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Zum 100. Geburtstag von Rupprecht Geiger am 26.1.08 zeigt das Haus der Kunst die Arbeiten "Morgen Rot" und "Abend Rot" aus dem Jahr 2000 sowie "Rote Trombe" von 1985: ein riesenhaftes, zeltartiges Objekt, in das der Besucher hineingehen kann, um Rot zu tanken.

Der Weg von Rupprecht Geiger als Maler begann nicht mit dem Studium der Malerei an einer Akademie, sondern mit dem Studium der Architektur. Mit Unterbrechung durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre war Rupprecht Geiger auch bis 1962 in diesem Beruf tätig. Die russische Landschaft war auslösendes Moment dafür, dass Geiger zum Maler wurde. Das Erleben von ihren Morgen- und Abendstimmungen, von Himmelstönungen in unglaublicher Breitenausdehnung wirkte in ihm nach und löste den Wunsch aus, dieses Erleben zu reflektieren.

Später war er als Kriegsmaler sechs Monate in Griechenland und sah sich dort der Farbigkeit des Südens gegenüber: "Die Umstellung auf diese südländische Stimmung ist nicht leicht. Zwei Jahre Russland haben das Auge in kalten, strengen Akkorden gesättigt ... Oft gehe ich ratlos und fast verzweifelt durch die Glut der Häuser ... Licht und Schatten erscheinen in erdrückender Fülle ... Die Straße vom Kastell mittags: grünes Meer, ultramarinfarbenes Haus, blassgrünes Haus und der Himmel preußischblau: das ist viel", notiert er in seinem Tagebuch.

Sein Studium der Malerei ist autodidaktisch, sein Thema hat er von Anfang an gefunden. Es geht ihm um die Farbe als Möglichkeit der Erkenntnis: Wie kann es gelingen, die angesichts der Natur erlebten Farben und ihren Stimmungsgehalt in noch reinerer Form wieder aufleben zu lassen?

Anfangs gibt es am unteren Bildrand seiner Werke noch knappe Andeutungen von Landschaft; sehr bald jedoch lassen sich keine Gegenstände mehr identifizieren, das gesamte Bildgeschehen ist auf die Ebene der Abstraktion gebracht. 1949 stellt Rupprecht Geiger erstmals vollabstrakte Gemälde aus; 1962 beginnt er mit den monochrom modulierten Farbfeldern und möchte jede Begrenzung von Farbe auf feste Umrisse überwinden. Sein Streben richtet sich darauf, dass sich Farbe auch vom Farbträger verselbständigt und nur noch als ein Ausstrahlen wahrgenommen wird. Mittlerweile ist der Name Rupprecht Geiger eine Art Synonym für die Farbe Rot geworden ñ für ihn der Inbegriff reinen Lichts, reiner Energie und Lebenskraft.

"Rot ist die Farbe,

Rot ist schön.

Rot ist Leben, Energie, Potenz, Macht, Liebe, Wärme, Kraft. Rot macht high. Mit ihrer Fähigkeit zu stimulieren ist sie in machtvoller Funktion. Rot ist im Spektrum des Sonnenlichts. Schau in die glutrot untergehende Sonne, sie gibt dir Kraft für den nächsten Tag. Rote Farbe in der Atmosphäre, das farbige Licht über allen Dingen, gibt der Form sinnlich gesteigerten Ausdruck. Rote Lichtwellen sind geistige Materie, sind den Gedanken der Sehnsucht und den Wünschen mitgegeben. Im Moment bewusster Wahrnehmung setzt Rot Energie frei. Ein monochrom moduliertes Farbfeld leuchtroter Farbe wird zum Kraftfeld. Wird die Farbe so vorgestellt, ist ihre Potenz und ihr Stimmungswert fühlbar. Der sehgewohnten Bindung an Formales entrückt, wird Farbe neu erlebt und endlich als autonomes Element erkennbar." Rupprecht Geiger

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Rupprecht Geiger
Farbe tanken für neue Energie / Stocking Up on Colour for New Energy
Installation parallel zur großen Retrospektive des Künstlers im Lenbachhaus