press release only in german

Für seine erste Ausstellung in Berlin setzt sich der schwedische Künstler Sirous Namazi erneut mit der Idee des Balkons auseinander, die er vor einigen Jahren entwickelt hat. Die Arbeit „Periphery II“ besteht aus einem maßstabsgetreuen blassblauen Balkon, wie man ihn von Wohnblocks der 1970er kennt, der auf einem niedrigen Podest platziert ist, und einer Satellitenschüssel. Aus diesen Elementen schafft Namazi eine Skulptur, die — durchaus überraschend — an frühe konstruktivistische Malereien erinnert, und einen essentiell malerischen Zugang offenbart.

Namazi transferiert mit „Periphery II“ einen für Vorstädte mit hohem Immigrantenanteil typischen Balkon in den Galeriekontext. Der Balkon ist ein Ort zwischen privatem und öffentlichem Raum. Er ermöglicht am Leben draußen auf der Strasse teilzunehmen, gleichzeitig trennt er uns von der Außenwelt ab, schützt uns aber auch davor, während die Welt über die Sattelitenantenne ins Wohnzimmer dringen kann. Das übergreifende Thema der Arbeit ist Kommunikation, insbesondere was es bedeutet ein Außenseiter sein und nur visuellen Kontakt zur Außenwelt zu haben — die einseitige Kommunikation. „Periphery II“ ist nicht nur eine Kontextverschiebung, die auf soziale Fragen abhebt und die zeitgenössische Gesellschaft reflektiert, sondern die Skulptur steht im engen Dialog mit der minimalistischen Tradition, in der räumliche Erfahrung und formale Reduktion grundlegend sind.

Eine weitere Entwicklungslinie seiner Arbeit ist die Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Fehlern oder Scheitern im künstlerischen Arbeitsprozess. Sie läuft parallel zu Namazis Interesse am Spannungsverhältnis von Chaos und Ordnung, welches diesem Prozess immanent ist. Es tritt besonders deutlich in seinen Pixelbildern wie „Untitled“ 2005 hervor, bei dem das Bild einer chaotischen Struktur in eine intelligible Farbfeldmalerei umwandelt wurde. Bei Namazis phantasievollen aber fragilen Porzellansäulen „Patterns of Failure“ (Muster des Scheiterns) stand in der Tat ein „faux pas“ am Anfang. Sie bestehen aus Fragmenten gebrauchten Haushaltsporzellans, welches Namazi zerschmettert hatte, dann zu Säule ausbalanciert und zusammenklebt. Der Titel der Serie stammt von einer Webseite mit Fallstudien über eingestützte Bauten.

Namazis Wandobjekte bilden eine weitere Werkgruppe, in der die genannten Strategien Anwendung finden. Es sind ausgehärtete Fäden und Spritzer farbigen Silikons, die an die Überbleibsel einer Malerpalette erinnern, und wie „soft sculptures“ von Malereien ohne Grund an die Wand gehängt werden. Namazi fordert hier abermals, wie so oft in seinen Arbeiten, unsere Vorstellung davon heraus, wie ein Gemälde oder ein bestimmtes Objekt aussieht. Wir können auch hier seine erstaunliche Fähigkeit beobachten, in einer eindeutig formal orientierten Arbeit gesellschaftliche Realitäten zu kommunizieren.

Sirous Namazi wurde 1970 in Kerman, Iran geboren und kam bereits als Jugendlicher nach der Iranischen Revolution nach Schweden. Er lebt und arbeitet in Stockholm. Dies ist die erste Einzelausstellung von Sirous Namazi in unserer Berliner Galerie, nachdem er seine Arbeit 2004 in der Galerie Nordenhake Stockholm präsentiert hat. 2003 nahm er an unserer Gruppenausstellung zum Thema Malerei "Pale Fire" mit einem Wandobjekt und einer unbetitelte Photoarbeit von 2002 teil.

Zu seinen letzten Ausstellungen zählen eine Doppelausstellung in der Galleria Suzy Shammah, Mailand, 2005, sowie Einzelausstellungen im Moderna Museet Stockholm, 2003, Gallery Magnus Åklundh, Malmö, 2002 und in der Färgfabriken, Stockholm (im Zusammenhang mit dem Ljunggren Art Award) 2003. Er nahm an den Gruppenausstellungen Momentum, in Moss, Norwegen 2004, Nya namn, Malmö Konstmuseum 2003, und Architectull, Galleri Murska Sobota, Slovenia 2001, teil.

Pressetext

only in german

Sirous Namazi