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Mit „Sammlung 2005“ stellt K21 drei Jahre nach seiner Eröffnung eine Neupräsentation seiner wesentlich erweiterten Sammlungsbestände vor. Gezeigt werden auf allen fünf Ebenen des Hauses ca. 150 Arbeiten von 50 Künstlern. Die historische Spannbreite reicht von Marcel Broodthaers (1924–1976) bis Tino Sehgal (geboren 1976), konzentriert sich jedoch auf die Zeit seit etwa 1980.

Nachdem die Kunstsammlung in der Zeit vor und während des Aufbaus ihres neuen Museums für Gegenwartskunst bereits eine Reihe wichtiger Arbeiten von Künstlern wie Marcel Broodthaers, Nam June Paik, Imi Knoebel, Katharina Sieverding, Dan Graham, Sherry Levine, Jeff Wall, Andreas Gursky, Candida Höfer, Thomas Ruff, Thomas Struth, Thomas Schütte, Eija-Liisa Ahtila und anderen erwerben konnte, ist der Bestand im Sommer 2004 durch den Erwerb der Sammlung Ackermans wesentlich erweitert worden. Diese Sammlung fügt sich inhaltlich besonders gut in das Bestehende ein und ergänzt es in herausragender Weise. So bietet die neue Präsentation einen breiten Überblick über die Kunst der letzten 25 bis 30 Jahre und zeigt nicht zuletzt, wie die im Rheinland entstandene Kunst mit der internationalen Entwicklung eng verbunden ist.

Einer der Schwerpunkte der neuen Sammlungspräsentation sind dreidimensionale Arbeiten oder besser: Arbeiten im Raum. Die Bedeutung der Skulptur seit den sechziger Jahren wird durch einen kleinen, aber prägnanten Block von Arbeiten der Künstler Jannis Kounellis, Mario Merz, Michelangelo Pistoletto und Marcel Broodthaers reflektiert. Es ist eine Art historischer Prolog, der die Erweiterung und erneute Öffnung des Skulpturenbegriffs in konzeptuelle, historische, narrative und symbolische Dimensionen bezeugt. Insbesondere die „Section Publicité“ des berühmten „Musée d’Art Moderne, Département des Aigles“ von Broodthaers markiert in ihrer ebenso analytischen wie skeptisch-poetischen Haltung einen bemerkenswerten Ausgangspunkt für den Umgang mit Bildern seit den achtziger Jahren.

Bei den Arbeiten der achtziger und neunziger gehören Künstler wie Katharina Fritsch, Robert Gober, Paul McCarthy, Reinhard Mucha, Juan Muñoz und Thomas Schütte zu den Eckpfeilern der Sammlung. Von den meisten von ihnen werden mehrere Arbeiten bzw. Raumensembles gezeigt. Ihre Arbeiten stehen für ein am Ende des 20. Jahrhunderts wieder erwachtes Interesse an Körper und Figur, an historischen, erzählerischen und symbolischen Dimensionen, aber auch an einer ironisch gefärbten, konzeptuellen Brechung oder Simulation. Arbeiten wie ”Mann und Maus” (1991/92) und die Reihe der drei Figuren von ”Mönch” (1995/96), ”Doktor” (1999) und ”Händler” (2001) von Katharina Fritsch zeigen in einer fast abstrakten, die grundlegenden Wirkmöglichkeiten der Gattung Bild auslotenden Form einerseits und der psychologisch und soziologisch hoch aufgeladenen Figuration andererseits zwei wesentliche Aspekte ihres Werkes.

Das Ensemble von Skulpturen Robert Gobers stellt eine konzise und prägnante Auswahl von ‘klassischen’ Arbeiten des Künstlers aus den achtziger Jahren dar, in denen es um poetisch zugespitzte Identitätsfragen geht.

Die Gruppe von Skulpturen und Videos des Amerikaners Paul McCarthy bildet einen weiteren eindrücklichen Raum. Hier sind frühe Performance-Videos mit einem Skulpturenensemble kombiniert, das sich mit der Frage des Selbstporträts beschäftigt.

”Das Deutschlandgerät” von Reinhard Mucha wurde 1990 für den deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig geschaffen. Es ist die größte und anspruchsvollste Arbeit des Künstlers, die er - seiner künstlerischen Methodik gemäß - bei ihrer zweiten Installation in K21 durch die Hinzufügung von Videos und Sound überarbeitet und erweitert hat.

Unter den figurativen Bildhauern in der Sammlung nimmt Juan Muñoz mit ”Plaza” (1996) einen hervorragenden Platz ein. Der aus 27 fast lebensgroßen Figuren bestehende Kreis ist eine saalfüllende Arbeit, in der zentrale Aspekte des Werkes wie das Faszinosum Raum, die theatralische Inszenierung und das Interesse an verborgenen historischen und narrativen Momenten besonders deutlich werden.

Thomas Schüttes Gradwanderung zwischen modellhaften Gesellschafts- und Zeitkommentaren und einer stupenden Beschäftigung mit der menschlichen Figur wird in mehreren Beispielen veranschaulicht.

Dieses Spektrum wird erweitert und ergänzt durch Arbeiten von zahlreichen anderen Bildhauern, die ebenfalls figurativ im erweiterten Sinne oder objekthaft arbeiten. Besonders hervorgehoben seien die Rauminstallation von Christian Boltanski, mehrere Skulpturen von Tony Cragg an der Grenze zwischen Abstraktion, Figuration und Materialakkumulation, der Erinnerungs-Raum von Ilya Kabakov und der Bibliotheksabguss von Rachel Whiteread, aber auch die Gruppen von aufeinander bezogenen Arbeiten von Georg Herold und Franz West oder eine Rauminstallation von Gregor Schneider sowie eine Gruppe von Holzskulpturen von Paloma Varga Weisz.

