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Contemporary Fine Arts freut sich, die Hommage an den legendären Berliner Kunsthändler und Galeristen Rudolf Springer, der die Kunstszene nach dem Krieg in Berlin wesentlich geprägt hat, bekannt zu geben.

Leidenschaft und Neugier beherrschten stets die kaufmännische Ratio des inzwischen 98-Jährigen. Seine "Initiation" als Galerist und Händler zeitgenössischer Kunst erfuhr Springer während des Krieges durch die Lektüre des Buches "Kunst oder Kitsch", das ihm gleichermaßen Inspiration und Lehrbuch war. Nach einer Ausbildung bei Gerd Rosen eröffnete er 1948 - zur Zeit in der Berlin über die Luftbrücke versorgt wurde - seine ersten Räume im Haus seiner Eltern in Zehlendorf. In den ersten beiden Jahren bestimmten dort deutsche Künstler das Programm, die zum Großteil von Rosen in die junge Galerie gewechselt hatten. Nach seinem Umzug in neue Räume in der Maison de France 1950 öffnete er sich mit einer Ausstellung der Werke Joan Mirós bereits früh dem internationalen Markt, dessen Zentrum nach wie vor Paris darstellte. Die Möglichkeit in dieser Zeit zu reisen sowie exzellente Kontakte ermöglichten zahlreiche Präsentationen französischer Künstler, in Berlin damals ein Sonderstatus.

Später folgten mit Ausstellungen von Ernst Wilhelm Nay und Wols auch deutsche Künstler, die in der apolitischen Abstraktion den Anschluss an die internationale Moderne suchten. Mit dem Blick nach Frankreich und der Präsentation abstrakter Positionen folgte er als einziger West-Berliner Händler ungeachtet des kalten Krieges dem allgemeinen Trend des deutschen Kunstmarktes dieser Zeit. Ebenso singulär wie typisch für Springers eigenständigen und starken Willen war sein Einsatz für die damals politisch verpönte figurative Malerei, die sich nach der Überwindung des Nationalsozialismus nur im Osten des Landes wieder etablieren konnte, im westdeutschen Markt jedoch bis in die 80er Jahre kaum auf Interesse stieß. Bereits 1956 zeigte Springer zum ersten Mal überhaupt das Werk des Ostdeutschen Gerhard Altenbourg in einer Einzelausstellung, ein Künstler, der anders als Staatskünstler wie Werner Tübke unter den Repressalien der sozialistischen Politik zu leiden hatte.

In den Ausstellungen Ende der 60er Jahre trat konsequenter Weise mit Georg Baselitz, Markus Lüpertz und A. R. Penck u. a. eine neue figurativ arbeitende deutsche Malergeneration auf den Plan, die sich nicht mehr allein Malerei theoretischen Fragen widmete, sondern diese dezidiert in den Kontext der eigenen nationalen Vergangenheit setzte. Neben diesen inzwischen Kunstgeschichte gewordenen Positionen, zeichnete Springer von Anfang an seine Leidenschaft für das Abseitige und Schräge aus. Schließlich war er unter den Ersten, der Friedrich Schröder Sonnenstern eine Plattform schuf. Auch Sonntagsmaler und lokale Eintagsfliegen am Rande der Szene erhielten bei ihm neben international renommierten Künstlern ein Forum und gestalteten damit ein Stück Mythos wie er vielleicht nur in Berlin möglich war.

Die Ausstellung "Rudolf Springer. Marchand d'art, né 1909" würdigt Person und Karriere in Dokumenten und Fotos. Darüber hinaus zeichnen einzelne Werke, die durch seine Hände gingen, das künstlerische Programm Springers und die bemerkenswerte Ausstellungshistorie der Galerie in wesentlichen Etappen nach.

Mit diesem Rückblick schließt Contemporary Fine Arts nach mehr als 10 Jahre erfolgreicher Galeriearbeit die Räume in den Sophie-Gips-Höfen. Die neuen Räume der Galerie (Hinter dem Gießhaus) werden im Herbst 2007 mit einer großen Retrospektive des Österreichers Walter Pichler eröffnet.

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Rudolf Springer
Marchand d´art - Hommage an Rudolf Springer