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Eröffnung: Freitag, 5. September, 18-21 Uhr

Einkanal-Videokunst blickt auf eine relativ lange Geschichte zurück. War sie in den 1990er Jahren auch teilweise von Videoinstallationen und Video Environments in den Hintergrund gedrängt, ist dem Medium heute doch immer noch jene Unmittelbarkeit und Zugänglichkeit zueigen, die größere, kompliziertere Mehrkanal-Arbeiten nicht besitzen. Die Werke, die in der Ausstellung „Single Channel – Recent Video Works“ in der Galerie Thomas Schulte präsentiert werden, geben vielleicht sogar eine noch größere Raffinesse zu erkennen, die bis zur Mitte der 1990er Jahre und damit vor der breiten Verfügbarkeit komplexerer Software so noch nicht möglich war. Die Auswahl der Arbeiten bietet einen eklektischen aber dadurch erfrischenden Blick auf einige der gegenwärtig gängigen Praktiken; sie lässt bewusst die jahrzehntelange Praxis der Videoperformance außer Acht wie auch die noch viel länger bestehende Praxis, sich Film- und Fernsehbilder anzueignen, um daraus neue Kunstwerke zu machen. Die von Christopher Eamon ausgewählten Arbeiten eint vielmehr der Zeit- und Energieaufwand, den die Künstlerinnen und Künstler in die Realisierung einer einzigartigen Vision in Einkanal stecken. Nur einige der

Werke arbeiten mit Projektion, aber allen ist gemein, dass sie auf die Flexibilität des Mediums setzen. Werke, wie die von Matt Stokes, Alejandro Vidal, Benny Nemerofsky Ramsay und Kris Lefcoe haben ihren Ausgangspunkt mitten im Herz der Jugendkultur. Gleichgültig ob sich ihre Themen aus Massen- oder Subkulturellem speisen, der jugendliche Spirit von Tanz, Musik, Erotik und Revolte, ist deutlich erkennbar. Zhenchen Liu und Taysir Batniji sprechen den Wandel in der gegenwärtigen Welt eher poetisch an. Jede direkte Message vermeidend nehmen sich diese Arbeiten globaler Thematiken aus individueller Sicht an, was aber nicht heißt, dass ihnen eine emotionale oder politische Wirkung fehlt. Weil es sich nicht um Dokumentarfilme handelt, wird auch keine Neutralität angestrebt. Sie sprechen als Kunstwerke und setzen ihre Bilder den notwendig sub-jektiven Reaktionen ihrer Betrachter aus. Auf ähnliche Weise funktioniert auch die Offenheit der tableauhaften Arbeit von Adad Hannah: diese evoziert in ihrer leise insistierenden Art Angst, aber möglicherweise auch Humor. Die Videos von Alex Hubbard und Elisabetta Benassi scheinen auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun zu haben. Durch Kippen der Kamera in eine horizontale Position, so dass auf das kreative Arbeiten des Künstlers hinuntergeblickt werden kann wie in Hubbards Arbeit, oder durch das langsame kumulierte Filmen wirklicher Abrissgelände wie bei Benassi, verschieben jedoch beide das, was normalerweise zu unseren Füßen liegt in die Horizontale zu einer eyeline-Perspektive, die vertikale Bewegungsbilder schafft, ohne dabei auf offen-sichtliche Weise die Malerei zu imitieren.

Christopher Eamon ist Kurator der Pamela und Richard Kramlich Collection, eine der größten privaten Medienkunstsammlungen, sowie Direktor des New Art Trust in San Francisco zur Förderung von Medienkunst. Vor diesen Tätigkeiten war er stellvertretender Kurator am Whitney Museum of American Art in New York. Er hat zahlreiche Ausstellungen zu Video- und Medienkunst kuratiert, so z.B. am PS1/MoMA, am ICA in London, sowie am San Francisco Museum of Modern Art.

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Single Channel - Recent Video Works

Künstler:
Taysir Batniji, Elisabetta Benassi, Adad Hannah, Alex Hubbard, Kris Lefcoe, Liu Zhenchen, Benny Nemerofsky Ramsay, Matt Stokes, Alejandro Vidal

Kurator:
Christopher Eamon