Mit einem Ensemble abstrakter Skulpturen, Bilder und Videos ist Heimo Zobernig, der vor zwei Jahren eine große Ausstellung in K21 hatte, präsent.

Der Amerikaner Sam Durant und der Schweizer Thomas Hirschhorn thematisieren in ihren plastischen und sonstigen Arbeiten politisch-gesellschaftliche Zustände und Erinnerungen. Seit der Eröffnung von K21 zieht im Luftraum über der Piazza ein Ventilator von Olafur Eliasson seine Bahnen. Nun ist unter der Glaskuppel des Hauses eine weitere spektakuläre Arbeit dieses Künstlers der vier Elemente hinzugekommen.

Mit dem „TV Garden“ (1974–1977 / 2001) von Nam June Paik wird eine historische Videoinstallation gezeigt, die mit ihrem exzessiven Umgang mit elektronischen Bildern in einem Natur-Kontext gleichsam einen Gegenpol zur Installation von Marcel Broodthaers darstellt.

Auch bei den übrigen Arbeiten der Foto- und Videokunst wird ein auf die beinahe physische Präsenz von historisch eingebundenen, suggestiven Bildern gerichtetes Interesse deutlich. Allein drei Leuchtkastenbilder des Künstlers Jeff Wall belegen seine Bedeutung für eine Fortsetzung der Malerei mit anderen Mitteln.

Mit meist mehreren fotografischen Arbeiten sind die aus der Düsseldorfer Kunstszene stammenden Andreas Gursky, Candida Höfer, Thomas Ruff, Katharina Sieverding und Thomas Struth besonders gut vertreten. Mit Bildern dieser Künstler, die zum überwiegenden Teil Schüler von Bernd und Hilla Becher waren, ist die Fotografie als Kunst nicht nur in Deutschland endgültig etabliert worden. Darüber hinaus ergänzen Arbeiten von Thomas Demand, Lucinda Devlin und Wolfgang Tillmans das Spektrum dieses für die Entwicklung der letzten zwanzig Jahre so wichtigen Mediums.

In eine Übergangszone zwischen statischem und bewegtem Bild schließlich führt die romantisch-ironische Diaprojektion „Herbst“ von Peter Fischli und David Weiss.

Eine Auswahl teilweise großräumiger Videoinstallationen aus der Sammlung wird im Untergeschoss präsentiert. Hierzu zählt die von einer Wahrnehmungsstörung handelnde Arbeit „The House“ von Eija-Liisa Ahtila, die mit dem tagtraumähnlichen Film „Phonokinetoscope“ von Rodney Graham korrespondiert.

Steve McQueen’s Documenta-Arbeit „Carib’s Leap/Western Deep“ evoziert kontrastierende Bilder von Dunkelheit und Helle, von Erschöpfung und Erlösung.

Shirin Neshat thematisiert in einem beinahe handlungslosen Film weibliches Leben in traditionellen Gesellschaften und Tony Oursler lässt in seinen sprechenden Köpfen ein Stimmengewirr aus Bewusstsein und Unterbewusstsein entstehen.

Zu „Sammlung 2005“ erscheint zum ersten Mal ein Bestandskatalog, der die Sammlung Arbeit für Arbeit in Bild und Text ausführlich beschreibt und erläutert: Sammlung. Kunst der Gegenwart in K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Eine Publikation der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, herausgegeben von Julian Heynen und Valeria Liebermann, mit Texten von Julian Heynen, Stefanie Jansen, Stefanie Kreuzer, Anette Kruszynski, Doris Krystof, Valeria Liebermann, Maria Müller, Pia Müller-Tamm, Peter Schüller, Reinhard Spieler und Armin Zweite. Der Katalog erscheint im Dumont Literatur und Kunst Verlag, Köln (330 Seiten, davon 150 ganzseitige Farbabbildungen im Format 23,5 x 28 cm)

Pressetext

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Sammlung 2005 - Neupräsentation der erweiterten Sammlung
Ab 2. Juli 2005 (bis auf weiteres)

Werke von Eija-Liisa Ahtila, Christian Boltanski, Herbert Brandl, Marcel Broodthaers, Tony Cragg, Richard Deacon, Thomas Demand, Lucinda Devlin, Olafur Eliasson, Fischli / Weiss, Günther Förg, Katharina Fritsch, Robert Gober, Rodney Graham, Andreas Gursky, Georg Herold, Thomas Hirschhorn, Candida Höfer, Martin Honert, Bethan Huws, Ilya Kabakov, Kim Sooja, Imi Knoebel, Jannis Kounellis, Sherrie Levine, Rita McBride, Paul McCarthy, Steve McQueen, Mario Merz, Olaf Metzel, Reinhard Mucha, Ron Mueck, Juan Muñoz, Shirin Neshat, Tony Oursler, Nam June Paik, Michelangelo Pistoletto, Thomas Ruff, Gregor Schneider, Thomas Schütte, Tino Sehgal, Katharina Sieverding, Andreas Slominski, Pia Stadtbäumer, Thomas Struth, Wolfgang Tillmans, Paloma Varga Weisz, Jeff Wall, Franz West, Rachel Whiteread, Heimo Zobernig