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Rupprecht Geiger - Metapher Zahl

Wir freuen uns, dank der Kooperation mit dem Archiv Geiger und gefördert durch Walter Kurz, Fürth, eine Ausstellung zeigen zu können, die einerseits „den ganzen“ Geiger präsentiert, andererseits, angepasst an unsere räumlichen Möglichkeiten, eine Werkgruppe, die selten komplett gezeigt wurde: Die Metapher Zahlen. Entstanden ab 1984 bis 2007! Die Werkgruppe umfasst Objekte aus Holz und Acryl, Serigrafien, Zeichnungen mit Acryl auf Papier, mit Ölkreide oder Grafit auf Druckerpapier - also Druckgrafik ebenso wie Unikate.

„Malen heißt nicht Formen färben, sondern Farben formen.“ Das Zitat von Henri Matisse charakterisiert treffend, welchem Unterfangen sich der Münchner Maler Rupprecht Geiger (1908-2009) zeitlebens verschrieben hatte. Sein Schaffen konzentrierte sich auf die Kraft der Farbe, um deren Freisetzung er mittels einer konsequenten Loslösung von der Form bemüht war. Mit ihm verstarb im hohen Alter einer der bekanntesten deutschen Vertreter der abstrakten Malerei (die Leiterin des Franz-Marc-Museums schrieb 2014: Der einzige Münchner Maler mit Weltgeltung) und Erfinder der Shaped Canvases (1948/49).

Rupprecht Geiger (1908-2009) war als Architekt tätig, bevor er im Wehrdienst seine Fertigkeiten in der Malerei schulte und als Kriegsmaler eingesetzt wurde. Schnell entwickelte der Autodidakt in seinen freien Arbeiten ein unumstößliches Interesse an gegenstandsloser Kunst. Besonders radikal waren seine Experimente mit shaped canvases, die den Beispielen seiner amerikanischen Kollegen weit voraus griffen: Jene Leinwände abseits klassischer Bildformate zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung mit der Beziehung von Form und Inhalt. Dieser Erkenntnisgewinn wirkte sich wesentlich auf die Umsetzung seines zentralen Themas aus: die Ausdruckskraft der Farbe und die Sichtbarmachung ihres autarken Werts. Hierfür nutzte Geiger, der auch Professor für Malerei an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf war, archetypische Grundformen wie das Rechteck oder das Oval, die möglichst wenig Einfluss auf die zur Geltung zu bringende Farbe nehmen sollten. In teils raumgreifenden Arbeiten schöpfte er mit dieser Methode das Farbvolumen bis zum Äußersten aus.

Für die Metapherzahlen nutzte Geiger den Umstand, dass Zahlen grundsätzlich in ihrer Gestalt festgelegte und daher sehgewohnte Zeichen sind. In verschiedenen Kunstrichtungen wurden Zahlen als zentrales Motiv (beispielsweise von den Pop-Art-Künstlern Jasper Johns und Robert Indiana) aufgegriffen oder wie im Kubismus hinsichtlich ihrer Form hinterfragt. Geigers Metapherzahlen sind bildgewordene Interpretationen der Ziffern, in denen die Form der Farbe untergeordnet ist. Sie geben einen neuen Impuls in der Erforschung des Beziehungsgeflechts von Farbe und Form und lassen die Ziffern 0 bis 9 in Geiger-typischer Manier als bildhafte Kompositionen in leuchtenden Farben in Erscheinung treten.

Ab 1984 fertigte der Künstler in seinem Münchner Atelier in unregelmäßigen Abständen Werkreihen, in denen er sich den Zahlen mittels seines eigenen Formenkanons annäherte. Die Konzeption aus eckigen (männlichen) und runden (weiblichen) Formen in individueller Farbgebung gestaltet sich innerhalb jeder Reihe einheitlich und doch liegt jeder Serie ein eigenes Wirkungsprinzip zu Grunde. Durch die Konfrontation warmer und kalter Farbnuancen sowie ihre fein abgestimmte Modulation wusste Geiger den Metapherzahlen Spannung und Plastizität zu entlocken. Das Bedürfnis nach Raumwirkung zeigt sich besonders deutlich bei den Objekten, die mit ihrer ungleichmäßigen Gestalt und dem konstruktiven Aspekt an frühe Beschäftigungsfelder anknüpfen. Der in der kunst galerie fürth ausgestellte Komplex der Metapherzahlen vereint unterschiedliche künstlerische Ansätze und verspricht einen umfassenden Einblick in Rupprecht Geigers Lebenswerk.

Mit dieser Ausstellung setzen wir unsere lockere Folge von Ausstellungen bedeutender verstorbener Künstler fort (bspw. Wolfgang Mattheuer, Christian Schad, Botond, O. Winston Link, Oskar Koller, Hannah Höch, Paul Rebeyrolle).

Zur Eröffnung spricht die Enkelin des Künstlers, Julia Geiger. Es erscheint eine kostenlose Besucherbroschüre mit Abbildungen, Text und biografischen Angaben.

Text Rebecca Suttner