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Eröffnung: Mittwoch, 5. April 2017, 19 Uhr

Das Werk der deutsch-italienischen Künstlerin Rosa Barba lässt sich vor dem Hintergrund eines erweiterten Skulpturbegriffs lesen. Neben Fragen nach der Komposition, der Körperlichkeit von Form und der Plastizität, spielt die zeitliche Dimension eine zentrale Rolle. Dieser Aspekt sowie ihr Interesse daran, wie Film Raum artikuliert, setzen Werk und Betrachter in ein neues Verhältnis, was sich auch im Inhalt ihrer Filme widerspiegelt. Jeder ist eine topografische Studie des modernen Unbewussten. Es sind Räume der Erinnerung und der Ungewissheit, die trotz der instabilen Realität, die sie darstellen, als versichernder Mythos zu lesen sind.

Barbas filmische Arbeiten bewegen sich zwischen experimentellem Dokumentarfilm und fiktionaler Erzählung und sind zeitlich nicht eindeutig festgelegt. Sie fokussieren häufig Naturlandschaften und vom Menschen verursachte Eingriffe in die Umwelt, sie untersuchen das Verhältnis zwischen historischer Aufzeichnung, persönlicher Anekdote und filmischer Darstellung.

Eine Schlüsselstellung für Barbas räumlich erweiterten Begriff von Skulptur hat die Serie White Museum, bei der die Umgebung Teil der Installation wird. Ein Raum des jeweiligen Ausstellungsgebäudes wird zur Projektionskabine, aus der ein Filmprojektor ein rechteckiges Lichtfeld nach draußen wirft. Die Landschaft wird so zu dreidimensionalen Filmbildern, die von einem leeren Raum, gleichfalls Teil des Museums und der Ausstellung, betrachtet werden können. Die Außenwelt wird zum Bild, zur Idee. Die Arbeit wurde seit 2010 in verschiedenen ortsspezifischen Versionen gezeigt; erstmals im Centre international d’art et du paysage de l’île de Vassivière, wo der umliegende Park Teil der Installation wurde, anschließend unter anderem 2012 in Margate, in der Turner Contemporary (Projektion aufs Meer), 2015 im Hirsch Observatory in Troy, Upstate New York, wo die Projektion in den Himmel gerichtet wurde und zuletzt auf der laufenden 32. São Paulo Biennale (bis Dezember 2016).

Parallel zu ihrem filmisch-installativen Werk gibt Barba seit 2004 die Editionsreihe Printed Cinema heraus, die als eine Art Sekundärliteratur zu Barbas Filmen fungiert: Da die Publikationen Recherche- ebenso wie für den Film selbst verworfenes Material umfassen, bilden sie nicht nur eine visuelle, sondern auch eine dauerhafte Erweiterung der temporär begrenzten filmischen Vorführung.

Rosa Barba, geboren 1972 in Agrigent (Italien), lebt und arbeitet in Berlin.