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Im Rahmen der internationalen Gruppenausstellung Soleil Noir untersucht der Salzburger Kunstverein den Zusammenhang von Depression und Gesellschaft.

Zunehmend verstärken sich die Klagen über „Das erschöpfte Selbst“, um einen Buchtitel des französischen Soziologen Alain Ehrenberg zu zitieren, der sich mit dem Thema, der Begriffsentwicklung und Definition der Depression beschäftigt hat. Alltagsphänomene wie „Burn-Out“, Depression, Borderline-Störungen oder das Verabreichen von Psychopharmaka schon bei leichten seelischen Verstimmungen lassen sich als gesellschaftlicher Prozess beschreiben, der die „Sorge um das Selbst“ an das einzelne Individuum delegiert. Die fortschreitende Emanzipation der Menschen von regle-mentierenden Institutionen wie der Familie, politischen Bewegungen oder der Nation lässt jedoch Leerstellen frei, die nicht alleine durch Konzepte und Begriffe wie „Selbstverantwortung“ aufzufüllen sind.

Die Ausstellung Soleil Noir geht vor diesem Hintergrund der Wechsel-beziehung zwischen Gesellschaft und Individuum nach. Die künstlerischen Positionen bewegen sich dabei jenseits der romantischen Vorstellung des Künstlers oder der Künstlerin als exemplarisch Leidende(r) und gerade im melancholischen Zustand besonders produktiv Wirkende(r). Vielmehr liegt der Fokus der Arbeiten auf dem möglichen Handlungspotential der Subjekte in einer neoliberalen Gesellschaft und der Frage nach deren Aktivierung. Der Künstler Otto Zitko hat Mitte Juni im Rahmen der Ausstellung die Ringgalerie im Künstlerhaus gestaltet – die Wandmalerei ist bis Ende 2006 zu sehen.

KünstlerInnen der Ausstellung: Maria Bussmann (A), Doris Frohnapfel (D), Maryam Jafri (USA), Gülsün Karamustafa (TR), Pawel Ksiazek (PL), Anita Leisz (A), Maria Lieb (D), Ioana Nemes (RUM), Antje Majewski (D), Fritz Rücker (A), Miroslav Tichy (CZ), Simon Wachsmuth (D), Ingrid Wildi, Otto Zitko (A), u.a.

People are increasingly complaining about ”The Exhausted Self“ to quote a book title by french sociologist Alain Ehrenberg, who has been working on the theme, developement of the term and definition of depression. The daily phenomenon of ”burn out“, depression, and the administration of anti-psychotic medication even for mild depressive moods are being described as a social process of ”taking care of oneself“ which is delegated to each individual. The increasing emancipation of the subject of regulatory institutions, such as the family, political movements and the nation, leave a lot of empty spaces which can not simply be filled with the notion of ”self-responsibility“. Beyond the romantic idea of the artist as an exemplary sufferer, being especially productive in a melancholic condition, this exhibition should be an investigation into the correlation between society and the individual and the activation of the subjects in a neo-liberal society.

Pressetext

only in german

Soleil Noir
Depression und Gesellschaft

mit Maria Bussmann, Doris Frohnapfel, Maryam Jafri, Gülsün Karamustafa, Pawel Ksiazek, Anita Leisz, Maria Lieb, Ioana Nemes, Antje Majewski, Fritz Rücker, Miroslav Tichy, Simon Wachsmuth, Ingrid Wildi, Otto Zitko