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In einer gemeinsamen Ausstellung präsentieren Louise Bourgeois und Roni Horn eine Auswahl ihrer Stoff- und Pigmentzeichnungen. Kuratiert wird die eigens für Hauser & Wirth konzipierte Ausstellung von Jerry Gorovoy, dem langjährigen Mitarbeiter von Louise Bourgeois. Für beide Künstlerinnen besteht die zeichnerische Arbeit zu einem grossen Teil als eigenständiges Schaffen, andererseits bezeichnet sie aber auch eine Erkundung parallel zu ihrem bildhauerischen Arbeiten. Wie die rund zwanzig ausgestellten Arbeiten zeigen, geht es Bourgeois und Horn hier um eine Untersuchung über die Beziehung der Verdoppelung der Form, der gepaarten Form und der Spiralform. Auch zeigt sich ihr verwandtes Gespür für Struktur, Ordnung und Chaos; das Schneiden und Kleben bei Roni Horns Zeichnungen besitzt eine Körperlichkeit ähnlich dem Schneiden und Nähen bei Louise Bourgeois’ Arbeiten. Louise Bourgeois’ zeichnerisches Oeuvre, das in den letzten 60 Jahren entstanden ist, weist eine immense Vielfalt an Techniken, Formen und Motiven auf. Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden die Stoffzeichnungen, welche zwischen 2003 und 2006 entstanden sind. Einzelne dieser Arbeiten werden erstmals öffentlich präsentiert, andere waren bis vor kurzem in einer umfassenden Werkschau in der Kunsthalle Wien zu sehen.

Für die textilen Zeichnungen verwendet Bourgeois ihre Kleider, Tisch- und Betttücher. Diese meist gestreiften Stoffe näht sie in konzentrischen Kreisen und Spiralen zu spinnen- oder kaleidoskopartigen Mustern zusammen, so dass ein ‚ästhetisches Gewebe aus Lineaturen’ entsteht und die zweidimensionalen Oberflächen durch den Stoff und die Nähte skulptural werden. Das verwendete Material, der Akt des Nähens und Reparierens, sowie das wiederkehrende Motiv des Spinnennetzes, sind eng mit ihren Erinnerungen an die früh verstorbene Mutter verknüpft, welche zusammen mit ihrem Mann ein Atelier für die Restauration von Tapisserien führte. „Ich hatte immer Angst, getrennt und allein gelassen zu werden. Durch das Nähen versuche ich, die Dinge zusammenzuhalten oder wieder ganz zu machen.“

Roni Horn arbeitet vornehmlich mit Skulptur, Zeichnung und Fotografie, ohne dabei einem bestimmten Medium mehr Bedeutung einzuräumen. Ihrem zeichnerischen Oeuvre wurden wiederholt wichtige Einzelausstellungen gewidmet, so im Centre Pompidou in Paris (2003- 04), im Museum für Gegenwartskunst Basel (1995) und im Kunstmuseum Winterthur (1993). In der aktuellen Ausstellung wird eine Gruppe von Pigmentzeichnungen (pigment drawings) gezeigt, welche die Künstlerin seit 1985 schafft. Bei der Betrachtung dieser abstrakten und äusserst sublimen Zeichnungen fallen in der Gegenüberstellung mit Bourgeois’ Arbeiten formale Ähnlichkeiten auf. Rote, grüne und blaue Pigmentflecken sammeln sich fragmentarisch zu konzentrischen Kreisen und Paarformen. Diese grossformatigen Zeichnungen mit in Bleistift geschriebenen Worten und Fragmenten entstehen durch den direkten Auftrag von Pigmenten auf Papier und einem anschliessenden Prozess des akribischen Zerschneidens und Zusammensetzens. Das Pigmentpulver wird mit etwas Terpentin auf das Papier aufgetragen und schliesslich durch Pinselaufträge mit Lack fixiert. Anschliessend wird das Papier in Streifen und unterschiedliche geometrische Formen zerschnitten, um dann auf einem grossen Papier, das als Grundlage dient, wieder neu zusammengefügt zu werden, so dass wie bei den Stoffzeichnungen von Louise Bourgeois Verbindungsnähte entstehen. In der Komposition durch Schneiden, Kleben und Zusammenfügen einzelner Fragmente, ähnlich einer Assemblage, zeigen sich die Anliegen einer Bildhauerin, die sich mit Räumlichkeit und dem Verhältnis einzelner Elemente auseinandersetzt.

Louise Bourgeois (*1911 Paris) lebt und arbeitet seit 1938 in New York. Nächstes Jahr widmet die Tate Modern in London der Künstlerin zeitgleich mit ihrem 95. Geburtstag eine umfangreiche Retrospektive (geplante Stationen: Centre Pompidou Paris, Guggenheim New York und MoCA Los Angeles).

Roni Horn (*1955) lebt und arbeitet in New York und Reykjavik. Sie ist mit ihren Werken seit den frühen 80er Jahren mit zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in renommierten Kunstinstitutionen präsent, darunter das Inverleith House in Edinburgh (2006), das Art Institute of Chicago (2004), das Folkwang Museum Essen (2004), das Centre Pompidou, Paris (2003), das Fotomuseum Winterthur (2003), das Dia Center for the Arts New York (2001-02), oder die Kunsthalle Basel (1995).

Rechtzeitig zur Ausstellung in Zürich wird Roni Horns neueste Publikation ‚Rings of Lispector (Agua Viva)’ mit einem Essay von Hélène Cixous aufliegen. Buch 1: 120 Seiten mit 29 Farbtafeln Buch 2 (Agua Viva: Seventeen Paradoxes): 24 Seiten mit 17 Farbtafeln Steidl Verlag Göttingen und Hauser & Wirth Zürich London

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Roni Horn und Louise Bourgeois
Zeichnungen
kuratiert von Jerry Gorovoy