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Die KUNSTSAELE Berlin, eine Kombination aus Sammlungsraum (Sammlung Bergmeier und Sammlung Oehmen), Galerie (Aanant & Zoo) und Salongesprächen (Salon Populaire), laden am Abend des 08. Oktobers um 19 Uhr gemeinsam zur Eröffnung folgender Ausstellungen ein:

Sammlung Bergmeier / Gotthard Graubner, Matthias Hoch, Walter Niedermayr, Hann Trier, Manuela Tirler, Günther Uecker (09. 10. – 22. 10. 2010) Die Ausstellung mit Werken aus der Sammlung Bergmeier führt bedeutende Positionen vom deutschen Informel mit Arbeiten junger deutscher Künstler zusammen. In einer sehr persönlichen Auswahl zeigt die Sammlerin neben K.O. Götz, Hann Trier, Gotthard Graupner, und Günther Uecker, auch Arbeiten von Manuela Tirler, Matthias Hoch und Walter Niedermayr. Tumbleweed XII« von Manuela Tirler, eine Skulptur aus organischem Geflecht, vereint natürliche und geometrische Formen und stellt Gewohnheiten der Raumwahrnehmung auf den Kopf. Auch bei Walter Niedermayr werden Aspekte der Wahrnehmung über seine fotografischen Bilder hinterfragt. Themen wie Transparenz, Leichtig keit, Einfachheit und Komplexität finden in seiner alpinen Landschaft »Sterynefjellet« ihre Wirkung. Die Photographie »Ravensburg #25« von Matthias Hoch legt den Fokus auf die schlichte Schönheit einer perfekten Geometrie, entstan den durch den Blick auf einen in Grautönen changierenden Strassenbelag, angerührt aus Zement und Beton.

Sammlung Oehmen / Friedrich Kunath (09. 10. – 05. 11. 2010) In den verschiedenen Medien, Malerei, Zeichnung, Fotografie, Skulptur und Installation reflektiert der Künstler Friedrich Kunath ambivalente Themenkomplexe wie Hoffnung und Scheitern, Heimweh und Freiheitssuche, Sehnsucht und Überdruss, Enthusiasmus und Melancholie. Kunaths Bezüge zur Romantik, die über die genannten Themen hinaus auch in Zitaten romantischer Kunstwerke und Motivik zutage treten, werden zumeist mit feiner Ironie gebrochen und vermeiden hierin ein Abdriften ins Sentimentale, ohne jedoch zynisch zu sein oder Ideale der Lächerlichkeit preiszuge ben. Der in Los Angeles lebende, international vertretene Künstler scheut nicht vor Reizüberflutung oder Konfusion zurück, um darüber seinen Arbeiten einen sowohl realistischen als auch romantischen Charakter zu geben. Die Aus stellung in den Kunstsaelen Berlin zeigt Werke aus der Sammlung Oehmen, welche mit neuen Arbeiten des Künstlers kombiniert werden und somit einen aktuellen Einblick in sein Werk bieten.

Aanant & Zoo in Kooperation mit Kunstsaele Berlin / Geerten Verheus (09. 10. – 05. 11. 2010) Allem Anschein nach spielen die Arbeiten von Geerten Verheus mit den Wechselwirkungen zwischen Form und Ma terial. Dass dadurch zusätzlich semantische Verkehrungen entstehen, ist ihre Pointe. Manchmal verwendet Verheus kunsthistorische Referenzrahmen, manchmal setzt er den Ortsbezug seiner Werke in Anführungszeichen, manchmal laufen die erzeugten Assoziationen ins Leere und Offene. Im Foyer der Kunstsaele Berlin hängt Verheus’ »Großes Gegenteil« von der Decke. Die Skulptur, die aus schwer em, schwarzem Gummi besteht, scheint, wie eine dreidimensionale Collage, die Form eines opulenten Kronleuchters aus dem würfelförmigen Raum zu schneiden. Ein Stromkabel führt vom Boden aufwärts durch eine Öffnung in der mattglänzenden Oberfläche und verführt zum Hineinschauen in das roh gearbeitete Innere des Ausschnitts, das eine Neonlampe – Handwerkszeug auch von Kanalarbeitern – ausleuchtet. Die formale und funktionale Inversion dieses übergroß anmutenden Ornamentschmuckes, kann die Verbildlichung eines Sinnbilds bewirken: Als Schwarzes Loch betrachtet, stülpt die Skulptur den gesamten Raum um.

Aanant & Zoo in Kooperation mit Kunstsaele Berlin / Michael Müller »Was wird er damit tun?« (09. 10. – 05. 11. 2010) Nachdem Michael Müller in seinen letzten Ausstellungen Biografie, Materialgeschichte und Kolonialgeschichte mit einander verknüpfte, scheinen in der aktuellen Präsentation »Was wird er damit tun?« weder formale noch inhaltliche Bezüge offenkundig. Der Titel macht bereits deutlich, dass hier Fragen statt Antworten im Zentrum stehen. Ausgehend von der Zeichnung als seiner bevorzugten Technik, erweitert Müller einmal mehr seine Ausdrucksmittel. Er kombiniert Arbeiten auf Papier und Leinwand mit skulpturalen Werken aus Fliesen, Holz und farbigem Plexiglas. So ist etwa ein herkömmlicher Keilrahmen mit einer semitransparenten, rosafarbenen Luftpolsterfolie umspannt und mit »Kleines Nichts« betitelt. Das traditionelle Utensil eines Künstlers – die Leinwand – fehlt und zurück bleibt eine leere Hülle, auf der ein Etikett mit Angaben zu Titel, Materialien und Maßen angebracht ist. Diese Reflexion des eigenen Tuns ironisiert gleichsam das Klischee einer Kunst des Scheiterns. Das in eine Ecke gehängte Diptychon »Es gibt keine Monster« besteht aus zwei Portraits von Adolf Hitler als gescheit erten Kunststudenten in Wien. Sie legen Züge eines durchschnittlichen, jungen Mannes frei, dessen spätere Gräuel taten sich in keinster Weise angekündigt zeigen. Die detailreichen Zeichnungen tragen Untertitel wie »Photoshop at the Barber« und »A Portrait of a Young Man as an Artist (Not for Sale)«. Ganz abstrakt verhält sich hingegen die großformatige Leinwand »Did You See Me Coming?«. Auf weißem Grund entfaltet sich eine Art Aufzeichnung. Mit feinster Bleistiftmine entsteht ein hermeneutisch abgeriegeltes, in Selb stgespäche verfallenes Werk, das im Grunde nicht belästigt werden möchte. Der scheinbar autonome Bildraum ist gefüllt mit kaum nachvollziehbaren Strukturen. Vielmehr birgt das Werk Fragen nach Regelmäßigkeit und Ordnung und allein der Titel lässt vermuten, dass der Künstler der Vorstellung von Autonomie misstraut.