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Die Galerie Priska Pasquer freut sich die erste Einzelausstellung des japanischen Fotografen Shomei Tomatsu in Deutschland zu präsentieren. Shomei Tomatsu gilt als wichtigster Vertreter der japanischen Fotografie der Nachkriegszeit, dessen Werk einen prägenden Einfluss auf die zeitgenössische japanische Fotografie hatte.

Die Werke Shomei Tomatsus untersuchen mit einer unverwechselbaren Sichtweise die Veränderungen der japanischen Gesellschaft seit den 1950er Jahren. Seine Fotografien zeigen die Folgeerscheinungen des Atombombenabwurfs auf Nagasaki, den Einfluss des amerikanischen Militärs und der westlichen Populärkultur auf Japan und die Auswirkungen des japanischen Wirtschaftsbooms der 1960er Jahre. Die Ausstellung zeigt ausgewählte Arbeiten aus dem Zeitraum von den späten 1950er bis in die frühen 1970er Jahre.

Shomei Tomatsu begann mit der Fotografie als Autodidakt und macht sich 1956 als freier Fotograf selbständig. In den Folgejahren nahm er an den wegweisenden "The Eyes of Ten" Ausstellungen teil und war 1959 Mitbegründer der Fotoagentur VIVO, die als das ‘Epizentrum’ der japanischen Fotografie der Nachkriegzeit angesehen wird. Weitere Mitglieder von VIVO waren unter anderem Ikko Narahara und Eikoh Hosoe, denen die Galerie Priska Pasquer bereits Einzelausstellungen gewidmet hat (Eikoh Hosoe 2002, Ikko Narahara 2009/2010).

Shomei Tomatsu’s Bildsprache zeichnet sich durch ihre Vielfältigkeit und Komplexität aus. Seine Stil reicht von Arbeiten in Anlehnung an die klassische Streetphotography, über symbolisch aufgeladene Objekte, abstrakte (Stadt)Ansichten, bis hin zu dynamisch, expressiven Kompositionen. Je nach Bildthema hat der Künstler seine visuelle Grammatik erweitert und schuf dabei Bilder, die in einer Gratwanderung zwischen Konkretheit und Abstraktion, zwischen Abstoßung und Faszination ein Thema beschreiben und zugleich überzeitliche Werke sind.

Ein zentrales Thema der fotografischer Arbeit Tomatsu´s ist die Dokumentation der Folgen der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki. Er portraitiert Überlebende des Abwurfs und dokumentiert Objekte aus dem Atombomben Museum. Die Ausstellung zeigt unter anderem Arbeit “Bottle Melted and Deformed by Atomic Bomb Heat, Radiation, and Fire, Nagasaki, 1961”. Diese Aufnahme, die den Betrachter an ein geschmolzenes Körperteil denken lässt, wird von Leon Rubinfien als “possibly the single strongest image of his career” bezeichnet (Kat. Shomei Tomatsu: Skin of a Nation, p. 27).

Ein anderes Thema, welches Tomatsu über mehr als ein Jahrzehnt verfolgt hat, war der Einfluss der amerikanischen Besatzung und der amerikanischen Kultur auf die japanische Gesellschaft. Die Serie “Chewing Gum and Chocolate”, die im Umfeld der amerikanischen Militärbasen entstanden ist, lebt aus der Ambivalenz der Erfahrung der Amerikaner als bedrohliche Sieger, die zugleich eine neue Kultur nach Japan gebracht haben.

Aber nicht nur das Fremde ist Bestandteil des fotografischen Schaffens, sondern auch das Eigene, die Auseinandersetzung mit den ländlichen Traditionen und Japans Weg in die städtische Moderne seit 1950er Jahren. So schildert 1959 Tomatsu in “Flood and Japanese” die Folgen von Überschwemmungen, in “Protest” Studentenunruhen in Tokyo und in “The Pencil of the Sun” die untergehende Volkskultur in Okinawa, der Insel im Süden Japans.

Kurzbiographie:

1930 in Aichi, Nagoya geboren. 1954-56 Fotograf beim Verlag Iawanami Shashin Bunko, zusammen mit Nagano Shigeichi. Teilnahme an den “The Eyes of Ten” Ausstellungen 1957-59. 1959 Gründung der Fotoagentur VIVO mit Kikuji Kawada, Akira Sato, Akira Tanno, Ikko Narahara und Eikoh Hosoe. Im gleichen Jahr beginnt er die amerikanische Militärbasen in ganz Japan zu fotografieren und Fotografiert die folgen eines Taifuns welcher das Haus seiner Mutter zuerstört hat. Auftrag für ein Buch über den Atombombenabwurf in Nagasaki, zusammen mit Domon Ken. 1972-1976 lebt in Okinawa. 1974 Gründung der „Workshop Photography School“, Tokyo, zusammen mit Nobuyoshi Araki, Masahisa Fukase, Eikoh Hosoe, Daido Moriyama und Noriaki Yokosuka. 1995 Erhalt der Purple Ribbon Medal von der japanischen Regierung.

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Shomei Tomatsu
Fotografien