zentralisierter Kontrolle und autonomen Initiativen wird nicht durch eine vorgefertigte Lösung aufgehoben, sondern als Potential genommen für eine Analyse und ein Nachdenken über den urbanen Raum.

Das Projekt paraSITE des Amerikaners Michael Rakowitz macht sich vorhandene Belüftungs- und Heizungssysteme in einem unmittelbaren Sinne zu nutze und antwortet auf eine sehr aggressive Kampagne gegen Obdachlose im öffentlichen Raum in New York und in Boston. Seine Prototypen einer aufblasbaren Hütte für Obdachlose profitieren von der ausgestoßenen warmen Abluft von Gebäuden, in dem sie direkt an das System angedockt werden. Sie folgen gleichermaßen der Idee eines funktionalen Schutzes und der Taktik des Sichtbarmachens. Nils Norman enthüllt in seinen Diagrammen und Modellen die Politik eines Ortes, beleuchtet insbesondere ökonomische und ökologische Strukturen im öffentlichen Raum, mit dem Ziel, Stadtbewohner über die Möglichkeiten und Rechte einer aktiven Gestaltung ihres Lebensraumes aufzuklären.

Die Projekte dieser Ausstellung benutzen Adaptationen kleinen Maßstabs, um die existierenden Infrastrukturen urbaner und gemeinschaftlicher/kollektiver Räume zu bearbeiten. Sie können als Versuchsfeld verstanden werden, Probleme großer Entwürfe zu vermeiden, oder als Vorschläge, mit Hilfe kleinere Transformationen und Eingriffe eine bedeutsame Wirkung zu erzielen. In einer Auswahl stellt Adaptationen Künstler und Architekten vor, deren Erfahrungsberichte, praktische Projekte und hypothetische Modelle den grundlegenden Status von Infrastrukturen als Ort technologischer und sozialer Umformungen beleuchten. Ein vorrangiges Ziel der Ausstellung ist es, Künstler und Architekten in den Überlegungen ihrer Arbeitsfelder zusammenzubringen, um Netzwerke zu etablieren und eine produktive Debatte über die Ausrichtung und den politischen Status von Adaptationsstrategien in verschiedensten Bereichen zu initiieren.

Mit apexart II: Spielen mit geladenem Gewehr und Adaptationen wird die Serie der Kooperationen mit apexart, New York, fortgesetzt.

Spielen mit geladenem Gewehr Kuratorin: Atteqa Ali mit Hamra Abbas (Berlin), Ambreen Butt (Boston), Alia Hasan-Khan (New York), Hasnat Mehmood (Lahore), Imran Qureshi (Lahore), Rashid Rana (Lahore/Toronto), Reeta Saeed (Lahore), Adeela Suleman (Karachi), Masooma Syed (Lahore), Risham Syed (Lahore), Saira Wasim (Chicago/Lahore)

Adaptationen Kurator: Craig Buckley mit Kim Adams (Toronto), The Arnait Video Collective (Igloolik, Kanada), CCS/ Urban Think Tank (Caracas), Gardar Eide Einarsson (Berlin), Nils Norman (London), Michael Rakowitz (New York), Raqs Media Collective (Neu Dehli), Stealth Group (Rotterdam/Belgrad), Oscar Tuazon und Richard Fischbeck (New York)

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apexart II
Spielen mit geladenem Gewehr - Zeitgenössische Kunst in Pakistan
Kooperation: apexart, New York

Spielen mit geladenem Gewehr
Kuratorin: Atteqa Ali
mit Hamra Abbas, Ambreen Butt, Alia Hasan-Khan, Hasnat Mehmood, Imran Qureshi, Rashid Rana, Reeta Saeed, Adeela Suleman, Masooma Syed, Risham Syed, Saira Wasim

Adaptationen
Kurator: Craig Buckley
mit Kim Adams, The Arnait Video Collective , CCS / Urban Think Tank , Gardar Eide Einarsson, Nils Norman, Michael Rakowitz, Raqs Media Collective, Stealth Group , Oscar Tuazon / Richard Fischbeck